Hautausschlag, generalisierter

Red Flags und abwendbar gefährliche Verläufe1-2

Red Flags

Abwendbar gefährlicher Verlauf

Purpura, Petechien

systemische Meningokokkeninfektion, HUS, hämatologische Erkrankungen (akute Leukämie, MDS), disseminierte intravasale Gerinnung

Hohes Fieber

systemische Meningokokkeninfektion, HUS, Toxic Shock Syndrome, hämatologische Erkrankungen (akute Leukämie, MDS), disseminierte intravasale Gerinnung, toxische epidermale Nekrolyse

Meningeale Zeichen

systemische Meningokokkeninfektion

Dyspnoe

Anaphylaxie

Stridor

Schwellung von Lippen und Zunge

Gastrointestinale Symptome (Übelkeit, Erbrechen, Diarrhö)

Sehr rasche Ausbreitung

Anaphylaxie, toxische epidermale Nekrolyse

Große Blasen

Hautablösung/Hautablederung

toxische epidermale Nekrolyse, Pemphigus, SSSS

Lokale Entzündungszeichen:

  • Schmerzen
  • Rötung
  • Überwärmung
  • Schwellung
  • Funktionelle Einschränkung

besonders gefährlich im Gesichtsbereich:

Erysipel, Zellulitis, Phlegmonenekrotisierende Fasziitis

Immunsuppression

schwere infektiöse Erkrankung

Allgemeine Informationen

Definition

  • Synonyme: Exanthem, Ausschlag, Hautausschlag
  • Viele dieser Ausschläge sind unspezifisch.
  • Diverse Differenzialdiagnosen sind zu beachten, um eine adäquate Therapie einzuleiten.3

Häufigkeit

  • Generalisierte Hautausschläge sind in der Hausarztpraxis ein häufiger Konsultationsgrund.4-6

Diagnostische Überlegungen

  • Die Diagnose stützt sich häufig auf die Wiedererkennung typischer Muster. Viele Hautveränderungen ähneln einander jedoch und können sich im Lauf der Zeit verändern.4
  • Ein generalisierter Hautausschlag kann viele verschiedene Ursachen haben, in den meisten Fällen sind häufige Erkrankungen die Ursache.
  • Viele verbreitete Erkrankungen, die mit Ausschlag einhergehen, sind selbstlimitierend und klingen mit der Zeit von selbst ab.
  • Lebensbedrohlich sind solche Erkrankungen nur selten.
  • Mitunter müssen Sie entscheiden, ob auf Grundlage der Symptome und Beschwerdebilder ein therapeutischer Versuch unternommen werden sollte, ob weitere Untersuchungen notwendig sind oder ob eine Überweisung an einen Dermatologen sinnvoll ist.

Relevante Diagnosen, die eine umgehende bzw. zeitnahe Therapie erfordern

ICPC-2

  • S07 Rötung / Ausschlag, generalisiert

ICD-10

  • R21 Hautausschlag und sonstige unspezifische Hauteruptionen

Differenzialdiagnosen

Häufige Ursachen generalisierter Hautausschläge

Atopische Dermatitis

  • Meist bei Kleinkindern
    Atopisches Ekzem bei Kindern ist meistens vesikulär und nässt an den Wangen und auf der Kopfhaut.
    Atopisches Ekzem
  • Trockene Haut, Juckreiz, Erythem, erythematöse Papeln, Exkoriationen, Schuppenbildung, Lichenifikation der Haut
  • Wesentliche Faktoren: typische Lokalisation abhängig vom Alter, Juckreiz, Ekzem, evtl. familiäre Häufung von Atopie7

Kontaktdermatitis

  • Erythem, Ödem, Vesikel, Bullae in linearen oder geometrischen Mustern, oft starker lokaler Juckreiz
    Kontaktekzem
    Kontaktekzem
  • Häufige Ursachen: Kosmetika, auf die Haut aufgetragene Medikamente, Metall, Latex, Efeu, Textilien, Farbstoffe, Sonnenschutzmittel, Zement, Nahrungsmittel8

