Läuse

Zusammenfassung

  • Definition:Kopfläuse sind Läuse, die sich nahe der Kopfhaut in den Haaren festsetzen. Sie werden durch nahen Kontakt übertragen. Filzläuse treten vorwiegend im Schamhaar auf und werden durch Sexualkontakt übertragen. Ein Befall durch Kleiderläuse entsteht durch schlechte Hygiene.
  • Häufigkeit:Kopfläuse treten epidemisch in Kindergärten und Schulen auf. Sie kommen häufig vor – ca. 1/3 aller Familien mit Kindern hat Erfahrungen mit Läusen. Filzläuse kommen weniger häufig vor.
  • Symptome:Juckreiz ist das Hauptsymptom, jedoch sind viele Infizierte lange symptomfrei.
  • Befunde:Eine Laus ist 2–3 mm groß und grau, braun oder schwarz; nach dem Blutsaugen kann sie rötlich erscheinen. Auf der Kopfhaut sind Bissspuren zu sehen.
  • Diagnostik:Nachgewiesen werden Läuse durch Inspektion und ggf. durch Kämmen über einem weißen Handtuch.
  • Therapie:Kopfläuse und Filzläuse werden medikamentös therapiert. Kopfläuse werden zusätzlich durch Kämmen entfernt. Die Behandlung von Kleiderläusen besteht aus gründlicher Körperwäsche sowie dem Waschen oder Einfrieren der Kleidung.

Allgemeine Informationen

Definition

  • Der Mensch ist Wirt für 3 verschiedene artspezifische Lausarten:1
    1. Kopfläuse (Pediculus humanus capitis)
    2. Kleider- oder Körperläuse (Pediculus humanus corporis)
    3. Filzläuse (Phthirus pubis).

Häufigkeit

  • Kopfläuse
    • Kopfläuse kommen sehr häufig vor. Überwiegend befallen werden Kinder zwischen 5–13 Jahren, jedoch können auch  Erwachsenen betroffen sein.
    • In Deutschland gibt es einen jahreszeitlichen Rhythmus mit einem Maximum von Mitte September bis Ende Oktober.2
    • Kopflausbefall kommt in dichter besiedelten Ortschaften, bei mehr Kindern/Personen in einem Haushalt, längeren Haaren, weiblichem Geschlecht sowie brauner Haarfarbe häufiger vor.2
  • Kleiderläuse
    • Kommen in Mitteleuropa selten vor.
  • Filzläuse
    • Treten sporadisch auf. Die Läuse sterben nach 1–2 Tagen ohne Wirt.

Ätiologie und Pathogenese

Kopfläuse

  • Kopfläuse sind grau, braun oder schwarz; unmittelbar nach dem Blutsaugen können sie rötlich erscheinen. Ausgewachsen sind sie 2–3 mm lang und flügellos, haben 6 Beine und hakenförmige Krallen, mit denen sie sich an die Haare klammern.
  • Kopfläuse leben ausschließlich auf der menschlichen Kopfhaut.
  • Hauptübertragungsweg ist der enge, direkte Kopf-zu-Kopf-Kontakt. Sie können nicht springen oder fliegen, indirekte Übertragung durch Gegenstände (Kamm, Kopfbedeckungen) kommen nur gelegentlich vor, Läuse überleben ohne ihren Wirt maximal 2 Tage.3
  • Menschliches Blut ist die einzige Nahrung der Kopfläuse, die sie alle 3–6 Stunden zu sich nehmen. Dies kann Juckreiz auslösen, ist aber bei den meisten Patient*innen asymptomatisch.
  • Die 7–10 Eier (Nissen), die die Läuse pro Tag legen, befestigen sie am Haarschaft.
  • Nach 7–10 Tagen schlüpfen die Nymphen (1–2 mm groß). 9–12 Tage nach dem Schlüpfen sind daraus die geschlechtsreifen Männchen oder Weibchen geworden (ca. 3 mm groß).
    • Der Lebenszyklus beträgt ca. 30 Tage.
  • Am häufigsten werden die Läuse hinter den Ohren und im Nacken gefunden.
  • Die Kopflaus gilt nicht als Überträger von Infektionen.2

