Stress-Kardiomyopathie

Stress-Kardiomyopathie wird in der Fachsprache auch als stressinduzierte Kardiomyopathie oder Tako-Tsubo-Kardiomyopathie bezeichnet.

Stress-Kardiomyopathie wird in der Fachsprache auch als stressinduzierte Kardiomyopathie oder Tako-Tsubo-Kardiomyopathie bezeichnet. Es handelt sich um eine akute Erkrankung, deren Symptome einem Herzinfarkt oder Gefäßkrampf (Angina pectoris) ähneln, bei der Untersuchung im Krankenhaus zeigt sich jedoch, dass es sich um eine vorübergehende Beeinträchtigung der Pumpfunktion des Herzens handelt, durch die keine bleibenden Schäden am Herzmuskel entstehen.

Symptome

Die Erkrankung beginnt meist plötzlich mit einer sich schnell entwickelnder Atemnot und drückenden Schmerzen in der Brust. Patienten können sehr starke Atembeschwerden entwickeln und in der akuten Phase ernsthaft beeinträchtigt sein. Diese Symptome sind ohne spezielle Untersuchungen nicht von einem Herzinfarkt zu unterscheiden. Daher werden Patienten mit diesen Symptomen umgehend in ein Krankenhaus eingeliefert.

Diagnose

Im Krankenhaus werden EKG durchgeführt und Blutuntersuchungen vorgenommen, iEventuell wird auch Kontrastmittel in die Koronararterien (Koronarangiografie) injiziert. Bei einem Herzinfarkt zeigt sich ein kompakter Bereich in einer oder mehreren Koronararterien, die dann direkt blockiert sind. Bei der stressinduzierten Kardiomyopathie sind die Koronararterien normal. Wenn das Kontrastmittel in das Herz injiziert wird, sieht man, dass das Herz sich nicht normal bewegt. Teile der Herzmuskulatur scheinen gelähmt und funktionieren nicht mehr. Dadurch pumpt das Herz weniger Blut als normal in den Körper, das wird als Herzinsuffizienz bezeichnet. Die Patienten nehmen das als Atemnot oder Kurzatmigkeit war.

Mehr als 80 % der Patienten mit dieser Diagnose sind Frauen nach der Menopause, am häufigsten in der Altersgruppe 60–75 Jahre. Aber der Zustand kann auch bei Männern oder bei jüngeren Frauen auftreten. Die Ursache dieser ungleichen Verteilung zwischen den Geschlechtern ist nicht bekannt.

Wann tritt Stress auf?

Es zeigt sich, dass bei über 80 % der Patienten während der Zeit, bevor die Krankheit auftrat, auslösende Stressfaktoren vorkamen. Die häufigste Form von Stress, die als Auslöser wirkt, ist eine Mischung aus physischem und psychischem Stress (z. B. bei eigener Krankheit, Belastungen oder Schicksalsschlägen). Aber die Krankheit kann wahrscheinlich durch alle Arten Stress ausgelöst werden, wenn die Stressbelastung stark genug ist.

Starker Stress führt zu einer erhöhten Produktion von Adrenalin (Stresshormon) und ähnlichen Substanzen im Körper, und es wird angenommen, dass dadurch eine Überstimulation des Herzens mit anschließendem Erschöpfungszustand und beeinträchtigter Herzfunktion erfolgt.

Therapie

Bei akuter Herzinsuffizienz werden Patienten mit einer Kombination aus Sauerstoffzufuhr und verschiedenen Medikamenten behandelt, damit das Herz leichter arbeiten kann. Bei den meisten führt das zu einer raschen Linderung der Symptome. Gleichzeitig ist es wichtig, die starke Stressreaktion zu bearbeiten und zu dämpfen. Mit dieser Behandlung erhält die überwiegende Mehrheit nach 1–4 Wochen wieder die normale Herzfunktion.

Prognose

  • Die überwiegende Mehrheit (98 %) wird wieder gesund. Aber in der akuten Phase besteht die Gefahr von Rhythmusstörungen und plötzlichem Tod: In einer Analyse von 136 Patienten mit dieser Erkrankung starben 3 Patienten (2 %) während des Krankenhausaufenthaltes. Bei denjenigen, die über die akute Phase hinwegkommen, normalisiert sich die Herzfunktion wieder und sie benötigen nur einige Wochen eine medikamentöse Behandlung.
  • Bei neuen Stressepisoden besteht die Gefahr eines Rückfalls. In der erwähnten Gruppe von 136 Patienten gab es 10 Patienten, die während der ersten zwei Jahre nach der ersten Episode einen Rückfall erlitten.
  • Ergebnisse deuten auch darauf hin, dass die Patienten ein leicht erhöhtes Risiko für andere Herz-Kreislauf-Erkrankungen und Schlaganfälle oder TIA haben. Es wird daher empfohlen, Blutdruck und anderen Risikofaktoren unter Kontrolle zu halten.

Autoren

  • Philipp Ollenschläger, Medizinjournalist, Köln

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Literatur

Dieser Artikel basiert auf dem Fachartikel Tako-Tsubo-Syndrom (Stress-Kardiomyopathie). Nachfolgend finden Sie die Literaturliste aus diesem Dokument.

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