Schweißdrüsenentzündung (Acne inversa)

Eine Schweißdrüsenentzündung (Acne inversa) ist eine Entzündung der Haarfollikel in Bereichen des Körpers mit Schweißdrüsen, meist in den Achselhöhlen oder der Leistengegend, sie kann aber auch um die Genitalien, das Gesäß oder die Brüste bei Frauen herum auftreten.

Was ist eine Schweißdrüsenentzündung?

Eine Schweißdrüsenentzündung – in der Fachsprache Acne inversa – ist eine Entzündung der Haarfollikel und Talgdrüsen in Hautfalten. Sie tritt in Bereichen des Körpers mit Schweißdrüsen auf, meist in der Achselhöhle oder der Leistengegend, sie kann aber auch um die Genitalien, das Gesäß oder die Brüste bei Frauen herum auftreten. Die Erkrankung ruft schmerzhafte Abszesse, Knötchen und Pickel hervor. Die Knoten öffnen sich häufig von selbst, sondern Eiter ab und können unter Narbenbildung verheilen. Die Schweißdrüsenentzündung stellt in den meisten Fällen eine wiederkehrende Beschwerde dar. Die Betroffenen schildern häufig Wundsein, Schmerzen und Beschwerden mit übelriechenden Sekreten aus den beeinträchtigten Partien. Diese Umstände können zu Hemmungen im sozialen Umgang führen und die Lebensqualität stark beeinträchtigen.

Schätzungsweise kommt die Erkrankung bei 1 % der europäischen Bevölkerung vor. Die Erkrankung tritt meist nach der Pubertät auf, bei Frauen bessert sie sich häufig nach den Wechseljahren.

Ursachen

Erbliche Faktoren scheinen eine Rolle zu spielen, in manchen Familien kommt die Erkrankung häufiger vor. Bei bis zu 30 % gibt es in einer Familie gleich mehrere Fälle. Bei Frauen spielt offenbar auch eine hormonelle Komponente eine Rolle, bei einigen steht das Aufflammen der Entzündung in Zusammenhang mit der Menstruation und mit Menstruationsbeschwerden. Die Krankheit tritt häufiger oder ausgeprägter in Erscheinung bei Rauchern und übergewichtigen Personen. Mehr als 75 % der Patienten sind übergewichtig.

Die Entzündung wird durch Verstopfen des Talgdrüsenausführgangs in Bereichen des Körpers mit Schweißdrüsen verursacht. Im Anschluss baut sich unter der Haut eine Entzündungsreaktion auf und evtl. eine zusätzliche Infektion mit Bakterien. Im Verlauf bilden sich Abszesse, die aufplatzen können.

Verletzungen der Haut, Hitze und Feuchtigkeit erhöhen das Risiko solcher Beschwerden. Die Erkrankung ist nicht auf mangelnde Hygiene zurückzuführen und ist nicht ansteckend.

Diagnose

Die Diagnose wird anhand des typischen Verlaufs und Aussehens der Hautveränderungen gestellt. Die Erkrankung verursacht Knötchen oder Abszesse mit Schmerzen, Schwellungen, Rötungen in der Achselhöhle, Leistengegend, an der Innenseite der Oberschenkel oder um die äußeren Genitalien herum. Die Knoten können sich zu Pusteln entwickeln, die schließlich aufbrechen und Eiter absondern. Sehr häufig kehrt die Erkrankung über mehrere Jahre hinweg immer wieder zurück. Im Lauf der Zeit können sich Narben oder Fistelgänge unter der Haut bilden.

Zur weiteren Diagnostik und Behandlung werden Sie an eine Hautarztpraxis überwiesen.

Behandlung

Die passende Therapie wird je nach Schweregrad der Erkrankung und Beeinträchtigung der Patienten gewählt.

In leichten Fällen werden die betroffenen Hautstellen mit einer antibiotikahaltigen Creme behandelt. Diese wird über 3 Monate 2-mal täglich aufgetragen. Bei leichten Formen kann auch ein Peeling mit Resorcinol versucht werden.

Akute Entzündungen führen zu Schwellungen, Rötungen und in vielen Fällen zu unangenehmem Eiterausfluss. Solche akuten oder ausgedehnten Entzündungen können mit Antibiotika in Tablettenform (z. B. Tetracyclin) behandelt werden. Die Therapie dauert mehrere Monate. Nicht alle Patienten sprechen auf die Behandlung an, und es kann zu Rückfällen kommen.

Womöglich kann es angezeigt sein, dass Ihre Ärztin/Ihr Arzt den Abszess öffnet und ihn leert. Solch eine Behandlung beugt allerdings keinem späteren Rückfall vor.

Schmerzen können Sie mit entzündungshemmenden Schmerzmitteln (NSAR) lindern.

Wegen der Rückfallneigung wird oft ein operativer Eingriff empfohlen, wenn die betroffene Person bereits mehrere Episoden erlebt hat. Einzelne Abszesse können dabei ausgeschnitten werden. Bei schweren, großflächigen Verläufen wird ein Teil der Oberhaut entfernt. Die Operation kann einen stationären Krankenhausaufenthalt erfordern und eine längere Krankschreibung nach sich ziehen. Eine Operation bietet die einzige Behandlungsform, um die Erkrankung dauerhaft zu heilen, doch kann sie nicht verhindern, dass an anderen Stellen neue Entzündungen auftreten.

Auch eine Lasertherapie stellt für viele Betroffene eine wirksame Behandlung dar.

Vorbeugende Maßnahmen

Eine wichtige Maßnahme zur Besserung besteht darin, mit dem Rauchen aufzuhören. Bei Übergewicht sollte Normalgewicht angestrebt werden.

Geschädigte Haut ist oft anfällig für eine Verschlechterung, weshalb Sie vermeiden sollten, die Haut zu verletzen, z. B. beim Rasieren. Die Kleidung sollte luftig sein und locker getragen werden, um Reibung zu verhindern und eine Temperaturregulierung zu unterstützen. Wenn möglich, sollte warmes und feuchtes Klima gemieden werden. Die tägliche Anwendung eines Deos kann einem Aufweichen der Haut durch Schweiß entgegenwirken, es sollte aber nicht verwendet werden, wenn die Haut gereizt ist. Drücken oder quetschen Sie nicht an neuen Knötchen in der Haut.

Tägliches, vorsichtiges Waschen (ohne Waschlappen) kann den Geruch vermindern und einer Infektion der Haut vorbeugen. Verwenden Sie eine milde Seife mit neutralem pH-Wert. Bei unangenehmem Geruch können Sie auch eine antibakterielle Seife zum Waschen verwenden.

Verlauf und Prognose

Der Schweregrad der Erkrankung schwankt häufig, der Krankheitsverlauf ist jedoch vielfach chronisch mit wiederkehrenden Schüben. Unbehandelt dauert die Erkrankung durchschnittlich ca. 20 Jahre an. Bei den meisten Frauen gehen die Beschwerden nach den Wechseljahren zurück.

Als Komplikationen können Narben und selten auch akute bakterielle Infektionen auftreten. Die Lebensqualität der Betroffenen ist stark eingeschränkt. Häufig gehen Depressionen mit der Erkrankung einher.

Weitere Informationen

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  • Martina Bujard, Wissenschaftsjournalistin, Wiesbaden

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Literatur

Dieser Artikel basiert auf dem Fachartikel Hidradenitis suppurativa. Nachfolgend finden Sie die Literaturliste aus diesem Dokument.

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