Kleiderläuse

  • Die Kleiderlaus legt ihre Eier in die Fasern von Kleidungsstücken. Von dort wandern die Läuse auf den Körper, um Blut zu saugen.4
  • Diese Infektion ist an schlechte hygienische Bedingungen geknüpft.
  • Kleiderläuse sterben innerhalb einer Woche außerhalb des Wirtes.
  • Kleiderläuse können verschiedene Erreger übertragen.4
    • Rickettsia prowazekii: Fleckfieber
    • Rickettsia mooseri: murines Fleckfieber
    • Bartonella quintana: Wolhynisches Fieber (Trench Fever)
    • Borrelia recurrentis: Läuserückfallfieber.

Filzläuse

  • Filzläuse besiedeln vornehmlich Erwachsene und sind an die Behaarung der Schamgegend, der Achselhaare, Augenbrauen und Wimpern adaptiert.4
  • Sie werden durch engen Körperkontakt oder  Benutzung gemeinsamer Bett- und Handtücher übertragen.
  • Die Filzlaus ist deutlich kleiner als die Kleiderlaus und schwerer zu entdecken.
  • Die Immunreaktion gegen Läuse-Antigene führt zu Juckreiz an der Stelle, wo der Läusebefall lokalisiert ist. Die Folge können superinfizierte Kratzexkoriationen bis hin zur Lichenifizierung und entsprechenden Lymphknotenschwellungen sein.
  • Einem Läusebefund im Schamhaar sollte sich ein Screening auf andere sexuell übertragbare Erkrankungen anschließen.5 
  • Die Filzlaus überlebt nicht länger als 24 h ohne Blutmahlzeit.5

Prädisponierende Faktoren

  • Kopfläuse: Enger Kontakt mit einer infizierten Person. Es besteht kein Zusammenhang mit mangelnder Hygiene.
  • Kleiderläuse: Mangelnde Hygienestandards sind ein Risikofaktor für Kleiderläuse, doch kommt dies in Mitteleuropa nur selten vor.
  • Filzläuse werden meist sexuell übertragen, können aber auch indirekt übertragen werden, z. B. durch Kleidung, und können auch in Augenbrauen und Wimpern gefunden werden.

ICPC-2

  • S73 Pedikulose / Hautbefall, anderer

ICD-10

  • B85 Pedikulose und Phthiriasis
    • B85.0 Pedikulose durch Pediculus humanus capitis
      • Kopflausbefall
    • B85.1 Pedikulose durch Pediculus humanus corporis
      • Kleiderlausbefall
    • B85.2 Pedikulose, nicht näher bezeichnet
    • B85.3 Phthiriasis [Filzläusebefall]
      • Befall durch: Filzläuse, Phthirus pubis
    • B85.4 Mischformen von Pedikulose und Phthiriasis

Diagnostik

Diagnostische Kriterien

  • Die Diagnose wird gestellt, wenn Läuse oder Eier zu sehen sind.6
    • Das systematische Kämmen von angefeuchtetem Haar mittels eines Läusekamms ist die effektivste Methode, um Kopfläuse zu erkennen.
    • Eine Lupe kann hilfreich sein.
  • Filzläuse lassen sich im Schamhaar oder evtl. in den Augenbrauen durch Inspektion (Lupe) erkennen.

Differenzialdiagnosen

Anamnese

  • Kopfläuse
    • Häufig tritt Juckreiz der Kopfhaut auf. Dieser entsteht, weil der Speichel der Läuse Stoffe enthält, die eine lokale allergische Reaktion hervorrufen.
    • Im Nacken kann ein exkoriierte Läuseekzem entstehen, das sekundär durch Staphylococcus aureus oder Streptokokken infiziert sein kann.2
    • Die Haare verkrusten und verkleben.
    • Die zervikalen Lymphknoten können anschwellen.
  • Filzläuse
    • Juckreiz und Läuse im Schamhaar
    • Oftmals entdecken die Patient*innen die Läuse selbst, bereits bevor der Juckreiz eintritt.

