MRSA im Krankenhaus

Allgemeine Informationen

Definition

  • Die Abkürzung MRSA steht für Methicillin-resistenter Staphylococcus aureus.
  • Es wird zwischen einer Kolonisation oder einer Infektion mit MRSA unterschieden.
    • Kolonisation: Wachsen und Persistieren von MRSA nach Kontamination auf der Haut oder Schleimhaut eines Menschen
    • Infektion: entzündliche Reaktionen mit weiteren Symptomen durch MRSA1
  • Reservoir: vor allem der Nasen-Rachen-Raum
  • Übertragungswege
    • Handkontakt: Hauptübertragungsweg in medizinischen Einrichtungen1
    • direkter und indirekter Kontakt
    • Tröpfchen, kontaminierte Flächen
    • Äußerst widerstandsfähig gegen Trockenheit und Hitze, können bis zu Monaten auf unbelebten Flächen überleben.
  • Bakterien der Staphylokokken-Gruppe sind ein normaler Bestandteil der Hautflora und rufen in der Regel keine Beschwerden hervor. Die Untergruppe des Staphylococcus aureus (SA) kann jedoch zu Wundinfektionen und Abszessen, aber auch zu systemischen Infektionen und Blutvergiftungen führen.
  • Eine Besiedlung (v. a. Nasenvorhof) mit MSSA (Methicillin-sensibler Staphylococcus aureus) in der Allgemeinbevölkerung ist häufig (20–30 % der Menschen), mit MRSA selten.1
  • Früher konnten Infektionen mit SA mit herkömmlichem Penicillin behandelt werden, es entwickelte sich jedoch schnell eine Resistenz. Etwa ab 1950 wurde Methicillin als wirksames Mittel gegen SA-Infektionen eingesetzt. Doch bereits ab den 1960er Jahren tauchten resistente Stämme (MRSA) auf.
  • Die Methicillin-resistenten Bakterien sind häufig auch gegen eine Reihe anderer Antibiotika resistent.
  • Von MRSA und MSSA (Methicillin-sensibler Staphylococcus aureus) ausgelöste Krankheitsbilder unterscheiden sich klinisch nicht. Infektionen mit MRSA sind mit erhöhter Sterblichkeit und erhöhten Kosten gegenüber denen mit MSSA assoziiert.1
  • Unterscheidung einer Übertragung von MRSA im Krankenhaus (Hospital-aquired = HA-MRSA) oder ambulant erworbenen MRSA-Infektionen (Community-aquired = CA-MRSA) mit grundsätzlich unterschiedlichen Eigenschaften und länderspezifisch sehr unterschiedlicher Ausbreitung.2
  • MRSA im Krankenhaus führen zu einem Anstieg der Morbidität, der Kosten und der Mortalität.

Häufigkeit

MRSA

  • Nach stetiger Zunahme des Anteils von MRSA an der S.-aureus-Population seit 1990 nimmt er seit einigen Jahren wieder ab.
  • In der ambulanten Versorgung sank der Anteil von 13 % (2010) auf 6 % im Jahr 2019.3
  • Auch im europäischen Durchschnitt sank der Anteil von 18 % im Jahr 2013 auf 15,5 % im Jahr 2019, in süd- und osteuropäischen Ländern (z. B. Italien, Griechenland, Rumänien) lag er auch im Jahr 2019 weiterhin bei mehr als 35 %.4
  • Mehr als 82 % der Betroffenen sind 60 Jahre oder älter.
  • Die Prävalenz von MRSA-Kolonisationen bei Menschen, die in Langzeit-Pflegeeinrichtungen in Deutschland leben, beträgt regional unterschiedlich zwischen 7,6 % und 9,2 %.1
  • In der stationären Versorgung sank der Anteil von 23,8 % im Jahr 2010 auf 8,5 % im Jahr 2019.3
  • Auf deutschen Intensivstationen sank die MRSA-Rate an allen S.-aureus-Infektionen von 27,2 % im Jahr 2011 auf 14,3 % im Jahr 2019.3

Diagnostik

Vorgehensweise bei MRSA-Probenentnahme

  • Die Diagnose wird durch Abstriche gestellt, die in einem herkömmlichen Transportmedium an ein mikrobiologisches Labor geschickt werden.
  • Für jeden Entnahmeort wird einen neues Teststäbchen verwendet.
  • In Deutschland gibt es zurzeit kein allgemeines Screening auf MRSA, weder bei Patient*innen noch bei Personal. Es gibt regionale MRSA-Netzwerke, die in Zusammenarbeit mit Betriebsärzt*innen und Hygienefachleuten regionale Besonderheiten berücksichtigen und entsprechende Regeln aufstellen.