Arzneimittelinduzierter Hautausschlag

  • In ca. 95 % der Fälle makulopapulös mit unterschiedlichen Verteilungsmustern
    Arzneimittelexanthem, morbilliform
    Arzneimittelexanthem, morbilliform
  • Häufig bei Patienten, die Antibiotika/Antimykotika (z. B. Sulfonamide, Betalactame, Fluorchinolone und Terbinafin), zentralnervös wirksame Medikamente (z. B. Phenytoin, Carbamazepin und Lamotrigin), Allopurinol, ACE-Hemmer, NSAR, Antidiabetika oder Thiazide einnehmen.9
  • Auftreten meist innerhalb von 1–4 Wochen nach Beginn der Medikation

Erythema (exsudativum) multiforme

  • Tritt u. a. als Reaktion auf virale bzw. bakterielle Infektionen auf, am häufigsten bei Herpes simplex oder Mycoplasmen. Die Ätiologie lässt sich aber häufig nicht klären. Meist selbstlimitierend, häufig junge Erwachsene betroffen. 
    Bei Erythema multiforme sind die Papeln oft vergrößert und entwickeln sich zu Plaques mit mehreren Zentimetern Durchmesser.
    Erythema multiforme
  • Runde, dunkelrote Läsionen, die sich innerhalb von 48 Stunden zu kokardenförmigen Läsionen entwickeln.
  • Initial auf dem Rücken der Hände und Füße sowie den Streckseiten der Arme und Beine; symmetrisch; evtl. Beteiligung der Fußsohlen, Handflächen, Wangenschleimhaut oder Lippen
  • Hautbiopsie ist diagnostisch, wird mitunter durchgeführt, sollte aus dem erythematösen (nicht dem bullösen) Teil der Läsion entnommen werden.

Ringelröteln (Erythema infectiosum)

  • Meist bei Kleinkindern, gerötete Wangen mit periorbitaler Blässe, Fischnetzmuster, Erythem an den Extremitäten, dem Rumpf und dem Gesäß
    Der Ausschlag verblasst mit der Zeit, geht aber zugleich in ein netzartiges Muster über.
    Ringelröteln
  • Bei Erwachsenen Gelenkschmerzen, bekannte Exposition gegenüber erkrankten Kindern
  • Evtl. serologische Untersuchung auf Parvovirus B19
  • Cave: Infektion/Übertragung in der Frühschwangerschaft!

Follikulitis

  • Multiple kleine Pusteln, an den Haarfollikeln des gesamten Körpers lokalisiert
    Follikulitis nach der Rasur
    Follikulitis nach der Rasur

Psoriasis guttata

  • Nadelstichgroße bis 1 cm große schuppige Papeln und Plaques am Rumpf und an den Extremitäten
    Psoriasis guttata bricht häufig nach einer Infektion der oberen Atemwege aus. Die Variante ist durch weit verbreitete, erythematöse, kleine, schuppende Papeln an Rumpf, Armen und Beinen gekennzeichnet.
    Psoriasis guttata
  • Häufig 1–2 Wochen zuvor Streptokokkenpharyngitis
  • Evtl. Rachenabstrich zur Kultivierung, Antistreptolysin-O-Titer

Insektenstich oder -biss

  • Urtikarielle Papeln und Plaques
  • Meist nach einem Aufenthalt im Freien; Ausschlag in Bereichen, in denen Insektenbisse oder -stiche möglich sind.

