Lungenentzündung durch Pneumocystis (Pneumocystis-Pneumonie)

Eine Pneumonie mit Pneumocystis jiroveci ist oft die Krankheit, die den Verdacht zulässt, dass sich eine HIV-Infektion zu AIDS entwickelt hat.

Was ist eine Lungenentzündung durch Pneumocystis?

Definition

Pneumocystis jiroveci ist ein Pilz, der bei bestimmten Vorerkrankungen zu einer Lungenentzündung (Pneumonie) führen kann. Dies wird als „opportunistische Infektionen“ bezeichnet. Opportunistische Infektionen sind eine Bezeichnung für Infektionen, die nur bei einem geschwächten Immunsystem vorkommen. Eine Pneumonie mit Pneumocystis findet man fast ausschließlich bei HIV-Infizierten. Seltener tritt diese auch bei Patient*innen mit Immunschwäche aus anderen Gründen auf – z. B. bei Patient*innen mit Krebserkrankungen oder Personen, die Organtransplantationen erhalten haben und Medikamente einnehmen müssen, die das Immunsystem stark unterdrücken (Immunsuppressiva).

Bei Patient*innen, die eine HIV-Infektion haben, wird eine Infektion mit Pneumocystis jiroveci als definierend für das Stadium „AIDS“ gewertet.

Symptome

2–4 Wochen nach einer Ansteckung kommt es typischerweise zu Atemnot, trockenem Reizhusten und leichtem Fieber. Die Atem- und Herzfrequenz können erhöht sein.

Ursachen

Eine Ansteckung von Person zu Person ist wahrscheinlich der häufigste Ansteckungsweg. Die Übertragung erfolgt dabei über das Einatmen erregerhaltiger Schwebstoffe.

Menschen mit intaktem Immunsystem können asymptomatische Träger*innen von Pneumocystis jiroveci sein und Personen mit geschwächtem Immunsystem anstecken.

Häufigkeit

  • Weltweit treten jährlich etwa 400.000 Neuerkrankungen auf.
  • Es ist die häufigste opportunistische Erkrankung bei HIV-Patient*innen.
  • Durch die Fortschritte in der Behandlung von HIV und AIDS und die Möglichkeit zur Krankheitsprophylaxe bei einer vorliegenden HIV-Infektion ist die Anzahl der Neuerkrankungen stark zurückgegangen.

Untersuchungen

Meistens haben betroffene Patient*innen eine bekannte HIV-Infektion oder AIDS. Das Abhören der Lungen ist in der Regel unauffällig. Die Diagnose lässt sich am sichersten mit einem mikroskopischen Nachweis von Pneumocystis-Organismen stellen. Die Proben werden bei einer Lungenspiegelung (Bronchoskopie) mit Spülung der Lunge gewonnen. In einer Röntgenuntersuchung oder Computertomografie der Lungen können typische Veränderungen erkennbar sein.

Behandlung

Bei einer Lungenentzündung durch Pneumocystis jiroveci wird eine rasche Antibiotikatherapie eingeleitet. Bei leichten Fällen kann die Einnahme ggf. als Tablette erfolgen. In allen anderen Fällen sollte die Behandlung in einem Krankenhaus erfolgen, und das Antibiotikum intravenös verabreicht werden. Bei mittelschweren und schweren Lungenentzündungen wird zusätzlich ein Kortisonpräparat (Prednisolon) verordnet, wodurch das Risiko an der Erkrankung zu versterben, deutlich reduziert werden kann.

Um zu verhindern, dass Risikopatient*innen an dieser Form der Pneumonie erkranken, können Betroffene vorbeugend (prophylaktisch) behandelt werden. HIV-Infizierte erhalten diese Behandlung beispielsweise, wenn der CD4-Wert der T-Zellen unter 200/µl liegt. Für Patient*innen, die aus anderen Gründen eine Immunschwäche haben, kann eine vorbeugende Behandlung ebenso notwendig sein, z. B. bei Einnahme bestimmter Medikamente, die das Immunsystem unterdrücken (Immunsuppressiva).

Prognose

Der Zeitpunkt der Diagnosestellung und die Ausprägung der Immunschwäche sind entscheidend für den Verlauf. Die Sterblichkeit (Letalität) für Patient*innen mit HIV liegt bei 10–20 %. Die Letalität für Patient*innen ohne HIV liegt bei 30–60 %, abhängig von der zugrunde liegenden Erkrankung. Ist Verlauf der Lungenentzündung so schwerwiegend, dass eine Beatmung erforderlich ist, liegt die Sterblichkeit bei 58 %.

Weitere Informationen

Autorin

  • Susanna Allahwerde, Fachärztin für Allgemeinmedizin, Berlin

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Literatur

Dieser Artikel basiert auf dem Fachartikel Pneumocystis-Pneumonie. Nachfolgend finden Sie die Literaturliste aus diesem Dokument.

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