Zusammenfassung
- Definition:Schnell wachsende Läsion, die hauptsächlich auf sonnenexponierter Haut bei älteren Menschen anzutreffen ist und sich spontan zurückbilden kann.
- Häufigkeit:Tritt bei jungen Menschen selten auf. Die Inzidenz steigt mit dem Alter.
- Symptome:Keratoakanthome beginnen als papulöse, warzenartige Läsionen, die innerhalb von 2–4 Wochen bis zu einer Größe von 2 cm oder mehr wachsen können.
- Befunde:Die Läsionen treten meist im Gesicht und an den Extremitäten auf; sie sind papulös und durch eine zentrale Delle gekennzeichnet.
- Diagnostik:Als weitere Untersuchungen können eine Biopsie und eine histologische Untersuchung durchgeführt werden.
- Therapie:Die Therapie besteht in der vollständigen Exzision und histologischen Untersuchung.
Allgemeine Informationen
- Der gesamte Abschnitt basiert auf dieser Referenz.1
Definition
- Histologisch Ähnlichkeit zum Plattenepithelkarzinom1
- Nimmt in der Regel einen gutartigen Verlauf.1
- Schnell wachsende Läsion1-2
- Tritt vor allem auf sonnenexponierter Haut bei älteren Menschen auf.2
- Solitärer, seltener in Mehrzahl auftretender, epithelialer Tumor
- Entwickelt sich vom Haarfollikel oder vom Oberflächenepithel der Haut (seltener von der Schleimhaut) aus.3
- Wächst zunächst infiltrativ und kann nach Wochen bis Monaten eine spontane Rückbildungstendenz haben.3
- Halbkugeligen Wuchsform
- Charakteristisch sind die Ausbildung eines zentralen Hornpfropfes, ein hoher Differenzierungsgrad, eine ausgeprägte Symmetrie und eine breitbasige Infiltrationsfront.1
- Synonym: Molluscum pseudocarcinomatosum3
Häufigkeit
- Keratoakanthome treten häufig auf.4
- Ältere Menschen sind häufiger betroffen.4
- Selten vor dem 20. Lebensjahr4
- Häufiger bei Männern als bei Frauen4
- Häufiger bei immunsupprimierten Personen4
Ätiologie und Pathogenese
- Ursächliche Faktoren können UV-Licht, humane Papillomaviren oder langdauernder Kontakt mit Teerderivaten sein.5
- Es ist unklar, ob Keratoakanthome tatsächlich gutartig sind oder malignes Potenzial bergen.2
Prädisponierende Faktoren
- Sonnenexposition
ICPC-2
- S80 Sonnenbrand
ICD-10
- L57 Hautveränderungen durch chronische Exposition gegenüber nichtionisierender Strahlung
- L57.0 Aktinische Keratose
- L57.1 Aktinisches Retikuloid
- L57.8 Sonstige Hautveränderungen durch chronische Exposition gegenüber nichtionisierender Strahlung
- L57.9 Hautveränderung durch chronische Exposition gegenüber nichtionisierender Strahlung verursacht, nicht näher bezeichnet
- L85.8 Sonstige näher bezeichnete Epidermisverdickungen
Diagnostik
Diagnostische Kriterien
- Die Diagnose stützt sich in der Regel auf die histologische Morphologie und das Wachstumsmuster.
- Aufgrund der klinischen und histologische Ähnlichkeit mit einem Plattenepithelkarzinom und einer etwaigen Narbenbildung nach spontaner Rückbildung wird die Exzision der Läsionen mitsamt ihrer Basis empfohlen.
- Die klinische Abgrenzung zum Plattenepithelkarzinom ist unsicher.1
- Eine sichere klinische und/oder histologische Differenzierung ist problematisch, darum Therapie und histologische Aufarbeitung wie beim Vorliegen eines Plattenepithelkarzinoms.1
Differenzialdiagnosen
Anamnese
- Keratoakanthome beginnen als papulöse, warzenartige Läsionen, die innerhalb von 2–4 Wochen bis zu einer Größe von 1–2 cm oder mehr wachsen können.
- Nach 4–6 Monate bilden sich die Läsionen zurück, der Kern wird abgestoßen und die Läsionen hinterlassen häufig eine hypopigmentierte Narbe.6
Klinische Untersuchung
- Die Läsionen sind meist im Gesicht und an den Extremitäten lokalisiert.4
- Es zeigt sich klinisch das Bild einer knotigen Läsion, meist mit einer zentralen Delle.