Keratosis pilaris

  • Nadelstichgroße follikuläre Papeln und Pusteln im posterolateralen Bereich der Oberarme, auf den Wangen, auf der Vorderseite der Oberschenkel und auf dem Gesäß10
  • Diagnostisch richtungsweisend: Verteilung auf den Oberarmen, Fehlen von Komedonen, nadelstichgroße palpable Läsionen

Lichen (ruber) planus

  • Violette flache Papeln und Plaques; polygonales, retikuläres Muster weißer Linien auf der Oberfläche der Läsion; Juckreiz
    Lichen ruber
    Lichen ruber
  • In der Regel im Bereich der Knöchel und der Handgelenke lokalisiert; evtl. Läsionen auf der Wangeninnenseite; Köbner-Phänomen

Miliaria rubra (Hitzeausschlag)

  • Erythematöse, nichtfollikuläre Papeln infolge von Hitzeexposition oder Fieber
  • Läsionen am Rücken, Rumpf oder Hals oder in okkludierten Bereichen lokalisiert

Nummuläres Ekzem

  • Scharf begrenzte, 2–10 cm große, münzförmige Läsionen; erythematöse, schuppige Plaques
    Nummuläres Ekzem
    Nummuläres Ekzem
  • Läsionen auf dem Hand- und Fußrücken, an den Flanken und der Hüfte lokalisiert
  • Ätiologie oft unklar, teilweise mit einer chronisch venösen Insuffizienz vergesellschaftet
  • Chronisch oder chronisch rezidivierendes juckendes Ekzem mit kreisförmigen oder ovalen (nummulären), schuppigen, häufig randbetonten Plaques11

Pityriasis rosea

  • Röschenflechte
  • Runde bis ovale, lachsrote, 5–10 mm große Veränderungen, deren Ausrichtung der der Hautfalten entspricht.
    Pityriasis rosea. Am Körperstamm verläuft der längste Durchmesser der Ausschläge parallel zu den Rippen in Längsrichtung der Haut, was meist aus ein wenig Abstand einfach zu sehen ist.
    Pityriasis rosea
  • In bis zu 50 % der Fälle ca. 1 Woche zuvor 2–10 cm großes solitäres Primärmedaillon, das oval, rosa und schuppig ist.12

Psoriasis, Plaquepsoriasis

  • Dicke, scharf begrenzte, runde oder ovale, erythematöse Plaques mit dicken silbrig weißen Schuppen13
  • Läsionen auf den Streckseiten, den Knien, den Ellenbogen, der Kopfhaut, der Mitte des Rumpfs, im Bereich des Nabels und der Genitalien und am unteren Rücken, evtl. auch in der Gesäßfalte lokalisiert
    Die primären Hautveränderungen bei einer Psoriasis sind scharf begrenzte, erythematöse Plaques, die mit dicken, weißen oder silbrig glänzenden, stearinartigen, teilweise festsitzenden Schuppen bedeckt sind.
    Plaquepsoriasis
  • Nadelstichgroße, punktförmige Blutungen bei Entfernung der Schuppen auf den Läsionen; Köbner-Phänomen

Roseola infantum (Exanthema subitum)

  • Dreitagefieber
  • Auslöser Humanes Herpesvirus Typ 6 (HHV-6)
  • Plötzliches hohes Fieber ohne Hautausschlag und andere Symptome bei einem Kind unter 3 Jahren
  • Nach Abklingen des Fiebers Bildung diskreter, rosafarbener, 2–3 mm großer, blasser Makulä und Papeln am Rumpf, die sich auf den Hals und die Extremitäten ausdehnen.

Skabies

  • Diskrete, kleine Gänge, Vesikel, Papeln und nadelstichgroße Erosionen an den Fingern, in den Falten zwischen den Fingern, an den Handgelenken, Ellenbogen und Knien, in der Leistengegend, am Gesäß, Penis und Skrotum, in den Achselhöhlen, im Bereich der Gürtellinie, rund um die Mammillen und an den Knöcheln sowie an den Füßen.
    Bei Erwachsenen führt die Skabies vor allem zu Veränderungen zwischen den Fingern und im Bereich der Handgelenke.
    Skabies
  • Oft intensiver nächtlicher Juckreiz
  • Grabmilben können nach Probeentnahme mikroskopisch nachgewiesen werden.

