Entzündungen der Mundwinkel (Mundwinkelrhagaden)

Sog. Mundwinkelrhagaden sind eine lokale Entzündung, die zu starken Schmerzen in den Mundwinkeln führt. Es handelt sich um eine häufige Erkrankung bei Kleinkindern, älteren Personen und Menschen mit geschwächtem Immunsystem.

Was sind Entzündungen der Mundwinkel?

Definition

Entzündungen der Mundwinkel werden als Mundwinkelrhagaden bezeichnet. Weitere Bezeichnungen sind Cheilitis angularis, Faulecke oder Perlèche.

Symptome

Die Mundwinkel sind lokal entzündet, mit schmerzhaften Einrissen der Haut. Typisch sind eine gerötete, raue, eingerissene Haut und Schmerzen, eventuell treten auch leichte Blutungen auf.

Mundwinkelrhagaden
Mundwinkelrhagaden

Ursachen

Speichel sammelt sich in den Hautwinkeln, die Haut wird rissig und die Keime können sich auf der gereizten Haut leichter ansiedeln und vermehren. Typische Erreger sind Hautkeime wie Candia albicans oder Staphylokokken.

Lokale Ursachen

  • Allergische Reaktion der Haut (Kontaktdermatitis) auf z. B. Nickel (bei Patient*innen mit Zahnspangen), Zahnpasta, Kosmetika
  • Reizung der Haut durch Daumenlutschen, verstärktes Lippenlecken, aggressive Verwendung von Zahnseide, andauerndes Atmen durch den Mund mit Austrocknung der Haut
  • Anatomische Ursachen, die zu vermehrter Speichelansammlung in den Mundwinkeln führen:
    • schlecht sitzende Zahnprothesen, eine Fehlstellung des Unterkiefers, reduzierte Hautspannung z. B. durch höheres Lebensalter, starke Faltenbildung in den Mundwinkeln durch Gewichtsverlust oder Rauchen, Vergrößerung der Zunge (z. B. bei Trisomie 21).
  • Auch das ausdauernde Tragen von Schutzmasken kann zu Mundwinkelentzündungen führen.

Systemische Ursachen

Die Erkrankung tritt auch häufig bei Patient*innen mit Immunschwäche durch Diabetes mellitus oder HIV-Infektion auf sowie bei Patient*innen, die an Colitis ulcerosaMorbus CrohnSjögren-Syndrom oder Lupus erythematodes leiden.

Ein Mangel an bestimmten Vitaminen wie B12 und Folsäure sowie Eisenmangel können ebenfalls zur Entwicklung von Mundwinkelrhagaden beitragen. Mundwinkelrhagaden können somit in gewissen Fällen ein frühes isoliert auftretendes Anzeichen für Blutarmut (Anämie) oder Vitaminmangel sein. In diesen Fällen gehen die Hautveränderungen zurück, wenn die zugrunde liegende Erkrankung behandelt wurde.

Häufigkeit

Etwa 0,7 % der Allgemeinbevölkerung leidet unter entzündeten Mundwinkeln. Es gibt dabei ein gehäuftes Auftreten bei Kindern und bei Erwachsenen im 30.–60. Lebensjahrzehnt.

Untersuchungen

Die Diagnose lässt sich in der Regel einfach stellen. Die Beschwerden und charakteristischen Veränderungen in den Mundwinkeln sind gut sichtbar. Wichtig ist es, die Ursache für die Entzündungen festzustellen, um diese dann behandeln zu können.

Die Mundhöhle und die Zähne nebst Zahnfleisch müssen sorgfältig angeschaut werden, um zu prüfen, ob hier eine Infektion vorliegt. Zum Anamnesegespräch gehört auch die Frage nach gesunder und ausgewogener Ernährung, da Mangelernährung eine wichtige Rolle spielen kann. Besteht der Verdacht auf eine zugrunde liegende Krankheit, wird die Ärztin/ der Arzt dementsprechend gezielt weiteruntersuchen.

