Zähneknirschen (Bruxismus)

Beim unbewussten Zähneknirschen (Bruxismus) werden die Zähne im Schlaf oder in Stresssituationen aufeinander gebissen oder gepresst.

Was ist Zähneknirschen?

Beim unbewussten Zähneknirschen (Bruxismus) werden die Zähne im Schlaf oder in Stresssituationen aufeinander gebissen oder gepresst. Zähneknirschen geht mit einer erhöhten Anspannung der Kaumuskulatur einher und kann zu Kopf- und Kieferschmerzen führen.

Es tritt häufig nachts auf und kann so ausgeprägt sein, dass der Schlaf des Partners gestört wird. Viele Betroffene können im Schlaf lauter mit den Zähnen knirschen als im wachen Zustand. Bei anderen ist das Zähneknirschen lautlos und wird erst entdeckt, wenn es zu Zahn- oder Kieferbeschwerden kommt.

Zähneknirschen ist relativ häufig, schätzungsweise 20 % der Bevölkerung sind davon betroffen. Zähneknirschen kann bereits im Kindesalter auftreten, ist aber am häufigsten im 2.–3. Lebensjahrzehnt und nimmt mit zunehmendem Alter ab.1

Anzeichen und Symptome 

Ist Ihr Kiefer schmerzhaft, gespannt oder druckempfindlich? Sind Ihre Zähne schmerzhaft und empfindlich? Wachen Sie morgens mit steifem Nacken oder Kopfschmerzen auf? Dies können Anzeichen dafür sein, dass Sie mit den Zähnen knirschen. Andere Anzeichen für Zähneknirschen sind:

  • hörbares Zähneknirschen im wachen Zustand oder in Stresssituationen
  • übermäßige Abnutzung der Zähne und von Zahnfüllungen oder Prothesen
  • Vergrößerung der Kaumuskulatur
  • klickende und andere Geräusche im Kiefergelenk
  • Zahnabdrücke am Zungenrand und in der Wange.

Haben Sie einige dieser Symptome an sich beobachtet, sollten Sie eine Zahnarztpraxis aufsuchen, um abzuklären, ob eventuell Zähneknirschen die Ursache ist.

Ursachen 

Die Ursache für das Zähneknirschen konnte noch nicht abschließend geklärt werden. Die Zahnstellung scheint bei der Entstehung aber nur eine untergeordnete Rolle zu spielen. Psychische Faktoren wie Anspannung, Stress, Schlafstörungen, Depression oder Angst können die Symptome verursachen oder auslösen. Häufig ist bei den Betroffenen die Muskelspannung allgemein erhöht. Zähneknirschen steht auch häufig mit Schmerzen an anderen Körperstellen in Verbindung, wie z. B. Kopfschmerzen, chronischen Rückenschmerzen und Reizdarmsyndrom.

Auch der Konsum von Alkohol, Koffein und Nikotin kann Zähneknirschen begünstigen, ebenso die Einnahme von bestimmten Medikamenten, z. B. Antidepressiva oder Medikamente zur Behandlung der Aufmerksamkeitsdefizit-Störung (ADHS).1

Dauerhaftes Zähneknirschen kann zu einer Fehlfunktion des Kiefergelenks führen.

Bis zu einem Drittel aller Kinder knirschen mit den Zähnen, insbesondere beim Zahnwechsel. Experten sehen einen Zusammenhang mit dem Wachstum, dem Durchbruch von neuen Zähnen und dem Schulbeginn, der für viele Kinder eine neue Herausforderung darstellt. Bei den meisten Kindern legt sich das Zähneknirschen von selbst, aber auch kurzfristiges Knirschen kann die bleibenden Zähne schädigen.

Diagnostik

Bereits bei einer einfachen Untersuchung können Ärzte eine übermäßige Abnutzung der Zähne feststellen. Besteht die Vermutung, dass eine Patientin/ein Patient mit den Zähnen knirscht, erfolgen regelmäßige Kontrollen, um zu beurteilen, ob eine Therapie notwendig ist. Fragen zu Gewohnheiten und Medikamenten können die Ursache für das Zähneknirschen abklären. Die Zahnärztin/der Zahnarzt untersucht die Zähne und erstellt Röntgenaufnahmen, um die Zahnstellung zu überprüfen.

Was können Sie selbst gegen Zähneknirschen tun?

Wird das Zähneknirschen durch Stress verursacht, können Entspannungsübungen, ein ruhigerer Lebensstil sowie ein reduzierter Konsum von Alkohol, Tabak und Kaffee hilfreich sein. Achten Sie auf einen guten Schlaf.

Eine Massage der Kaumuskeln und die lokale Anwendung von Wärme können die Beschwerden lindern.