Prozedere

  • Beide Nasenvorhöfe, mit demselben Tupfer: ca. 1 cm im Inneren des Nasenlochs, medial und lateral abstreichen.
  • Rachen und Tonsillen: Über die hintere Rachenwand und die Tonsillen streichen.
  • Perineum: Das Teststäbchen wird über die Haut des Anus gestrichen.
  • Wunden, Ekzeme, frische Narben oder andere Defekte der Haut
  • Einstichstellen von Fremdkörpern
  • Urinprobe bei liegenden Blasenverweilkatheter; wird in einem normalen Urintransportmedium verschickt.
  • Siehe auch TrainAMed Wund- und Hautabstrich (Uni Freiburg).

Indikationen zur Probenentnahme im Krankenhaus

  • Patient*innen: bei Nachweis von MRSA Kontrollabstriche an Wunde, Nase, Rachen, perineale Haut
  • Mitpatient*innen im selben Krankenzimmer: Nasenabstrich, Rachenabstrich, Abstrich von Wunden und Hautläsionen
  • Klinikpersonal: Bei gehäuftem Auftreten von MRSA (mehr als 2 Patient*innen), die in einem räumlichen und zeitlichen Zusammenhang (2 Wochen) stehen und bei denen ein epidemischer Zusammenhang wahrscheinlich ist oder vermutet wird, können Untersuchungen bei den Mitarbeiter*innen des betroffenen Bereiches erforderlich sein.
  • Diese sollten aber erst nach Rücksprache mit den zuständigen Krankenhaushygieniker*innen durchgeführt werden. Sie sind nur sinnvoll, wenn alle Mitarbeiter*innen des betroffenen Bereichs erfasst werden.

 Hygienemaßnahmen

  • Die Behandlung besteht aus Isolierung, Hygienemaßnahmen zur Verhinderung der Keimverbreitung und spezifischer Therapie der Infektion oder Trägerschaft.

Isolierungsmaßnahmen auf der Station

  • Einzelisolierung
  • Kohortenisolierung möglich, beim gleichen Stadium der Sanierungsmaßnahmen
  • Einmal-Schutzkittel
  • Handschuhe
  • Nasen-Mund-Schutz
  • Händedesinfektion
  • Kontaktpersonen
    • Die Anzahl der Kontaktpersonen ist auf das notwendige Minimum zu beschränken.
    • Es sollten möglichst wenige, aber gut geschulte Personen für die Pflege der Patient*innen abgestellt werden.
    • Visiten sollten im Patientenzimmer auf die unbedingt notwendige Personenzahl begrenzt werden und aus logistischen Gründen am Ende der Stationsvisite, aber selbstverständlich am Bett und nicht vor der Tür erfolgen. Gerade bei isolierten Patient*innen ist dieser Kontakt sehr wichtig.

Patiententransport/-aufenthalt

  • Kontaktpersonen: Die Zahl der Kontaktpersonen ist auf ein Minimum zu begrenzen.
  • In Transportfahrzeugen ist ein Einzeltransport erforderlich.
  • Vorab muss das Transportunternehmen über die MRSA-Besiedlung informiert werden, um Schutzmaßnahmen ergreifen zu können.
    • Sinnvolle Regelungen für Transporte von Patient*innen in Krankentransport bzw. Rettungswägen finden Sie beim Deutsch-Niederländischen Projekt Euregio (www.mrsa-net.nl).
  • Krankenbett/Transportliege
    • Der Transport sollte auf einer Transportliege und möglichst nicht im Bett erfolgen, sofern es der Zustand der Person erlaubt.
    • Bei Transport im Krankenbett ist dieses vor dem Transport frisch zu beziehen und die Kontaktflächen zu desinfizieren.
    • Eine Transporttrage ist unmittelbar nach Gebrauch gründlich zu desinfizieren.
    • Wenn die Patient*innen zwischenzeitlich auf andere Unterlagen (z. B. CT-Tisch) gelagert werden müssen, sind auch diese nach Benutzung zu desinfizieren.
    • In Transportfahrzeugen sind die Kontaktflächen zu desinfizieren.
    • Jede Patientin/jeder Patient mit multiresistenten Erregern wird direkt ins entsprechende Untersuchungszimmer (z. B. Röntgen, MRT etc.) gebracht und umgehend untersucht. Ein Verbleiben im Wartezimmer soll nicht stattfinden.
  • Patient*innen mit Besiedelung des Nasen-Rachen-Raumes müssen außerhalb des Krankenzimmers Mund-Nasen-Schutz tragen. Sie sollen über den sachgerechten Umgang mit diesem Schutz aufgeklärt werden.
  • Verbandswechsel: Vor dem Transport ist ein Verbandswechsel durchzuführen, falls größere nässende Wunden vorliegen und der Verband durchfeuchtet ist.
  • Schutzkittel: Das Begleitpersonal hat für die Dauer des Transportes immer dann Schutzkittel zu tragen, wenn Patientenkontakt zu erwarten ist. Empfohlen werden Einmalkittel, die nach dem Transport entsorgt werden müssen.