Seborrhoische Dermatitis

  • Erythematöse Flecken mit fettigen Schuppen
  • Der Pilz Malassezia furfur ist in der Regel beteiligt.
    Seborrhoisches Ekzem
    Seborrhoisches Ekzem
  • Läsionen hinter den Ohren, auf der Kopfhaut, in den Gehörgängen, am Wimpernansatz, an den Augenbrauen, in den Nasolabialfalten, zentral auf der Brust, in den Achselhöhlen, unter den Brüsten, in der Leistengegend und sowie am Nabel lokalisiert

Tinea corporis

  • Flache, rote, schuppige Läsionen, die sich ausweiten und zu ringförmigen Läsionen mit einer mittigen Aufhellung oder braunen Verfärbung entwickeln.
    Tinea corporis. Auf freier Haut wachsen Dermatophyten radiär und bilden kreisförmige oder polyzyklische Läsionen mit erhöhter Aktivität und Entzündungen in der aktiven Randzone der Infektion.
    Tinea corporis
     
  • Nachweis von Pilzen durch Untersuchung eines Direktpräparats mit KOH unter dem Mikroskop14

Urtikaria (Nesselsucht)

  • Diskrete und konfluierende, erhabene, ödematöse, runde oder ovale Hautveränderungen
  • Können veränderlichen Charakter haben, wachsen und wieder verschwinden, große Unterschiede bei der Größe.
    Urtikaria
    Urtikaria
  • Evtl. erythematöser Rand und blasses Zentrum
  • Arzneimittel, bestimmte Nahrungsmittel oder andere Stoffe als mögliche Auslöser
  • Häufig bleibt die Ursache im Unklaren.
  • Ein Helicobacter pylori findet sich in etwa der gleichen Häufigkeit, wie in der Normalbevölkerung, eine Erradikation kann jedoch einen zumindest vorübergehenden Benefit bringen.15

Varizella (Windpocken)

  • Reduzierter Allgemeinzustand
  • Vesikel auf erythematösen Papeln, zugehörige Primärläsionen liegen gleichzeitig in allen Phasen vor (Papeln, Vesikel, Pusteln, Verkrustungen).
    Windpocken
    Windpocken
  • Ggf. serologische Untersuchung

Nicht näher bezeichnetes virales Exanthem

  • Meist bei Kindern mit Allgemeinsymptomen wie Fieber, Diarrhö, Kopfschmerz und Abgeschlagenheit
  • Blasse, gerötete, mitunter konfluierende Makulä und Papeln
  • Unterscheidung von arzneimittelinduziertem Ausschlag u. U. schwierig

Scharlach

  • Infektion mit Streptokokken der Gruppe A, Inkubationszeit von 2–4 Tagen, Dauer 2–3 Tage
  • Am häufigsten bei Kindern unter 10 Jahren
    Scharlach, Himbeerzunge.jpg
    Scharlach, Himbeerzunge
  • Kleine makulopapulöse Hautveränderungen („Gänsehaut“), Himbeerzunge, Tonsillitis
  • Häufig feuerrot im Gesicht, aber blass um den Mund; Ausschlag am Hals, in den Achselhöhlen, im Schritt und in Hautfalten
  • Nach Abklingen der Infektion Schuppen an Händen und Füßen
    Scharlach, Exanthem
    Scharlach, Exanthem
  • Serologische Untersuchung und Rachenabstrich evtl. sinnvoll, meist antibiotische Therapie indiziert.

Rubella (Röteln)

  • Leichte initiale Allgemeinsymptome, subfebril
  • 1–4 Tage nach Auftreten der ersten Symptome kleine helle Makulä im Gesicht, Ausschlag wandert häufig vom Gesicht auf den Körper und die Extremitäten, konfluiert nur selten.
    Röteln, Rubella
    Röteln, Rubella
  • Vergrößerte Halslymphknoten, mitunter postinfektiöse Arthritis
  • Inkubationszeit von 2–3 Wochen, Ausschlag über 2–3 Tage, bei manchen Patienten kein Ausschlag
  • Bei Bedarf Sicherung der Diagnose durch serologische Untersuchung
  • Cave: Infektion in der Schwangerschaft!