Klinische Untersuchung

  • Bei der klinischen Untersuchung können Läuse und Eier sofort erkannt werden.
    Läuse und Nissen
    Läuse und Nissen
     
  • Häufig besteht ein Hautekzem, und es kommt zu Lymphknotenschwellungen.
  • Eier sind kein Beweis für eine aktive Infektion, da sie auch mehrere Wochen nach ihrem Absterben noch lebendig aussehen können.
    • Ausscheidungen der Läuse können ebenfalls sichtbar sein. Diese sehen aus wie schwarzes Pulver auf der Kopfhaut.
    • Ein Läusekamm zum Durchkämmen der angefeuchteten Haare ist ein effektives Hilfsmittel zur Erkennung von Läusen.
  • Beim Kratzen entstehen häufig Wunden.
  • Kopfläuse
    • Diese befinden sich in der Regel in den Nackenhaaren.
  • Filzläuse
    • Diese gedeihen in Körperregionen mit Behaarung.
    • Aufgrund der gerinnungshemmenden Eigenschaften des Speichels sind bläuliche Bissspuren (Maculae coeruleae) auf der Haut zu sehen.
      Läusebiss hinter dem Ohr
      Läusebiss hinter dem Ohr
       

Berechnung des wahrscheinlichen Infektionszeitpunkts

  • Die Eier werden an die Haarwurzel gelegt und kleben dort am Haar. Am wachsenden Haar bewegen sie sich somit ca. 1 cm pro Monat weiter.
  • Aus den Nissen schlüpfen nach 6–8 Tagen die Larven.
  • Die Larven werden mit 14 Tagen geschlechtsreif. Die Läuse leben weitere 2–4 Wochen, bevor sie sterben.
  • Durch die Messung der Entfernung von der Kopfhaut bis zur äußersten Nisse kann der wahrscheinliche Infektionszeitpunkt berechnet werden.
  • Ausgehend davon kann ggf. die Infektionsquelle festgestellt werden. Entsprechende Kontakte sollten dann über eine mögliche Infektion informiert werden.

Therapie

Therapieziele

  • Läuse beseitigen.
  • Juckreiz lindern.

Allgemeines zur Therapie

  • Bei allen Typen von Läusen ist die Sicherung der Diagnose wichtig, da nur infizierte Personen therapiert werden sollten.
  • Das vorderste Beinpaar einer Laus ist zu Krallen ausgebildet. Damit halten sich die Tiere so gut an den Haaren fest, dass sie durch Waschen, Baden oder Duschen nicht entfernt werden können.
  • Das Kämmen mit einem Läusekamm entfernt zwar nicht die lebenden Eier der Kopfläuse, reduziert jedoch die Anzahl geschlechtsreifer Tiere.
  • Bei Kopflaus-Epidemien sollten alle Infizierten möglichst gleichzeitig therapiert werden.
  • Ansteckungsgefahr ist gegeben, solange Läusebefall besteht und noch nicht adäquat therapiert wurde.

Kopfläuse

  • Bei festgestelltem Kopflausbefall ist unverzüglich mit der Therapie zu beginnen.
  • Kopfläuse werden mit lokal wirkenden Medikamenten therapiert, kombiniert mit gründlichem Kämmen der Haare.3
  • Zunehmende Resistenz gegen die geläufigsten Läusemittel ist in vielen Ländern ein Problem.7-8
  • In Deutschland kommt es höchstens vereinzelt zu Resistenzen gegenüber Pyrethroiden.3
  • Eine Alternative zur medikamentösen Therapie ist das ausschließliche Kämmen (s. u.).
  • Bei Kopflausbefall ist es wichtig, den Gebrauchsanweisungen streng Folge zu leisten. Da einige Nissen die erste Anwendung oft überleben, ist es ratsam, 2 Behandlungen im Abstand von 8 Tagen durchzuführen.
    • Zusätzlich wird empfohlen, Betroffene 1 Stunde nach der Behandlung zu kämmen, anschließend 1-mal täglich während der ersten Woche.