Verlegung/Entlassung

  • Patient*innen mit MRSA sollten zum frühest möglichen, medizinisch vertretbaren Zeitpunkt aus der stationären Behandlung entlassen werden, auch bei weiter bestehender Kolonisierung.
  • Den Angehörigen soll ein Informationsblatt mitgegeben werden, und sie sollten darüber informiert werden, dass sie nicht gefährdet sind. Siehe auch MRSA in der ambulanten Versorgung.
  • Der Stellenwert der Händehygiene ist abschließend zu betonen.
  • Es empfiehlt sich die direkte Information der Hausärztin/des Hausarztes.
  • Möglichst Hinterlegung des MRE-Befundes (multiresistenter Erreger) im Krankenhausinformationssystem, sodass bei Neuaufnahme ggf. primär eine Schutzisolierung vorgenommen werden kann.

Schnittstelle Krankenhaus/ambulant

  • Bei geplanter stationärer Aufnahme sollten die einweisenden Ärzt*innen eine evtl. Trägerschaft ermitteln und bei Verdacht Abstrichproben entnehmen.
    • Bei positivem Befund wird das Krankenhaus informiert.
    • Ggf. ist die Sanierung der Trägerschaft vor der stationären Aufnahme notwendig.
  • Werden Patient*innen aus dem Krankenhaus in eine Pflegeeinrichtung verlegt, so besteht meistens ein erhöhtes Risiko, dass die Patient*innen mit MRSA besiedelt sind.
    • Bei Risikopatient*innen sollten die Hausärzt*innen einen Abstrich zum Ausschluss von MRSA veranlassen.5-6
    • Siehe auch MRSA in Pflegeeinrichtungen.

Sanierung/Therapie

  • Die Behandlung besteht aus:
    • standardmäßigen Arbeitsabläufen zur Verhinderung einer weiteren Ausbreitung
    • Einer spezifischen Therapie, die gegen die Infektion oder Kolonisation gerichtet ist.
  • Ein Nachweis von MRSA allein stellt noch keine Indikation zu einer lokalen oder systemischen Therapie dar.

Therapie bei MRSA-Infektion

  • Die Behandlung der Infektion erfolgt nach den üblichen Leitlinien für die Infektionstherapie, sofern eine solche Therapie klinisch indiziert ist.
  • Oberflächliche Haut- oder Wundinfektionen erfordern meist keine systemische Antibiotikabehandlung.
  • Bei komplizierten Infektionen sollten Infektionsmediziner*innen oder Mikrobiolog*innen konsultiert werden.
  • Abszesse werden drainiert. Ist die Drainage erfolgreich, ist selbst bei einer MRSA-Infektion häufig keine systemische Antibiotikatherapie erforderlich.
  • Ist eine Antibiotikatherapie indiziert, wird das Antibiotikum auf Grundlage der Resistenzbestimmung gewählt.
  • Betalaktam-Antibiotika sind bei Therapie einer MRSA-Infektion grundsätzlich nicht empfohlen.
  • Als Antibiotika kommen Glycopeptide in Kombination mit Rifampicin, Clindamycin oder Gentamicin in Betracht.
  • Auch Fosfomycin oder Fusidinsäure können als Kombinationspartner zum Einsatz kommen.
  • Als Reserveantibiotikum steht Linezolid als Monotherapie zur Verfügung.
  • Bei Haut- und Weichteilinfektionen kann man Tigezyklin, Daptomycin, Rifampicin und Cotrimoxazol verwenden.2
  • Bei Chinolonen, Clindamycin und Cotrimoxazol wird ein Rückgang der Resistenzen beobachtet, die Resistenzraten gegenüber den Reserveantibiotika Linezolid, Tigecyclin, Vancomychin und Teicoplanin steigen leicht, bleiben aber selten.3

