Eichenprozessionsspinner-Dermatitis (Raupendermatitis)

Was ist Eichenprozessionsspinner-Dermatitis?

Eichenprozessionsspinner (Thaumetopoea processionea) sind eine auch in Deutschland heimische Nachtfalterart. Hier und in anderen europäischen Ländern haben sich die Insekten in den letzten Jahren deutlich vermehrt. Die Raupen tragen winzige Härchen, die teilweise schon bei leichtem Kontakt abfallen und mit dem Wind weitergetragen werden können. Gelangen diese Härchen auf die Haut, in die Augen oder durch Einatmen in die Lunge, lösen sie entsprechende Beschwerden aus.

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Eichenprozessionsspinner an einer Eiche (Quelle: Wikimedia Commons)

Die Beschwerden können sowohl nach Kontakt mit den Härchen der Raupen als auch mit den Faltern selbst entstehen.

Da die Raupen sich vor allem bei warmen Temperaturen entwickeln, ist diese Form der Dermatitis in den Sommermonaten (Mai bis September) und vor allem in eher südlichen Ländern verbreitet. Allerdings können die sog. Brennhaare dieser Raupen auch lange Zeit in der Umwelt verbleiben und dennoch bei Kontakt weiterhin Beschwerden auslösen.

Welche Symptome entstehen?

Ausschlaggebend sind die feinen Härchen mit kleinen Widerhaken, die die Raupen ab dem 3. Larvenstadium auf dem Rücken tragen. Diese sog. Brennhaare lösen sich sehr leicht, werden mit dem Wind umhergetragen und gelangen so auf die Haut, in die Augen oder auch Atemwege von Menschen, die sich im Freien aufhalten. Die Nesselhaare der Raupen können auch direkt Beschwerden auslösen, wenn die Raupe z. B. über die Haut kriecht.

Die Härchen enthalten bestimmte Eiweiße, die eine Art der allergischen Reaktion auslösen: Es entwickelt sich ein stark juckender Hautausschlag (Dermatitis) an den unbedeckten Körperstellen, also meist Arme, Beine, Hals und Gesicht. Typisch sind viele kleine hellrote, juckende Papeln/Pusteln, z. B. am Unterarm. Eine allergische Reaktion kann auch zu Nesselsucht führen.

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Raupendermatitis (Lepidopterismus) durch Eichenprozessionsspinner (Thaumetopoea processionea) (Quelle: Wikimedia Commons)

Sind die Härchen in die Augen gelangt, entzündet sich oft die Bindehaut (Konjunktivitis) und die Augenlider sind geschwollen. Der Kontakt mit Mund oder Rachenraum führt zu gereizter, geröteter und geschwollener Schleimhaut. Wurden die Härchen eingeatmet, sind Husten und Atembeschwerden die Folge. Manche Betroffene klagen auch über Übelkeit und Erbrechen oder bekommen Fieber. Ganz selten kann es auch zu einer heftigen allergischen Reaktion mit Schock (Anaphylaxie) kommen.

Ein früherer Kontakt mit den Brennhaaren der Raupen kann bei erneutem Kontakt zu einer stärkeren Reaktion führen.

Es gibt auch andere Falterarten bzw. Raupen, die ähnliche Beschwerden auslösen können, z. B. Kiefern- oder Pinienprozessionsspinner. Zudem ähneln die Hautsymptome verschiedenen anderen Krankheiten (Stiche anderer Insekten, Hautreaktion auf Sonnenlicht u. a.), sodass die Diagnose nicht immer leicht zu stellen ist.

Wie sieht die Behandlung aus?

Bei Kontakt mit den Härchen oder den Eichenprozessionsspinnerraupen selbst wird geraten, als erstes Haut und Haare, bei Kontakt mit den Augen auch diese, mit viel Wasser gut abzuspülen. Die Kleidung sollte gewechselt und bei 60 °C gewaschen werden. Um alle Härchen zu entfernen, bietet sich auch Klebeband an, das man auf die Haut klebt und abzieht. Sie sollten an den betroffenen Hautarealen nicht kratzen oder reiben, da sonst die Raupenhaare weiter verteilt werden.

Gegen den Juckreiz helfen Menthollösungen oder lokal betäubende Cremes (Lokalanästhetika). Auch eine Lotion mit dem Wirkstoff Polidocanol oder Antihistaminika als Tablette lindern den Juckreiz. Bei starker Entzündungsreaktion kann eine Kortisoncreme verschrieben werden.

Sind Augen oder die Atemwege mit Reizung, Husten und/oder Atembeschwerden betroffen, ist es wichtig, ärztlichen Rat zu suchen. Gegen die Konjunktivitis und/oder die Atembeschwerden werden spezielle Medikamente empfohlen. Bei schweren Verläufen können auch Kortisontabletten verschrieben werden

Unter dieser Therapie bilden sich die Beschwerden meist schnell zurück, dies kann jedoch auch einen Monat oder länger dauern.

Entwickelt die betroffene Person einen anaphylaktischen Schock mit Benommenheit, Atemnot, Kreislaufkollaps etc., ist eine Notfallbehandlung erforderlich!

Wie lässt sich vorbeugen?

Wenn geklärt ist, in welchem Gebiet sich die Raupen aufhalten, sollte man dieses meiden. Ist die nähere Umgebung einer Schule, eines Kindergartens oder ähnlicher Institutionen befallen, so können die Insekten mit verschiedenen Maßnahmen bekämpft werden. Hier sind das Absaugen der Raupen, aber auch Insektizide oder das Ausbringen bestimmter Bakterienarten möglich, die die Raupen zerstören. Diese Maßnahmen gehören aber in die Hand von Experten.

Weitere Informationen

Autorin

  • Martina Bujard, Wissenschaftsjournalistin, Wiesbaden

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Literatur

Dieser Artikel basiert auf dem Fachartikel Eichenprozessionsspinner-Dermatitis. Nachfolgend finden Sie die Literaturliste aus diesem Dokument.

  1. Altmeyers Enzyklopädie. Raupendermatitis. Stand 09.04.2019. www.enzyklopaedie-dermatologie.de
  2. Rahlenbeck S, Utikal J. Medizinreport: Eichenprozessionsspinner-Allergie: Raupen mit reizenden Brennhaaren. Dtsch Arztebl 2017; 114: A-896. www.aerzteblatt.de
  3. Umweltbundesamt: FAQ Eichenprozessionsspinner. Hintergrund Mai 2019. www.umweltbundesamt.de
  4. Niederländische Behörde für Verbraucherschutz und Lebensmittelsicherheit: Leitfaden zur Eindämmung des Eichenprozessionsspinners (Eine Übersetzung aus dem Niederländischen). Aktualisierung 2013. www.umweltbundesamt.de
  5. Bayerisches Landesamt für Gesundheit und Lebensmittelsicherheit: Eichenprozessionsspinner. Letzter Zugriff am 18.07.2019. www.lgl.bayern.de
  6. Kampf gegen Eichenprozessionsspinner geht weiter. aerzteblatt.de. 28. April 2017. www.aerzteblatt.de