Medikamentöse lokale Therapie

  • In Deutschland gibt es Arzneimittel mit den Wirkstoffen Permethrin und Pyrethrumblütenextrakt (neurotoxische Pedikulozide).9
  • Darüber hinaus gibt es Medizinprodukte, die Dimeticon und pflanzliche Öle enthalten.9
Permethrin
  • Es sind Resistenzen bekannt.
  • Permethrin kann für Kinder ab 6 Monaten und auch während der Schwangerschaft verwendet werden.
  • Permethrin-Shampoo 1 % wird  gut in das feuchte Haar einmassiert und nach 10 Minuten Einwirkungszeit gründlich mit Wasser ausgespült.
  • Kämmen Sie sich nach der Behandlung 1 Woche lang täglich mit einem Läusekamm.
  • Es muss innerhalb eines engen Zeitfensters unbedingt eine Wiederholungsbehandlung mit dem Kopflausmittel durchgeführt werden (am Tag 8, 9 oder 10, optimal: Tag 9 oder 10).3
  • Es sollten möglichst Einmalhandschuhe getragen werden, um unnötigen Hautkontakt zu vermeiden.
  • In der Regel werden die neurotoxischen Substanzen gut vertragen. Sie werden aber wegen möglicher Resorption, Hypersensitivität sowie neurologischer Komplikationen nach akzidenziellem Verschlucken und einem möglicherweise erhöhten Leukämierisiko kritisch diskutiert.2
Dimeticon
  • Es ist nachgewiesen, dass Dimeticon mindestens ebenso wirksam ist wie die anderen Präparate, dabei jedoch möglicherweise weniger irritierend. 10-13
  • Dimeticon ist eine Silikon-Lösung, die vermutlich die Läuse dadurch tötet, dass sie abgedeckt und verklebt werden, sodass sie ersticken. 
  • Dimeticon ist in der Schwangerschaft gut verträglich, teratogene oder fetotoxische Effekte sind wegen mangelnder Resorption nicht zu erwarten.
  • Ebenso besteht nur ein geringeres bis gar kein Risiko einer Resistenzentwicklung.
  • Es gibt bislang keine beobachteten Nebenwirkungen, allerdings bleibt das Haar kurzzeitig leicht entflammbar.
Alternative Therapie
  • Nasses Auskämmen mit Haarpflegespülung und Läusekamm in 4 Sitzungen an den Tagen 1, 5, 9 und 13 führte bei 57 % der behandelten Kinder zur Entlausung.3
  • Kombinationen aus Silikonölen und Rizinusöl können ebenfalls zu Erstickung der Läuse führen.14

Empfohlenes Behandlungsschema bei Kombination beider Verfahren3

  • Tag 1: Mit einem Insektizid behandeln und anschließend nass auskämmen.
  • Tag 5: Nass auskämmen, um früh nachgeschlüpfte Larven zu entfernen, bevor sie mobil sind.
  • Tag 8, 9 oder 10: Erneut mit dem Insektizid behandeln, um spät geschlüpfte Larven abzutöten.
  • Tag 13: Kontrolluntersuchung durch nasses Auskämmen
  • Tag 17: evtl. letzte Kontrolle durch nasses Auskämmen

Medikamentöse systemische Therapie2

Ivermectin 
  • Ivermectin ist für die Behandlung der Pediculosis capitis in Deutschland nicht zugelassen, kann jedoch in Einzelfällen in Erwägung gezogen werden, z. B. bei gleichzeitigem Krätzebefall (Off-Label-Therapie).
  • 200 µg pro Kilogramm Körpergewicht (2 × in einem 7-Tage-Intervall)
  • Kontraindikationen
    • Körpergewicht unter 15 kg
    • Schwangerschaft 
    • Stillzeit