Therapie bei MRSA-Besiedlung (Sanierung)

  • Da Menschen mit einer MRSA-Besiedlung eine höheres Risiko für eine MRSA-Infektion einhergehend mit einer höheren Mortalität haben, sollte über eine Sanierung nachgedacht werden.
  • Eine Sanierung wird bei allen Mitarbeiter*innen im Gesundheitswesen empfohlen, die MRSA-positiv sind.
  • Auch bei MRSA-positiven Patient*innen erfolgt meist eine Sanierung, die Entscheidung richtet sich hier jedoch nach der individuellen Einschätzung.
  • Die Sanierung ist nur selten erfolgreich, wenn bei den Patient*innen Katheter oder Sonden gelegt wurden oder eine chronische Wunde vorliegt.
  • Eine etwaige Infektion sollte vor Beginn der Sanierung behandelt werden.
  • Die Sanierung dauert 5 Tage.
  • Mehr als 2 Sanierungsversuche sind selten sinnvoll.

Vorgehensweise bei der Sanierung

  • Anwendung von Mupirocin-Nasensalbe 3 x tgl. in beiden Nasenvorhöfen.
  • Tägliche Ganzkörperreinigung samt Haarwäsche mit desinfizierender Waschlotion (z. B. Octenidin-Waschlotion)
  • 3 x tgl. Mundpflege und Behandlung der Mundpflege- und Zahnputzutensilien bzw. der Zahnprothese mit einem für die Mundschleimhaut geeigneten Antiseptikum (z. B. Octenidindihydrochlorid oder Chlorhexidindiglukonat)
  • Tägliches Wechseln der Bettwäsche und der gesamten Kleidung
    • Die Kleidung wird bei höchstmöglicher Temperatur gewaschen.
    • Während der Behandlung sollte vorzugsweise Kleidung verwendet werden, die bei 60 Grad oder mehr gewaschen werden kann.
  • Desinfektion oder Austausch aller Gegenstände, die Kontakt mit der Haut haben (Brille, Zahnbürste, Zahnprothese, Deoroller u. a.).
  • Wischdesinfektion aller Flächen, die in Kontakt mit der Haut kommen können.
  • Sanierung bei Kindern oder Schwangeren in Zusammenarbeit mit den entsprechenden Spezialist*innen.
  • Bei ausbleibendem Erfolg, Infektionen, Grunderkrankungen, besonderen Resistenzmustern usw. möglicherweise Indikation zu anderen Formen der Sanierung, u. a. systemische Antibiotikatherapie.7

Kontrolle nach der Sanierung

  • Erster Kontrollabstrich nach 48 Stunden, dann 2 weitere im täglichen Abstand
  • Kontrollabstrich nach 3–6 und nach 12 Monaten
  • Die gesonderten pflegerischen Maßnahmen können nach 3 negativen Proben ausgesetzt werden.

Personal

  • Ein grundsätzliches Screening beim Personal ist nicht erforderlich. Nur bei Ausbruchssituationen sollte dies erfolgen.
  • Die Dekontamination erfolgt wie bei den Patient*innen.
  • Personen, die als Träger*innen von MRSA identifiziert worden sind, dürfen u. U. nach entsprechender Einweisung (intensive Händehygiene) mit Mundschutz weiter an den Patient*innen arbeiten. Aus psychologischen Gründen (z. B. Misstrauen der Patient*innen etc.) kann es besser sein, erst nach erfolgreich abgeschlossener Sanierung wieder im direkten Patientenkontakt zu arbeiten.