Allergische Folgereaktion

  • Dabei handelt es sich um eine Antigen-Antikörperreaktion im Verlauf von Infektionen, meist hervorgerufen durch Viren, Bakterien oder Pilze. Die Stelle mit der Hauterscheinung muss nicht die ursprünglich infizierte Stelle sein.
  • Veralteter Begriff: „Id-Reaktion“
  • Follikuläre Papeln oder makulopapulöser oder vesikopapulöser Ausschlag an den Unterarmen, den Oberschenkeln, den Unterschenkeln, am Rumpf oder im Gesicht
  • Evtl. KOH-Präparat zum Nachweis von Dermatophyten im Primärausschlag

Seltene Ursachen generalisierter Hautausschläge

Bullöses Pemphigoid

  • Generalisierte Bullae, insbesondere am Rumpf und in Beugefalten16
  • Patienten häufig älter als 60 Jahre
    Pemphigoid, bullöses
    Pemphigoid, bullöses
  • Epidermis bei seitlichem Druck nur schwer gegenüber der Dermis zu verschieben (negatives Nikolski-Phänomen)
  • Diagnose durch Hautbiopsie mit direkter oder indirekter Immunfluoreszenz

Dermatitis herpetiformis

  • Symmetrische, juckende, urtikarielle Papeln und Vesikel, häufig mit Exkoriation, liegen isoliert oder in Gruppen auf Streckseiten (Knien, Ellenbogen), dem Gesäß und dem Hinterkopf vor.17
  • Bei den meisten Patienten liegt gleichzeitig eine Zöliakie (Sprue) vor, häufig asymptomatisch.
    Dermatitis herpetiformis Duhring
    Dermatitis herpetiformis Duhring

Akutes HIV-Exanthem

  • Diffuse, unspezifische, erythematöse, makulopapulöse, nicht juckende Läsionen
  • Oft gleichzeitig Fieber, Abgeschlagenheit, Kopfschmerzen, Lymphadenopathie, Pharyngitis, Muskelschmerzen und Magen-Darm-Beschwerden
  • Je nach zeitlichem Verlauf (Expositionsabstand) enweder quantitative Bestimmung der Viruslast (HIV-1-RNA im Plasma) mittels PCR und/oder HIV-Serologie18

Kawasaki-Syndrom

  • Erythematöser Ausschlag an Händen und Füßen, der 3–5 Tage nach dem Einsetzen von Fieber bei Kindern unter 8 Jahren (meist unter 4 Jahren) auftritt.
    Kawasaki_symptoms_B.jpg
    Kawasaki-Syndrom
  • Blasses, makulöses Exanthem am Rumpf, insbesondere in der Leistengegend und im Windelbereich
  • Hyperämische Mundschleimhaut und gerötete, trockene, rissige, blutende Lippen
  • Leukozyten- und Thrombozytenzahl sowie CRP und BSG erhöht.19

Subakut kutaner Lupus erythematodes

  • Papulosquamöses oder ringförmiges Muster, vor allem am Rumpf und in sonnenexponierten Bereichen wie dem Gesicht und den Armen
  • Kann arzneimittelinduziert sein.
  • Bestimmung von ANA bzw. dsDNA-AK, Diagnose durch Hautbiopsie mit direkter Immunfluoreszenz

Lyme-Borreliose

  • Erythema migrans im Bereich eines vorausgegangenen Zeckenbisses; Ausschlag kann sich zu generalisierten makulösen Läsionen im proximalen Bereich der Extremitäten, auf der Brust und in Hautfalten entwickeln (früh disseminierte Form).
    Erythema migrans am Arm
    Erythema migrans am Arm
  • Zusammenhang mit Exposition gegenüber Zecken
  • Bei typischem Erythma migrans bzw. früh disseminiertem Ausschlag antibiotische Therapie, Serologie bei klassischem Bild entbehrlich, zumal in der Frühphase meist noch negativ