Filzläuse

  • Der gesamte Abschnitt basiert auf dieser Referenz.5
  • Filzläuse werden mit den gleichen Medikamenten therapiert wie Kopfläuse, jedoch ist kein Kämmen notwendig.
  • Die topische Behandlung sollte sich über sämtliche Körperregionen erstrecken, die mit Filzläusen befallen sind.
  • Eier sollten zusätzlich mit einer Pinzette entfernt werden. 
  • Wiederholung der Behandlung nach 7–10 Tagen
  • Kleidung, Bettwäsche, Handtücher usw. sollen in der Waschmaschine bei mindestens 50 Grad gewaschen und anschließend getrocknet werden oder für mindestens 3 Tage in Plastiktüten luftdicht verschlossen werden.
  • Tragen sauberer Unterwäsche und Kleidung ab Behandlungsbeginn
  • Eine Rasur der Schamgegend ist nicht notwendig.
  • Läuse im Schamhaar sprechen in der Regel auch auf Therapeutika gegen Kopfläuse an, die Sensitivität variiert aber stark.
  • Sexualpartner der letzten 3 Monate sollte ebenfalls kontrolliert werden.

Medikamentöse Therapie5

  • Therapie der 1. Wahl ist Permethrin 1 % Creme (Abwaschen nach 10 min), Wiederholung nach 7–10 Tagen – oder –
  • Pyrethrumblütenextrakt mit Piperonyl Butoxid (Auswaschen nach 10 min), Wiederholung nach 7–10 Tagen
  • Die generelle Wiederholung der Behandlung ist notwendig, da bei 40 % der Patient*innen Infestation 10 Tage nach der ersten Behandlung noch persistiert.
  • Alternativ 0,2-prozentige Phenothrin-Lotion (Auswaschen nach 2 h), Ivermectin topisch oder Benzyl 25-prozentige Benzoate-Lotion oder 200 µg/Kg Ivermectin p. o. (off label), Wiederholung nach 7 Tagen (in schweren Fällen 400 µg/KG, ebenfalls Wiederholung nach 7 Tagen)

Kleiderläuse

  • In der Regel reichen eine gründliche Körperwäsche, Auskochen oder Desinfizieren der Wäsche aus.4
  • Alle Kontaktpersonen, etwa Familienmitglieder, müssen untersucht, bzw. simultan mitbehandelt werden.

Empfehlungen für Patient*innen

  • Kinder mit Kopfläusen dürfen nur dann weiter in die Schule oder den Kindergarten gehen, wenn mit der Therapie begonnen wurde.
  • Die Eltern müssen den Leiter der Gemeinschaftseinrichtung unverzüglich informieren.
  • Leitungen von Gemeinschaftseinrichtungen sind nach § 34 Abs. 1 IfSG (Infektionsschutzgesetz) verpflichtet, das Gesundheitsamt über einen mitgeteilten oder selbst festgestellten Kopflausbefall namentlich zu benachrichtigen.3
  • Die Eltern sollten ihre Kinder während der Therapie regelmäßig zu Hause auf Läuse untersuchen. Auch die anderen Geschwister sollten untersucht werden, jedoch sollten nur infizierte Kinder therapiert werden.
  • Im Kindergarten können Kinder sich durch direkten Kontakt mit dem Kopf eines infizierten Kindes anstecken oder auch z. B. durch die gemeinsame Benutzung von Kopfbedeckungen. Bei älteren Kindern ist es daher recht einfach, Infektionen zu vermeiden.
  • Auf Kuscheltieren oder luftig hängender Kleidung überleben Läuse nicht länger als etwa 24 Stunden.
  • Auch Umgebungssanierung ist wegen der kurzen Überlebenszeit von Läusen kaum notwendig, Kopfläuse z. B. in Kopfkissen können durch eine Wäsche > 60 Grad oder 15 Minuten im Trockner bei > 60 Grad getötet werden.2