Ausbleibender Sanierungserfolg

  • Falls die Sanierung nicht erfolgreich ist, kann dies unterschiedliche Gründe haben.
    • Sind die Bakterien gegen Mupirocin resistent?
    • Haben die Patient*innen ein individuell erhöhtes Risiko für eine Keimträgerschaft: Wunden, chronische Hauterkrankungen mit Hautdefekten, Katheter oder Drainagen?
    • Fremdkörper wie Piercing, Ohrringe oder Hörgerät?
    • Ist der Rachen oder das Rektum befallen?
    • Bestehen Complianceprobleme bei den Patient*innen zur Durchführung der Sanierung?
    • Gibt es Faktoren, die zu einer erneuten Ansteckung beitragen?
      • Träger*innen in der Familie oder in der näheren Umgebung
      • Kontakt mit Tieren, die infiziert sein können.
      • unzureichende Reinigung von Textilien, Geräten, Zimmer oder Einrichtungsgegenständen
      • Gebrauch von Kosmetik, Cremes o. Ä., die als Reservoir dienen können.
      • Zahnprothesen oder Zahnbürsten

Prävention

Grundlegende präventive Arbeitsabläufe

  • Bei sämtlichen Kontakten mit Patient*innen gelten die grundlegenden Hygienemaßnahmen, unabhängig davon, ob die Diagnose MRSA vermutet oder bestätigt ist.
  • Die Maßnahmen basieren auf der Annahme, dass sämtliche Körperflüssigkeiten wie Blut, Sekret und Exkremente (Schweiß ausgenommen), nicht intakte Haut oder Schleimhaut Erreger enthalten können.
  • Infektionsschutzmaßnahmen, Primärprophylaxe
    • Bei Kontakt mit allen Patient*innen: Händedesinfektion durchführen!
    • Bei ggf. Kontakt mit Körperflüssigkeiten, nicht intakter Haut oder Schleimhaut: weitere grundlegende Infektionsschutzmaßnahmen zusätzlich zur Händedesinfektion in Erwägung ziehen.
    • Bei Kontakt mit Patient*innen mit bekanntem oder vermutetem Erreger: verstärkte Infektionsschutzmaßnahmen zusätzlich zu den grundlegenden Hygienemaßnahmen in Erwägung ziehen.

Händehygiene

  • Wichtigste Maßnahme zur Verhinderung der Ausbreitung von Erregern.
  • Nägel sollten kurz geschnitten sein.
  • Künstliche Nägel sowie Nagellack sind nicht erlaubt.
  • Ringe, Armbanduhren oder Piercings dürfen nicht getragen werden (Ausnahme Dosimeter).
  • Sichtbare Verschmutzungen sollten mit herkömmlicher Seife gewaschen und mit Einmaltüchern abgetrocknet werden.
  • Die hygienische Händedesinfektion erfolgt mit Handdesinfektionsmitteln auf Alkoholbasis.
  • Die Händedesinfektion wird vor reinen und nach unreinen Arbeitssituationen oder Tätigkeiten durchgeführt.
    • vor und nach körperlichem Kontakt mit Patient*innen
    • zwischen unreinem und reinem Kontakt bei derselben Person
    • zwischen unterschiedlichen Tätigkeiten bei derselben Person
    • nach Kontakt mit verunreinigten Gegenständen und verunreinigter Ausrüstung
    • vor der Handhabung reiner Ausrüstung
    • vor der Handhabung von Arzneimitteln
    • vor der Handhabung und dem Servieren von Essen
    • nach dem Entfernen der Handschuhe
    • nach Verlassen des Zimmers.

Hustenhygiene

  • Gilt sowohl für Mitarbeiter*innen als auch Patient*innen und Angehörige.
  • Beim Husten und Niesen sollte Mund und Nase mit einem Papiertaschentuch bedeckt sein, das anschließend sofort entsorgt wird.
  • Ggf. sollte die hustende oder niesende Person einen Mund-Nasen-Schutz tragen.
  • Nach Kontakt mit hustenden oder niesenden Personen sollten Maßnahmen zur Handhygiene durchgeführt werden.

Persönliche Schutzausrüstung

Handschuhe

  • Wann werden Handschuhe getragen?
    • bei Kontakt mit Körperflüssigkeiten, Schleimhäuten, nicht intakter Haut und verunreinigten Gegenständen, Geräten und Oberflächen
    • Bei Wunden oder Ekzemen an den Händen – Wunden werden mit wasserfestem Pflaster abgedeckt.
  • Korrekter Gebrauch der Handschuhe
    • Vor dem Anziehen der Handschuhe die Hände säubern.
    • Wenn Handschuhe zusammen mit anderer Schutzausrüstung verwendet werden, werden die Handschuhe als Letztes angezogen.
    • Die Handschuhe werden zwischen unterschiedlichen Arbeitsaufgaben gewechselt auch bei derselben Person, falls die Handschuhe in Kontakt mit potenziell verunreinigten Bereichen kommen.
    • Die Handschuhe werden direkt nach Abschluss des Vorgangs ausgezogen und entsorgt.
    • Händedesinfektion direkt nach dem Ausziehen der Handschuhe.
    • Arbeiten Sie von „sauber nach schmutzig“.
    • Eine Berührung „sauberer" Gegenstände während des Tragens von kontaminierten Handschuhen vermeiden.