Systemische Meningokokkeninfektion

  • Schwer erkrankte und febrile Kinder oder Jugendliche
  • Umgehende antibiotische Therapie indiziert!
  • Erythematöse Papeln und rosafarbene Makulä als mögliches initiales Symptom
    3248-2-meningitt-petekkier.jpg
    Petechien bei Meningokokkensepsis
  • Bei Druck nicht verblassender Ausschlag (Petechien) und palpable Purpura, evtl. mit gräulicher Nekrose in der Mitte20
  • Handflächen und Fußsohlen in der Regel ausgespart
  • Kultivierung von Blut und Liquor

Mycosis fungoides, kutanes T-Zell-Lymphom

  • Flache, erythematöse Makulä, die sich zu geröteten, schuppigen Plaques mit unscharfer Begrenzung und Poikilodermie (Atrophie, weiße und braune Bereiche, Teleangiektasien) entwickeln.
  • Kann als Erythrodermie in Erscheinung treten (Sézary-Syndrom).
    Mycosis fungoides, bei der auf der Haut flache Flecken, dünner Plaque oder Geschwüre vorkommen, die häufigste Form des kutanen T-Zell-Lymphoms.
    Mycosis fungoides
  • Häufig späte Diagnosestellung, da die Hautveränderungen mit einem Ekzem verwechselt werden können.21
  • Diagnose durch Hautbiopsie, sollte bei Verdacht durchgeführt werden.

Sekundäre Syphilis

  • Variable Morphologie, aber in der Regel rötlich braune schuppige Papeln; pathognomonisch ist die Einbeziehung von Handflächen und Fußsohlen.
  • Mundschleimhaut und genitale Schleimhäute sind in der Regel ebenfalls betroffen.
  • Syphilis-Serologie positiv

Staphylococcal Scalded Skin Syndrome (SSSS)

  • Am häufigsten bei Kindern unter 4 Jahren
  • Eine Gruppe klinischer Beschwerdebilder, denen gemeinsam ist, dass sich die Epidermis infolge einer Infektion mit Staphylococcus aureus ablöst.22
  • Zu Beginn schmerzhaftes, druckempfindliches, sandpapierartiges Erythem, insbesondere an Beugeseiten des Körpers, anschließend Entwicklung großer, schlaffer Bullae
  • Epidermis bei seitlichem Druck leicht gegenüber der Dermis zu verschieben (positives Nikolski-Phänomen)
  • Diagnose durch Hautbiopsie, Erkrankung muss von der toxisch epidermalen Nekrolyse unterschieden werden (ist bei Kindern selten); Entnahme von Proben von Augen, Nase, Rachen und Bullae für die Kultivierung.

Stevens-Johnson-Syndrom, toxisch epidermale Nekrolyse

  • Maximalvariante einer Arzneimittelreaktion
  • Stevens-Johnson-Syndrom
    • vesikobullöse Läsionen an den Augen, im Mund, an den Genitalien, in den Handflächen und an den Fußsohlen
      Stevens-Johnson-Syndrom.
      Stevens-Johnson-Syndrom
    • in der Regel arzneimittelinduziert
    • lebensbedrohliche Erkrankung mit diffusem Erythem, Fieber und schmerzhaften Läsionen im Mund
    • Positives Nikolski-Phänomen: bei seitlicher Verschiebung der Läsionen löst sich Epidermis leicht von der Dermis.
    • Diagnose durch Hautbiopsie
  • Toxische epidermale Nekrolyse
    • schwerwiegendere Verlaufsform des Steven-Johnson-Syndroms

Sweet-Syndrom, akute febrile neutrophile Dermatose

  • Gerötete, druckempfindliche Papeln, die sich zu schmerzhaften, erythematösen Plaques und ringförmigen Läsionen an den oberen Extremitäten, dem Kopf, dem Hals, dem Handrücken und dem Rücken entwickeln.
  • Ursache häufig ungeklärt, manchmal nach Infekten, bei malignen Erkrankungen oder nach Arzneimitteleinnahme23
  • Am häufigsten bei Frauen mittleren und höheren Alters
  • Diagnose durch Hautbiopsie

