Was ist Nagelpilz?
Nagelpilz (Onychomykose, Tinea unguium) ist eine Pilzinfektion der Finger- oder Zehennägel. Die Erreger sind Dermatophyten, Hefepilze oder Schimmelpilze. Der befallene Nagel wird matt und brüchig und verfärbt sich gelb. Zehennägel sind viel häufiger von Pilzinfektionen betroffen als Fingernägel. Häufig besteht gleichzeitig Fußpilz.
Symptome
Es ist vor allem die Nagelplatte, die angegriffen wird. Hierbei zersetzt der Pilz die Bestandteile des Nagels. Die Infektion beginnt oft am vorderen Rand bzw. an der Nagelseite, breitet sich von dort nach innen aus und führt zu gelben Verfärbungen. Am Anfang ist die Nageloberfläche glatt und eben. Allmählich verdickt sich der vordere Teil des Nagels und löst sich vom Nagelbett. Der Nagel verformt sich und Schmerzen können auftreten. Im Laufe der Zeit wird die gesamte Nagelsubstanz zerstört. In einigen Fällen kann die Infektion am Nagelwall beginnen, über das Nagelhäutchen, und sich von dort ausbreiten.
Wird der Nagelpilz über längere Zeit nicht behandelt, kann er sich auf weitere Nägel ausbreiten. Oft liegt gleichzeitig eine Pilzinfektion der Haut zwischen den Zehen, um die Nägel oder unter den Fußsohlen vor (Fußpilz).
Ursachen
- Die häufigsten Erreger von Nagelpilz sind Dermatophyten, gefolgt von Hefe- und Schimmelpilzen. Auch Mischinfektionen kommen vor.
- Typische Infektionsquellen sind Familienangehörige, Pools, Schwimmbäder, Saunen oder Sporthallen.
- Die Nagelpilzinfektion wird begünstigt durch schlechte Durchblutung, zu enge Schuhe, vermehrte Schweißbildung, Fußfehlstellungen, ein geschwächtes Immunsystem und Erkrankungen wie Diabetes oder Schuppenflechte (Psoriasis). Auch erbliche Faktoren spielen eine Rolle.
Häufigkeit
- Nagelpilz kommt bei ca. 4 % der Bevölkerung vor. Die Häufigkeit steigt mit zunehmendem Alter, bei den über 70-Jährigen ist etwa die Hälfte betroffen.
- Männer erkranken häufiger an Nagelpilz als Frauen.
Untersuchungen
Aufgrund des typischen Aussehens besteht der Verdacht auf Nagelpilz. Die Pilzinfektion kann jedoch auch mit anderen Nagelerkrankungen verwechselt werden. So können durch Schuppenflechte (Psoriasis) oder andere Ekzeme, Nagelfalzentzündungen oder durch Störungen des Nagelwachstums verursachte Nagelveränderungen einer Pilzinfektion zum Verwechseln ähnlich sehen.
Vor einer Behandlung von Nagelpilz wird in der Regel eine Probe von der Unterseite des Nagels entnommen, um durch Mikroskopie oder Kultur zu ermitteln, ob tatsächlich eine Pilzinfektion vorliegt. In unklaren Fällen kann die Untersuchung mit einer neuen Probe wiederholt werden. Außerdem besteht die Möglichkeit, den Pilz mit der modernen PCR-Methode nachzuweisen. Wenn Sie bereits ein lokales Pilzmittel angewendet haben, kann erst nach ca. 4 Wochen eine Nagelprobe für die Kultivierung von Pilzen entnommen werden. Bei antimykotischen Tabletten können erst 6 Monate nach Ende der Einnahme zuverlässige Untersuchungen durchgeführt werden.
Behandlung
In der Regel sind Zehennagelveränderungen nur von kosmetischer Natur, und eine Behandlung ist nicht immer notwendig. Nagelpilz heilt jedoch nicht spontan ab. Eine eventuelle medikamentöse Behandlung sollte über einen längeren Zeitraum erfolgen, und es besteht ein hohes Risiko für einen Rückfall nach Abschluss der Therapie. Fingernägel reagieren besser als Zehennägel auf medikamentöse Behandlungen.
Die Therapie wird entweder lokal, z. B. als Nagellack, oder in Tablettenform durchgeführt, evtl. in Kombination.
Lokaltherapie
Die lokale Therapie kann bei begrenztem Befall erfolgreich sein, wenn weniger als 50 % der Nageloberfläche angegriffen sind.
Die örtliche Behandlung von Nagelpilz erfolgt über mehrere Monate mit Antimykotika wie Bifonazol, Ciclopirox oder Amorolfin. Die Mittel werden als Lösung, Creme oder Nagellack auf den befallenen Nagel aufgetragen.
Die Ergebnisse dieser Langzeitbehandlung sind nicht besonders gut. Bei ausgedehntem Befall kann es hilfreich sein, den erkrankten Nagel vorher mit Harnstoffsalbe aufzuweichen.
Tabletten
Eine Tablettenbehandlung wird empfohlen bei Befall von mindestens dem halben Nagel oder mehreren Nägeln gleichzeitig oder wenn sich eine lokale Behandlung als unwirksam erwiesen hat. Die Behandlung ist langwierig und dauert in der Regel 6–12 Wochen. Die klinische Normalisierung beginnt Monate nach Abschluss der Behandlung. Behandlungsergebnisse können erst nach 12–18 Monaten beurteilt werden, erst dann ist der gesunde Zehennagel nachgewachsen. Bei Fingernägeln dauert es etwa ein halbes Jahr.