Mund- und Nasenschutz

  • Ein Mund- und Nasen-Schutz sollte bei Tätigkeiten erwogen werden, bei denen es zum Verspritzen von Körperflüssigkeiten wie Blut, Sekreten und Fäkalien oder anderen Flüssigkeiten, die Erreger enthalten, kommen kann.
  • Chirurgischer Mundschutz
    • Zum Schutz von Nase und Mund, z. B. bei Nahkontakt mit Patient*innen, die husten oder niesen.
    • Der Mundschutz muss Mund und Nase abdecken, die Kanten möglichst eng anliegen.
    • Nach einmaliger Verwendung ist der Mundschutz zu verwerfen.
    • Entfernung des Mundschutzes, nachdem die Handschuhe entfernt und die Händedesinfektion durchgeführt wurde. Nach dem Entfernen des Mundschutzes erfolgt eine weitere Händedesinfektion.
  • Ein chirurgischer Mundschutz dient auch zur Verhinderung der Ansteckung durch die Träger*innen des Mundschutzes (z. B. bei Operationen) vor allem, um das Verbreiten von größeren Tropfen aus Nase und Mund zu vermeiden.

Augenschutz

  • Visier und anderer Augenschutz
    • Bei Spritzgefahr wird ein Augenschutz oder Visier getragen, um die Schleimhäute der Augen zu schützen.
    • Entfernung des Augenschutzes oder des Visiers, nachdem die Handschuhe entfernt und die Händedesinfektion durchgeführt wurde. Befestigungsband und Brillenbügel sind meist nicht verunreinigt und können mit bloßen Händen berührt werden.

Schutzkittel

  • Bei Spritzgefahr Tragen eines Schutzkittels zusätzlich zur Arbeitskleidung, um Arbeitskleidung und Haut zu schützen.
  • Bei großen Verunreinigungen wird ein wasserfester Schutzkittel getragen.
  • Verschmutzte Schutzkittel werden direkt nach Beendigung der aktuellen Arbeitsaufgaben ausgezogen. Anschließend erfolgt die Händedesinfektion. Falls die Arbeitskleidung feucht wurde, wird diese ebenfalls gewechselt.
  • Derselbe Schutzkittel darf nicht für mehrere Patient*innen verwendet werden (patientengebunden).
  • Bei Gebrauch von Mehrweg-Schutzkitteln werden diese gewechselt, wenn sie sichtbare Verschmutzungen aufweisen und mindestens einmal täglich.

Reinigung und Desinfektion

  • Bei Verunreinigungen von Inventar, Berührungspunkten und Oberflächen mit Körperflüssigkeiten werden die Verunreinigungen entfernt und die Bereiche mit einem geeigneten Desinfektionsmittel desinfiziert.
  • Die herkömmliche Reinigung erfolgt im Einklang mit dem Reinigungsplan der Einrichtung.

Abfallhandhabung

  • Infektiöser Abfall soll auf sichere Art und Weise gehandhabt werden.
  • Die Einrichtung soll in ihrem internen Kontrollsystem Arbeitsabläufe für die Handhabung von Abfall, u. a. auch infektiösem Abfall, definiert haben.
  • Infektiöser Abfall soll so verpackt werden, dass er gelagert und transportiert werden kann, ohne dass hierdurch eine Ansteckungsgefahr entsteht. Die Verpackung und die Kennzeichnung sollen den Anforderungen an die Verpackung von infektiösen Stoffen entsprechen.

Handhabung von Bettwäsche und Textilien

  • Bettwäsche und Textilien, die mit Körperflüssigkeiten verunreinigt sind, sollen als infektiöse Wäsche so gehandhabt, verpackt und transportiert werden, dass es nicht zu einem direkten oder indirekten Kontakt mit Haut, Schleimhaut oder Arbeitskleidung des Personals kommt.
  • Sichtbar verunreinigte Arbeitskleidung wird umgehend gewechselt.