Bei Verdacht auf Vitamin- oder Eisenmangel kann mit Blutuntersuchungen kontrolliert werden, ob ein Mangel oder ein auffälliges Blutbild vorliegen. Kommen Pilzinfektionen oder andere Erreger in Betracht, lässt sich ein Abstrich von der entzündeten Stelle im Labor entsprechend testen.

Behandlung

Allgemein ist es wichtig, eine gute Mundhygiene sicherzustellen und auch Zahnersatz regelmäßig auf guten Sitz prüfen zu lassen. Vorbeugend und zur unterstützenden Behandlung können die Mundwinkel zwischendurch mit einem Taschentuch getrocknet werden. Das Abtupfen mit Salbeitee kann durch die enthaltenen Gerbstoffe schützend wirken. Es kann auch sinnvoll sein, die Mundwinkel mit Fettcreme gegen vermehrten Speichelfluss zu schützen.

Falls aufgrund einer anderen Krankheit kortisonhaltige Sprays zum Einatmen verwendet werden müssen, ist es wichtig, nach jeder Inhalation die Mundhöhle gründlich mit Wasser auszuspülen. Reste des Kortisons im Mund begünstigen nämlich eine Infektion des Mundraums mit Pilzen.

Rauchen sollte eingestellt werden. Bei Mundtrockenheit können Kaugummis oder Bonbons den Speichelfluss anregen und so Lippenlecken zur Befeuchtung vermeiden.

Die Mehrzahl von Mundwinkelrhagaden sind auf eine Infektion zurückzuführen und werden lokal mit Wirkstoffen gegen Pilze (Antimykotika) oder Antibiotika behandelt, insbesondere, wenn das Problem wiederholt auftritt und sich mit den o. g. Maßnahmen nicht gut behandeln lässt. Gegen Bakterien kommen als Antibiotika oft Salben zum Einsatz, u. U. kombiniert mit einer Hydrokortisonsalbe. Die antibiotische Salbe wird auf die Mundwinkel aufgetragen, evtl. auch eine dünne Schicht in die Nasenlöcher, da sich die Infektion von dort ausbreiten kann.

Falls ein Nährstoffmangel zugrunde liegt, kann die Entzündung durch eine Nahrungsergänzung mit Vitaminen, bei einer Blutarmut durch die Gabe von Eisen behandelt werden. Besteht eine Kontaktallergie der Haut, sind die Auslöser zu meiden.

Prognose

Die Prognose ist gut. Bei der richtigen Therapie verschwinden die Mundwinkelrhagaden in den meisten Fällen wieder. Es ist jedoch nicht ungewöhnlich, dass sie zu einem späteren Zeitpunkt wiederkehren, vor allem, wenn die zugrunde liegende Ursache nicht ausreichend behandelt wurde.

Weitere Informationen

Autorin

  • Susanna Allahwerde, Fachärztin für Allgemeinmedizin, Berlin

Links

Autoren

Ehemalige Autoren

Updates

Gallery

Snomed

Click to edit

Literatur

Dieser Artikel basiert auf dem Fachartikel Mundwinkelrhagaden. Nachfolgend finden Sie die Literaturliste aus diesem Dokument.

  1. Pandarathodiyil AK, Anil S, Vijayan SP. Angular Cheilitis - An Updated Overview of the Etiology, Diagnosis, and Management. International Journal of Dentistry and Oral Science 2021; 8(2): 1433-1438. www.researchgate.net
  2. Federico JR, Basehore BM, Zito PM. Angular Chelitis. StatPearls 2021. pubmed.ncbi.nlm.nih.gov
  3. Park KK, Brodell RT, Helms SE. Angular cheilitis, part 1: local etiologies. Cutis 2011; 87: 289-95. pmid:21838086 PubMed
  4. Pleimes M. Orale und periorale Dermatosen bei Kindern richtig diagnostizieren.. HNO Nachrichten 2020; 50: 20-25. link.springer.com
  5. Pharmazeutische Zeitung. Rhagaden: Beschwerden ernst nehmen und behandeln. 06.07.2017. www.pharmazeutische-zeitung.de