Kämmen

  • Kämmen kann als Therapie angewandt werden, insbesondere, wenn die Medikamente nicht wirken.
  • Dabei müssen die Betroffenen 12–14 Tage lang systematisch und gründlich jeden oder jeden 2. Tag gekämmt werden. Nach der letzten Behandlung sollte das Haar für weitere 3 Wochen untersucht werden, vorzugsweise täglich.
    • Diese Methode ist vor allem für Kinder geeignet, die kurzes oder mittellanges, glattes oder gewelltes Haar haben.
    • Verwenden Sie einen handelsüblichen feinen Kunststoffkamm oder einen Läusekamm.
    • Waschen Sie zunächst das Haar mit normalen Shampoo, legen Sie ein weißes Handtuch über die Schultern und kämmen Sie darauf das noch feuchte Haar. Die Läuse fallen auf das Handtuch und sind dort leicht zu erkennen.
    • Auch zwischen den Zinken des Kamms können sich kleine Läuse oder Nissen befinden.
    • Sowohl Kamm und Handtuch müssen anschließend bei mindestens 60 Grad gewaschen oder eingefroren werden, um die Läuse zu töten.
  • Kämmen in trockenem Haar ist eine Alternative und wahrscheinlich nahezu so wirksam wie in feuchtem Haar.
    • Beugen Sie dabei den Kopf über einen weißen Untergrund, sodass dort die ausgekämmten Läuse zu sehen sind.
    • Die Läuse sind in trockenem Haar nicht so klebrig, jedoch besteht die Gefahr, sie beim Kämmen weit zu verstreuen.
  • Anderen Kontaktpersonen, die nicht medikamentös therapiert werden, wird ebenfalls empfohlen, sich täglich zu kämmen, um eine Infektion auszuschließen.

Weitere Therapien

  • Bei Filzläusen in den Wimpern müssen Läuse und Eier manuell entfernt und die Lidkante regelmäßig mit Vaseline versehen werden.
    Läuse in den Wimpern
    Läuse in den Wimpern
  • Es gibt keinen Nachweis, dass das Waschen von Bettwäsche und Kleidung oder das Besprühen von Kopfhörern, Helmen, Möbeln etc. mit Insektiziden hilfreich ist.

Prävention

  • Engen Körperkontakt vermeiden.
  • Therapiert man allein durch Kämmen, wird empfohlen, Bettwäsche und Kleidung, die in Kontakt mit dem entsprechenden Hautbereich kommen, bei mindestens 60 Grad zu waschen.
  • Es ist von großer Bedeutung, Infektionsquellen und -verlauf nachzuvollziehen. Kinder in gefährdetem Umfeld sollen regelmäßig auf Läuse untersucht werden. Nachkontrolle durch Kämmen sollte 1 x im Monat oder häufiger erfolgen.

Meldepflicht

  • Leitungen von Gemeinschaftseinrichtungen sind nach § 34 Abs. 1 IfSG (Infektionsschutzgesetz) verpflichtet, das Gesundheitsamt über einen mitgeteilten oder selbst festgestellten Kopflausbefall namentlich zu benachrichtigen.3

Verlauf, Komplikationen und Prognose

Verlauf

  • Die meisten Patient*innen sind nach gewissenhafter Durchführung der Therapie läusefrei.
  • Resistenzen können auftreten.

Komplikationen

  • Bakterielle Superinfektion 
  • Übertragung von Krankheiten durch Kleiderläuse

Verlaufskontrolle

  • Eine Nachuntersuchung durch einen Mediziner ist nicht unbedingt gefordert.

Patienteninformationen

Worüber sollten Sie die Patient*innen informieren?

  • Über Läuse, Infektionsmöglichkeiten und Therapiemöglichkeiten
  • Mindestens eine monatliche Selbstkontrolle ist notwendig bei Kindern in besonders gefährdeten Umgebungen.
  • Der häufigste Grund für Therapieversagen ist nicht Resistenz, sondern Nachlässigkeit bei der Behandlung.
  • Kinder mit Kopfläusen können in die Schule oder den Kindergarten gehen, wenn mit der Therapie begonnen wurde.
  • Anti-Kopflausprodukte sind rezeptfrei in der Apotheke erhältlich und für Kinder bis zum 12. Lebensjahr erstattungsfähig.