- Keratoakanthome treten meist als Einzelläsion auf, multiple Läsionen treten seltener auf.
Apparative Diagnostik in der Hausarztpraxis
- Wenn möglich sollte frühzeitig eine Exzision mit anschließender histologischer Beurteilung erfolgen.
- Bei vorhandener operativer Erfahrung kann dies in der Hausarztpraxis oder in der dermatologischen Praxis erfolgen.
Indikationen zur Überweisung
- Weitere dermatologische Abklärung bei unklarer Diagnose empfohlen
- Wenn die Läsion für eine Exzision zu groß ist.
- Wenn nicht ausreichend Erfahrungen im Bereich dermatologisch-operativer Techniken vorliegen.
Therapie
Therapieziel
- Exzision mit histologischer Untersuchung
Allgemeines zur Therapie
- Es wird eine vollständige Exzision und histologische Untersuchung empfohlen.
- Bei kleineren Läsionen sind Elektroresektion und Kürettage zwar ausreichend, aber nicht empfehlenswert, da die Histologie nicht sicher bestimmt werden kann.5
- Nichtchirurgische Interventionen beschränken sich auf Fallberichte und retrospektive Studien.4
Verlauf, Komplikationen und Prognose
Verlauf
- Hinsichtlich der Frage, ob es sich bei der Erkrankung um ein prämalignes Geschehen handelt oder nicht, herrschen unterschiedliche Lehrmeinungen.
Prognose
- Die Prognose ist nach vollständiger Exzision sehr gut.
- Rezidivierende Keratoakanthome können eine aggressivere Therapie erforderlich machen.
- Patient*innen mit einem Keratoakanthom haben vermehrt Sonnenexposition in der Vergangenheit gehabt und sollten auch bezüglich Hautkrebsscreening weiterhin beobachtet werden.4
- Metastasen sind unwahrscheinlich, aber es gibt Berichte über perineurale Ausbreitung in der Literatur.4
Patienteninformationen
Worüber sollten Sie die Patient*innen informieren?
- Aufgrund der Verwechslungsgefahr mit Hautkrebs und der Unsicherheit, ob es sich um ein malignes Geschehen handelt, sollte die Läsion entfernt werden; eine histologische Untersuchung wird empfohlen.
Illustrationen
Quellen
Leitlinien
- Deutsche Dermatologische Gesellschaft e. V., Deutsche Krebsgesellschaft e. V. Aktinische Keratose und Plattenepithelkarzinom der Haut. AWMF-Leitlinie Nr. 032-022OL. S3, Stand 2019. www.awmf.org
Literatur
- Deutsche Dermatologische Gesellschaft e. V., Deutsche Krebsgesellschaft e. V. Aktinische Keratose und Plattenepithelkarzinom der Haut. AWMF-Leitlinie Nr. 032-022OL, Stand 2019. www.awmf.org
- Luba MC, Bangs SA, Mohler AM, Stulberg DL. Common benign skin tumors. Am Fam Physician 2003; 67: 729-38. American Family Physician
- Altmeyer P. Keratoakanthom. Online-Enzyklopädie der Dermatologie, Kapitel D23.L7. Springer-Verlag. Abgerufen am 15.3.2016. www.enzyklopaedie-dermatologie.de
- Zito PM, Scharf R. Keratoacanthoma. In: StatPearls. Treasure Island (FL): 2020 Jan. www.ncbi.nlm.nih.gov
- Chuang T-Y. Keratoacanthoma. Medscape, last updated Nov 10, 2015. emedicine.medscape.com
- Gleich T, Chiticariu E, Huber M, Hohl D. Keratoacanthoma: A distinct entity? Exp Dermatol. 2015 Oct 17. onlinelibrary.wiley.com
- DermIS. Keratoakanthom. DermIs.net, Heidelberg, Erlangen o. D., Zugriff 4.2.2021. www.dermis.net
Autor*innen
- Mana Schmidt-Haghiri, Dr. med., Ärztin, München
- Die ursprüngliche Version dieses Artikels basiert auf einem entsprechenden Artikel im norwegischen hausärztlichen Online-Handbuch Norsk Elektronisk Legehåndbok (NEL, https://legehandboka.no/).