Wenn Sie tagsüber häufig die Zähne zusammenpressen, können Sie sich regelmäßig selbst kontrollieren. Die Lippen sollten entspannt geschlossen sein, wobei die Zähne von Unter- und Oberkiefer keinen Kontakt zueinander haben.1

Therapie 

Evtl. auftretende Schmerzen können mit einfachen Schmerzmitteln gelindert werden. Auch Physiotherapie kann hilfreich sein.

Es ist wichtig, beteiligte Faktoren wie Stress, Angst oder Depression mitzubehandeln, ggf. mit einer Psychotherapie.

Eine Aufbissschiene aus Kunststoff, die am Abend eingesetzt wird, schützt die Zähne und entlastet das Kiefergelenk und die Muskeln. Diese Schienen werden von Zahnärzten verordnet und speziell angepasst.

Durch das Zähneknirschen entstandene Schäden an den Zähnen sollten repariert werden. In manchen Fällen ist eine dauerhafte Korrektur der Zahnstellung sinnvoll.

Wird das Zähneknirschen durch Medikamente ausgelöst, sollte evtl. ein anderes Medikament in Erwägung gezogen werden.

Bei chronischem Zähneknirschen kann Botulinumtoxin in die Triggerpunkte gespritzt werden. Die Wirkung scheint jedoch nur gering und vorübergehend zu sein.

Folgen des Zähneknirschens

Das größte Problem bei dauerhaftem Zähneknirschen ist die Schädigung der Zähne und von Zahnersatz oder -füllungen. Die starke Muskelspannung während des Zähneknirschens kann zudem Schmerzen im umliegenden Gewebe und in den Gelenken und Muskeln verursachen – dies kann zu Kopfschmerzen, Nackensteife und einem druckempfindlichen Kiefer führen. Dauerhaftes Zähneknirschen ist ein Risikofaktor für eine gestörte Kiefergelenksfunktion.

Autoren

  • Martina Bujard, Wissenschaftsjournalistin, Wiesbaden

Quellen

  1. Patienteninformationen der Deutschen Gesellschaft für Zahn-, Mund- und Kieferheilkunde e. V.: Bruxismus: Zähneknirschen und Zähnepressen www.zahnmedizinische-patienteninformationen.de

Links

Autoren

Ehemalige Autoren

Updates

Gallery

Snomed

Click to edit

Literatur

Dieser Artikel basiert auf dem Fachartikel Temporomandibuläre Dysfunktion. Nachfolgend finden Sie die Literaturliste aus diesem Dokument.