Patienteninformationen in Deximed

Illustrationen

Bei der klinischen Untersuchung können Läuse und Nissen sofort erkannt werden.
Bei der klinischen Untersuchung können Läuse und Nissen sofort erkannt werden.
Läusebiss hinter dem Ohr. Der Juckreiz entsteht, weil der Speichel der Läuse Stoffe enthält, die eine lokale allergische Reaktion hervorrufen.
Läusebiss hinter dem Ohr. Der Juckreiz entsteht, weil der Speichel der Läuse Stoffe enthält, die eine lokale allergische Reaktion hervorrufen.
Läuse in den Wimpern
Läuse in den Wimpern

Quellen

Literatur

  1. Flinders DC, de Schweinitz P. Pediculosis and scabies. Am Fam Physician 2004; 69: 341-50. PubMed
  2. Meister L, Ochsendorf F: Headlice—epidemiology, biology, diagnosis and treatment. Dtsch Arztebl Int 2016; 113: 763–72. www.aerzteblatt.de
  3. Robert-Koch-Institut. Ratgeber für Ärzte. Kopflausbefall. Stand 2008. Zugriff 16.04.2018 www.rki.de
  4. Richter J, Müller-Stöver I, Walter S, Mehlhorn H, Häussinger D: Kopfläuse – Umgang mit einer wieder auflebenden Parasitose. Dtsch Arztebl 2005; 102: 2395–8 www.aerzteblatt.de
  5. Salavastru C. M. et al.. European guideline for the management of pediculosis pubis. Journal of the European Academy of Dermatology and Venerology 2017; 31: 1425-1428. www.iusti.org
  6. Bradley N. Bragg, Leslie V. Simon. Pediculosis Humanis (Lice, Capitis, Pubis). Treasure Island: StatPearls Publishing LLC, 2017. www.ncbi.nlm.nih.gov
  7. Meinking TL, Entzel P, Villar ME, Vicaria M, Lemard GA, Porcelain SL. Comparative efficacy of treatments for pediculosis capitis infestations. Arch Dermatol 2001;137:287-92. PubMed
  8. Pollack RJ, Kiszewski A, Armstrong P, Hahn C, Wolfe N, Rahman HA, et al. Differential permethrin susceptibility of head lice sampled in the United States and Borneo. Arch Pediatr Adolesc Med 1999;153:969-73. PubMed
  9. Niedersächsisches Landesgesundheitsamt. Kopflausbefall (Pediculosis capitis). 8. Aufl. Juli 2017 www.nlga.niedersachsen.de
  10. Burgess IF, Brown CM, Lee PN. Treatment of head louse infestation with 4% dimeticone lotion: randomised controlled equivalence trial. BMJ 2005; 330: 1423. British Medical Journal
  11. Heukelbach J, Pilger D, Oliveira FA et al. A highly efficacious pediculicide based on dimeticone: Randomized observer blinded comparative trial. BMC Infectious Diseases 2008; 8: 115. PubMed
  12. Burgess IF, Lee PN, Matlock G. Randomised, controlled, assessor blind trial comparing 4% dimeticone lotion with 0,5% malation liquid for head louse infestation. PLoS ONE 2007; 2: e1127. PubMed
  13. Flores-Genuino RNS, Gnilo CMS, Dofitas BL. Occlusive versus neurotoxic agents for topical treatment of head lice infestation: A systematic review and meta‐analysis. Pediatr Dermatol 2019; epub: 14016. pmid:31642120. www.ncbi.nlm.nih.gov
  14. Altmeyer. P Die Online Enzyklopädie der Dermatologie, Venerologie, Allergologie und Umweltmedizin. Pediculosis capitis. Zugriff 6.11.2019 www.enzyklopaedie-dermatologie.de

Autor*innen

  • Monika Lenz, Fachärztin für Allgemeinmedizin, Neustadt am Rübenberge
  • Die ursprüngliche Version dieses Artikels basiert auf einem entsprechenden Artikel im norwegischen hausärztlichen Online-Handbuch Norsk Elektronisk Legehåndbok (NEL, https://legehandboka.no/).

Links

Autoren

Ehemalige Autoren

Updates

Gallery

Snomed

Click to edit