Die verwendeten Medikamente haben zum Teil schwerwiegende Nebenwirkungen, häufig steigen die Leberwerte an. Lassen Sie sich in Ihrer Arztpraxis beraten!
Andere Behandlungsformen
- Eine chirurgische Entfernung des infizierten Nagels wird nicht empfohlen.
- Ein Grund für die teilweise schlechte Wirksamkeit der lokalen Therapie ist, dass die Medikamente den Nagel nicht ausreichend durchdringen. Eine gleichzeitige Foto- oder Lasertherapie kann dafür sorgen, dass die Medikamente leichter in den Nagel eindringen. Die alleinige Lasertherapie ist selten erfolgreich.
Was können Sie selbst tun?
- Personen mit Fuß- oder Nagelpilz sollten atmungsaktive Schuhe und Baumwollsocken tragen, die häufig gewechselt und bei mindestens 60 °C gewaschen werden sollten.
- Wenn möglich, ziehen Sie die Schuhe in Innenräumen aus.
- Nach dem Baden oder Duschen ist es wichtig, Hände und Füße gründlich abzutrocknen.
- Um die Übertragung auf andere zu vermeiden, sollten Sie im Badezimmer und in öffentlichen Bädern Badeschuhe tragen.
Prognose
- Nach einer erfolgreichen Behandlung von Nagelpilz besteht das Risiko eines Rückfalls und erneuten Infektion.
- Bei Diabetes, Durchblutungsstörungen oder wenn Sie Medikamente einnehmen, die das Immunsystem unterdrücken, ist die Gefahr einer Ausbreitung der Pilzinfektion hoch, und es kann zu bakteriellen Superinfektionen kommen.
Weitere Informationen
- Fußpilz
- Pilzinfektionen der Haut
- Nagelpilzinfektion – Informationen für ärztliches Personal
Illustrationen
Autorin
- Martina Bujard, Wissenschaftsjournalistin, Wiesbaden
Links
Autoren
Ehemalige Autoren
Updates
Gallery
Snomed
Literatur
Dieser Artikel basiert auf dem Fachartikel Nagelpilz (Tinea unguium). Nachfolgend finden Sie die Literaturliste aus diesem Dokument.
- Altmeyer P. Tinea unguium . Enzyklopädie Dermatologie. Springer 2020. Zugriff 09.10.2020 www.enzyklopaedie-dermatologie.de
- Wollina U, Nenoff P, Haroske G, Haenssle HA: The diagnosis and treatment of nail disorders. Dtsch Arztebl Int 2016; 113: 509–18 www.aerzteblatt.de
- Sigurgeirsson B, Baran R: The prevalence of onychomycosis in the global population—a literature study. J Eur Acad Dermatol Venereol 2014; 28: 1480–91 onlinelibrary.wiley.com
- Westerberg DP, Voyack MJ. Onychomycosis: current trends in diagnosis and treatment. Am Fam Physician 2013; 88: 762-70. www.aafp.org
- Nenoff P, Krüger C, Schaller J et al (2014) Mykologie – ein Update. Teil 2: Dermatomykosen: Klinisches Bild und Diagnostik. J Dtsch Dermatol Ges 12:749–779 pubmed.ncbi.nlm.nih.gov
- Nenoff P, Krüger C, Ginter-Hanselmayer G, Tietz HJ (2014) Mykologie – ein Update. Teil 1: Dermatomykosen: Erreger, Epidemiologie und Pathogenese. J Dtsch Dermatol Ges 12:188–211 pubmed.ncbi.nlm.nih.gov
- Tietz HJ. Mykosen der Haut. MMW Fortschritte der Medizin 1/159. Springer-Verlag 2017.
- Tosti A. Onychomycosis. Medscape, last updated Okt.5, 2020 . emedicine.medscape.com
- Gupta AK, Daigle D, Foley KA, et al. Topical therapy for toenail onychomycosis: an evidence-based review. Am J Clin Dermatol. 2014 Dec;15(6):489-502. www.ncbi.nlm.nih.gov
- de Sá DC, Lamas AP, Tosti A.Oral therapy for onychomycosis: an evidence-based review. Am J Clin Dermatol. 2014 Feb;15(1):17-36. doi: 10.1007/s40257-013-0056-2. DOI
- Piraccini BM, Sisti A, Tosti A. Long-term follow up of toenail onychomycosis caused by dermatophytes after successful treatment with systemic antifungal agentS. J Am Acad Dermatol 2010; 62: 411-4. pubmed.ncbi.nlm.nih.gov
- Nenoff P, Krüger C, Paasch U, Ginter-Hanselmayer G (2015) Mykologie – ein Update. Teil 3: Dermatomykosen: topische und systemische Behandlung. J Dtsch Dermatol Ges 13:387–413 onlinelibrary.wiley.com
- Gupta AK, Ryder JE, Johnson AM. Cumulative meta-analysis of systemic antifungal agents for the treatment of onychomycosis. Br J Dermatol 2004; 150: 537-44. pubmed.ncbi.nlm.nih.gov
- Grigorov Y, Philipov S, Patterson J.Subungual Squamous Cell Carcinoma Associated with Long Standing Onychomycosis: Aggressive Surgical Approach with a Favourable Outcome. Open Access Maced J Med Sci. 2017 Jul 21;5(4):480-482. www.ncbi.nlm.nih.gov