Aufhebung der Infektionsschutzmaßnahmen

  • Die Infektionsschutzmaßnahmen werden aufgehoben, wenn 3 Tests im Abstand von jeweils einer Woche negativ ausgefallen sind. Dies gilt sowohl für Patient*innen als auch für Mitarbeiter*innen.

Meldepflicht

  • Das Auftreten von 2 oder mehr MRSA-Infektionen, die wahrscheinlich einen epidemischen Zusammenhang haben, ist nach §§ 6, 8 und 9 des IfSG (Infektionsschutzgesetz) meldepflichtig.8
  • Ebenso besteht eine Meldepflicht für den Nachweis von MRSA in Blut- oder Liquorproben (Meldung erfolgt durch das Labor).

Meldung von MRSA-Ausbrüchen

  • Der Ausbruch einer ansteckenden Krankheit wird hier wie folgt definiert:
    • mehr Fälle einer bestimmten Krankheit innerhalb eines bestimmten Bereichs in einem bestimmten Zeitraum als erwartet – oder –
    • 2 oder mehr Fälle derselben Krankheit, die vermutlich den gleichen Ursprung haben.
  • In Krankenhäusern ist der Verdacht auf einen Ausbruch begründet, wenn
    • innerhalb kurzer Zeit 2 oder mehr Fälle auf derselben Station auftreten – oder 
    • ein Zusammenhang zwischen 2 oder mehr Fällen in der Einrichtung entdeckt wird.

Patienteninformationen

Patienteninformationen in Deximed

Weitere Informationen

Video

Quellen

Literatur

  1. Kommission für Krankenhaushygiene und Infektionsprävention (KRINKO) beim Robert Koch-Institut. Empfehlungen zur Prävention und Kontrolle von Methicillinresistenten Staphylococcus aureus-Stämmen (MRSA) in medizinischen und pflegerischen Einrichtungen. Bundesgesundheitsbl 2014 · 57:696–732 DOI 10.1007/s00103-014-1980-x Springer-Verlag Berlin Heidelberg 2014 www.rki.de
  2. RKI. Ratgeber für Ärzte: Staphylokokken-Erkrankungen, insbesondere Infektionen durch MRSA. Zugriff 30.11.2021. www.rki.de
  3. Layer F, Strommenger B, Cuny C, Werner G: Eigenschaften, Häufigkeit und Verbreitung von MRSA in Deutschland – Zur Situation 2019/2020 Epid Bull 2021;40:3 -12. www.rki.de
  4. European Centre for Disease Prevention and Control. Antimicrobial resistance in the EU/EEA (EARS-Net)Annual Epidemiological Report 2019. Stockholm: ECDC; 2020. www.ecdc.europa.eu
  5. Deutsche Gesellschaft für Allgemeinmedizin und Familienmedizin (DEGAM). MRSA – eine Handreichung für Hausärzte Teil 1: Diagnostik. AWMF-Leitlinie Nr. 053-034a, Stand 2013. www.degam.de
  6. Deutsche Gesellschaft für Allgemeinmedizin und Familienmedizin (DEGAM). MRSA – eine Handreichung für Hausärzte Teil 3: Altenpflegeheime. AWMF-Leitlinie Nr. 053-034c, Stand 2013 www.degam.de
  7. Deutsche Gesellschaft für Allgemeinmedizin und Familienmedizin (DEGAM). MRSA – eine Handreichung für Hausärzte Teil 2: Therapie/Sanierung. AWMF-Leitlinie Nr. 053-034b, Stand 2013. www.degam.de
  8. Gesetz zur Verhütung und Bekämpfung von Infektionskrankheiten beim Menschen (Infektionsschutzgesetz - IfSG) Zugriff 30.11.2021. www.gesetze-im-internet.de

Autor*innen

  • Franziska Jorda, Dr. med., Fachärztin für Viszeralchirurgie, Ärztin in Weiterbildung Allgemeinmedizin, Kaufbeuren
  • Die ursprüngliche Version dieses Artikels basiert auf einem entsprechenden Artikel im norwegischen hausärztlichen Online-Handbuch Norsk Elektronisk Legehåndbok (NEL, https://legehandboka.no/).

Links

Autoren

Ehemalige Autoren

Updates

Gallery

Snomed

Click to edit