  1. Hugger A, Lange M, Schindler HJ, Türp JC. Begriffsbestimmungen: Funktionsstörung, Dysfunktion, craniomandibuläre Dysfunktion (CMD), Myoarthropathie des Kausystems (MAP). (DGFDT) Deutsche Gesellschaft für Funktionsdiagnostik und -therapie in der Zahn-, Mund und Kieferheilkunde, 2016. www.researchgate.net
  2. Buescher JJ. Temporomandibular joint disorders. Am Fam Physician 2007; 76: 1477-82. pubmed.ncbi.nlm.nih.gov
  3. Bakke M. Temporomandibulær dysfunktion giver smerter fra kæbeled og tyggemuskler. Ugeskr Læger 2010; 172: 3037. odontology.ku.dk
  4. Gesellschaft für Zahngesundheit, Funktion und Ästhetik, CMD-Statistik – Verbreitung der Craniomandibulären Dysfunktion. www.gzfa.de
  5. Hentschel K, Capobianco DJ, Dodick DW. Facial pain. Neurologist 2005; 11: 244-9. PubMed
  6. Noshir R. Mehta, Überblick über temporomandibuläre Dysfunktionen, DMD, MDS, MS, Department of Public Health and Community Service, Inhalt zuletzt geändert Aug 2017. www.msdmanuals.com
  7. Deutsche Gesellschaft für Funktionsdiagnostik und -therapie in der Zahn-, Mund- und Kieferheilkunde (DGFDT), Deutsche Gesellschaft für Zahn-, Mund- und Kieferheilkunde (DGZMK), Diagnostik und Behandlung von Bruxismus, AWMF-Registernummer: 083-027, Stand: Mai 2019. www.awmf.org
  8. Deutsche Gesellschaft für Funktionsdiagnostik und -therapie (DGFDT), Deutschen Gesellschaft für Prothetische Zahnmedizin und Biomaterialien (DGPro), Deutschen Gesellschaft für Mund-, Kiefer- und Gesichtschirurgie (DGMKG), Arbeitsgemeinschaft für Kieferchirurgie (AGKi), Deutschen Gesellschaft für Kieferorthopädie (DGKFO) und Deutschen Gesellschaft für Zahn-, Mund- und Kieferheilkunde (DGZMK),Zur Therapie der funktionellen Erkrankungen des kraniomandibulären Systems, Stand November 2015. www.dgfdt.de
  9. Dr. W. Boisserée, W. Schupp, L. Runkel, J. Haubrich, I. Säckler. Diagnostik und Therapie der temporomandibulären Dysfunktion (TMD). Stomatologie.2013 2013; 7-8: 41-50. doi:10.1007/s00715-013-0289-y www.springermedizin.de
  10. Helsedirektoratet. Nasjonal faglig retningslinje for utredning og behandling av TMD (tyggemuskulatur- og kjeveleddsplager). 2016. www.helsedirektoratet.no
  11. Bjørnland T, Møystad A. Kroniske sykdommer og tilstander i kjeveledd og muskulatur. Nor Tannlegeforen Tid 2010; 120: 896-902. www.tannlegetidende.no
  12. Arvidsson LZ, Flatø B, Larheim TA. Radiographic TMJ abnormalities inpatients with juvenil idiopathic arthritis followed for 27 years. Oral Surg Oral Med Oral Pathol Oral Radiol Endod 2009; 108: 114-23. PMID:19540449 PubMed
  13. Kindler S, Samietz S, Houshmand M, et al. Depressive and anxiety symptoms as risk factors for temporomandibular joint pain: a prospective cohort study in the general population. J Pain. 2012;13(12):1188–1197. pubmed.ncbi.nlm.nih.gov
  14. Deutsche Gesellschaft für Psychosomatische Medizin und Ärztliche Psychotherapie, Deutsches Kollegium für Psychosomatische Medizin. Nicht-spezifische, funktionelle und somatoforme Körperbeschwerden. AWMF-Leitlinie Nr. 051-001. www.awmf.org
  15. Koh H, Robinson PG. Occlusal adjustment for treating and preventing temporomandibular joint disorders. J Oral Rehabil 2004; 31: 287-92. PubMed
  16. Scrivani SJ, Keith DA, Kaban LB. Temporomandibular disorders. N Engl J Med. 2008;359(25):2693–2705. pubmed.ncbi.nlm.nih.gov
  17. Dimitroulis G. Temporomandibular disorders: A clinical update. BMJ 1998; 317:190-4. www.bmj.com
  18. Strøm, V, Brurberg KG, Dahm KT, Kirkehei I. Diagnostikk av temporomandibulære tilstander. Rapport fra Kunnskapssenteret nr. 10−2013. Oslo: Nasjonalt kunnskapssenter for helsetjenesten, 2013. www.google.com
  19. Gauer RL, Semidey MJ. Diagnosis and treatment of temporomandibular disorders. Am Fam Physician. 2015 Mar 15;91(6):378-86. PMID: 25822556. pubmed.ncbi.nlm.nih.gov
  20. American Society of Temporomandibular Joint Surgeons. Guidelines for diagnosis and management of disorders involving the temporomandibular joint and related musculoskeletal structures. Cranio 2003; 21: 68-76. PubMed
  21. Al-Ani MZ, Davies SJ, Gray RJ, Sloan P, Glenny AM. Stabilisation splint therapy for temporomandibular pain dysfunction syndrome. Cochrane Database Syst Rev, issue 1, 2004. pubmed.ncbi.nlm.nih.gov
  22. Okeson JP, for the American Academy of Orofacial Pain. Orofacial Pain: Guidelines for Assessment, Diagnosis, and Management. Chicago, Ill.: Quintessence Pub, 1996. www.quintpub.com
  23. Conti PC, dos Santos CN, Kogawa EM, de Castro Ferreira Conti AC, de Araujo Cdos R. The treatment of painful temporomandibular joint clicking with oral splints: a randomized clinical trial. J Am Dent Assoc 2006; 137: 1108-14. PubMed
  24. Bjørnland T, Gjærum AA, Møystad A. Osteoarthritis of the temporomandibular joint: an evaluation of effects and complications of corticosteroid injection compared with injection with sodium hyaluronate. J Oral Rehabil 2007; 34: 583-9. PubMed
  25. Machado D, Martimbianco ALC, Bussadori SK, et al. Botulinum Toxin Type A for Painful Temporomandibular Disorders: Systematic Review and Meta-Analysis. J Pain. 2019. PMID: 31513934. www.ncbi.nlm.nih.gov
  26. Louw WF, Reeves KD, Lam SKH, et al. Treatment of temporomandibular dysfunction with hypertonic dextrose injection (prolotherapy): A randomized controlled trial with long-term partial crossover. Mayo Clin Proc 2019 May; 94:820 PMID: 30878157. www.ncbi.nlm.nih.gov
  27. Strøm V, Dalsbø TK, Lund Håheim L, Kirkhei I, Reinar LM. Effekt av kirurgisk behandling for personer med temporomandibulær dysfunksjon. Rapport fra kunnskapssenteret nr. 02−2013. Oslo: Nasjonalt kunnskapssenter for helsetjenesten, 2013. www.semanticscholar.org
  28. Deutsche Gesellschaft für Mund-, Kiefer- und Gesichtschirurgie (DGMKG). Kiefergelenkluxation. AWMF-Register Nr. 007/063 Klasse: S3. Stand: 06/2016. www.awmf.org