Toxisches Schocksyndrom

  • Am häufigsten bei menstruierenden Frauen mit Tampongebrauch und postoperativen Patienten
  • Diffuses Erythem, das einem Sonnenbrand ähnelt.
  • Fieber, Abgeschlagenheit, Muskelschmerzen, Übelkeit, Erbrechen, Hypotonie, Diarrhö und Verwirrung
  • Konjunktivale Injektion, Hyperämie der Schleimhäute (Mundschleimhaut und Genitalien)
  • Blutbild ergibt Thrombozytopenie, Anlegen von Blutkulturen
  • Im späten Stadium Schuppenbildung, vor allem an den Handflächen und Fußsohlen

Masern

  • Bei nicht geimpften Kindern möglich, häufig Auftreten in Form von Epidemien
    Masern (Bildquelle: CDC)
    Masern (Bildquelle: CDC)
  • Makulopapulöse, rote bis rosafarbene Läsionen, die konfluieren können; initial im Gesicht, hinter den Ohren und entlang des vorderen Haaransatzes; Koplik-Flecken auf der Wangenschleimhaut (punktförmige rote oder weiße Flecken mit gerötetem Hof).
  • Konjunktivitis, Husten, Schnupfen, relativ schlechter Allgemeinzustand
  • Pulmonale und zerebrale Folgeerkrankungen möglich

Anamnese

Exposition

Angaben bezüglich der aktuellen Erkrankung

Besondere Faktoren

Juckreiz

Klinische Untersuchung

Allgemeines

Spezielle Aspekte

Größe der Primärläsionen

Ergänzende Untersuchungen in der Hausarztpraxis

Maßnahmen und Empfehlungen

Indikationen zur Überweisung

  • Patienten sollten zur Dermatologie überwiesen werden, falls sich der Ausschlag durch die empirische Therapie nicht bessert oder sogar verschlechtert oder wenn Unklarheiten bezüglich der Diagnose bestehen.

Checkliste zur Überweisung

Hautausschlag mit unbekannter Diagnose

  • Zweck der Überweisung
    • Diagnostik? Therapie? Sonstiges?
  • Anamnese
    • Beginn und Dauer? Akute oder graduelle Entwicklung? Progression?
    • Beschwerden: Juckreiz? Beteiligung der Schleimhäute? Erschwerende oder lindernde Faktoren? Allgemeinsymptome? Andere bekannte Hauterkrankungen? Andere aktuelle Erkrankung?
    • Exposition? Regelmäßig eingenommene Medikamente? Familiäre Prädisposition?
    • Etwaige durchgeführte Behandlungsversuche: Wirkung?
    • Konsequenzen?
  • Klinische Untersuchung
    • Lokalisation? Größe und Merkmale der Läsionen?
    • Allgemeinzustand?
  • Ergänzende Untersuchungen

Indikationen zur Krankenhauseinweisung

Weitere Informationen

Patienteninformationen

Patienteninformationen in Deximed

Illustrationen

Kawasaki_symptoms_B.jpg
Kawasaki-Syndrom (Quelle: Wikimedia Commons, zur Verfügung gestellt von Dong Soo Kim)
Atopisches Ekzem bei Kindern ist meistens vesikulär und nässt an den Wangen und auf der Kopfhaut.
Atopisches Ekzem bei Kindern ist meistens vesikulär und nässt an den Wangen und auf der Kopfhaut.
Kontaktekzem
Kontaktekzem
 
Arzneimittelexanthem, morbilliform
Arzneimittelexanthem, morbilliform
Bei Erythema multiforme sind die Papeln oft vergrößert und entwickeln sich zu Plaques mit mehreren Zentimetern Durchmesser.
Beim Erythema (exsudativum) multiforme sind die Papeln oft vergrößert und entwickeln sich zu Plaques mit mehreren Zentimetern Durchmesser.
Der Ausschlag verblasst mit der Zeit, geht aber zugleich in ein netzartiges Muster über.
Ringelröteln: Der Ausschlag verblasst mit der Zeit, geht aber zugleich in ein netzartiges Muster über.
Follikulitis nach der Rasur
Follikulitis nach der Rasur
Psoriasis guttata bricht häufig nach einer Infektion der oberen Atemwege aus. Die Variante ist durch weit verbreitete, erythematöse, kleine, schuppende Papeln an Rumpf, Armen und Beinen gekennzeichnet.
Eine Psoriasis guttata bricht häufig nach einer Infektion der oberen Atemwege aus. Die Variante ist durch weit verbreitete, erythematöse, kleine, schuppende Papeln an Rumpf, Armen und Beinen gekennzeichnet.
Lichen ruber
Lichen ruber planus
Nummuläres Ekzem
Nummuläres Ekzem
Pityriasis rosea. Am Körperstamm verläuft der längste Durchmesser der Ausschläge parallel zu den Rippen in Längsrichtung der Haut, was meist aus ein wenig Abstand einfach zu sehen ist.
Pityriasis rosea. Am Körperstamm verläuft der Ausschlag entlang der Hautspaltlinien, parallel zu den Rippen, was meist aus ein wenig Abstand einfach zu sehen ist.
Die primären Hautveränderungen bei einer Psoriasis sind scharf begrenzte, erythematöse Plaques, die mit dicken, weißen oder silbrig glänzenden, stearinartigen, teilweise festsitzenden Schuppen bedeckt sind.
Die primären Hautveränderungen bei einer Psoriasis sind scharf begrenzte, erythematöse Plaques, die mit dicken, weißen oder silbrig glänzenden, stearinartigen, teilweise festsitzenden Schuppen bedeckt sind.
Bei Erwachsenen führt die Skabies vor allem zu Veränderungen zwischen den Fingern und im Bereich der Handgelenke.
Bei Erwachsenen führt die Skabies vor allem zu Veränderungen zwischen den Fingern und im Bereich der Handgelenke.
Seborrhoisches Ekzem
Seborrhoisches Ekzem
Tinea corporis. Auf freier Haut wachsen Dermatophyten radiär und bilden kreisförmige oder polyzyklische Läsionen mit erhöhter Aktivität und Entzündungen in der aktiven Randzone der Infektion.
Tinea corporis. Auf freier Haut wachsen Dermatophyten radiär und bilden kreisförmige oder polyzyklische Läsionen mit erhöhter Aktivität und Entzündungen in der aktiven Randzone der Infektion.
Urtikaria
Urtikaria
Windpocken
Windpocken
Scharlach, Himbeerzunge.jpg
Scharlach, Himbeerzunge
Scharlach, Exanthem
Scharlach, Exanthem
Röteln, Rubella
Röteln, Rubella
Pemphigoid, bullöses
Pemphigoid, bullöses
Dermatitis herpetiformis Duhring
Dermatitis herpetiformis Duhring
Erythema migrans am Arm
Erythema migrans am Arm

 
Mycosis fungoides, bei der auf der Haut flache Flecken, dünner Plaque oder Geschwüre vorkommen, die häufigste Form des kutanen T-Zell-Lymphoms.
Mycosis fungoides, bei der auf der Haut flache Flecken, dünner Plaque oder Geschwüre vorkommen, die häufigste Form des kutanen T-Zell-Lymphoms.
Stevens-Johnson-Syndrom
Stevens-Johnson-Syndrom
Masern (Bildquelle: CDC)
Masern (Bildquelle: CDC)
3248-2-meningitt-petekkier.jpg
Petechien bei Meningokokkensepsis

Quellen

Literatur

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Autoren

  • Caroline Beier, Dr. med., Fachärztin für Allgemeinmedizin, Hamburg
  • Stefan Bösner, Prof. Dr. med., Facharzt für Allgemeinmedizin, Abteilung für Allgemeinmedizin, Präventive und Rehabilitative Medizin, Marburg (Review)
  • Günter Ollenschläger, Prof. Dr. Dr. med., Professor für Innere Medizin, Uniklinikum Köln
  • Terje Johannessen, professor i allmennmedisin, Institutt for samfunnsmedisinske fag, Norges teknisk-naturvitenskapelige universitet, Trondheim

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