Zusammenfassung
- Definition: Zur einer Ruptur des Trommelfells kann es im Rahmen einer Mittelohrentzündung oder durch einen plötzlichen Druckanstieg im Gehörgang (Barotrauma) kommen.
- Häufigkeit: Kommt häufig vor.
- Symptome: Bei durch ein Trauma ausgelösten Rupturen treten anfänglich Schmerzen, leichter Hörverlust, Ohrgeräusche und ein Druckgefühl auf. Bei einer akuten Mittelohrentzündung kommt es durch die Ruptur zu einer Schmerzlinderung.
- Befunde: Eine Ruptur nach einem Trauma führt meist zu einem zentralen Defekt mit ausgefransten Rändern im Trommelfell sowie zu Koageln durch die begleitende Blutung.
- Diagnostik: Stimmgabeltests können die Verletzung bestätigen.
- Therapie: Eine Ruptur schließt sich in den meisten Fällen spontan.
Allgemeine Informationen
Definition
- Zur einer Ruptur des Trommelfells kann es im Rahmen einer Mittelohrentzündung, eines Barotraumas oder durch einen plötzlichen Druckanstieg im Gehörgang kommen.
Häufigkeit
- Traumatisch1
- in 37,4 % der Fälle durch Schläge mit der flachen Hand
- in 19,3 % der Fälle durch die Benutzung von Wattestäbchen
- in 13 % der Fälle durch tiefes Tauchen
- Bei Mittelohrentzündungen
- vor allem bei Kleinkindern
- Bei Flugreisen2
- 10 % der Erwachsenen und 22 % der Kinder zeigen Symptome wie Schwindel, Schmerzen im Ohr und Hörminderung.
- Perforationen sind selten.
Ätiologie und Pathogenese
- Mittelohrentzündung
- Explosionen
- Barotraumata
- Schläge auf das Ohr
- Schädelfraktur
- Fremdkörper
- Ohrenspülung (vor allem bei dünnen Trommelfellen)
ICPC-2
- H77 Perforation Trommelfell
ICD-10
- S09 Sonstige und nicht näher bezeichnete Verletzungen des Kopfes
- S09.2 Traumatische Trommelfellruptur
- H72.- Trommelfellperforation
Diagnostik
Diagnostische Kriterien
- Durch Otoskopie nachgewiesene Perforation
- Ggf. pathologische Stimmgabeltests
Anamnese
- Bei durch ein Trauma ausgelösten Rupturen treten anfänglich Schmerzen, leichter Hörverlust, Ohrgeräusche und ein Druckgefühl auf.
- Bei einer Mittelohrentzündung kommt es zu einer typischen plötzlichen Schmerzlinderung, wenn das Trommelfell perforiert wird.
Klinische Untersuchung
- Eine Ruptur nach einem Trauma führt meist zu einem zentralen Defekt mit ausgefransten Rändern im Trommelfell sowie zu Koageln nach einer Blutung.3
- Stimmgabel-Tests dokumentieren die Schädigung.
- Der Weber-Versuch lateralisiert zum verletzten Ohr hin.
- Im Rinne-Versuch zeigt sich eine bessere Knochenleitung als Luftleitung.
Ergänzende Untersuchungen in der Hausarztpraxis
- Immer eine Otoskopie bei beiden Ohren durchführen.
Indikationen zur Überweisung
- Chronische Otitis media
- Größere Risse im Trommelfell3
Therapie
Therapieziel
- Verhinderung einer Sekundärinfektion
- Vollständiger Verschluss des Trommelfells
Allgemeines zur Therapie
- Eine Ruptur schließt sich in den meisten Fällen spontan.3
- Maßnahmen zur Vorbeugung einer Infektion
- Vermeidung von Wasser im Mittelohr
- Ohrspülungen oder Ohrentropfen dürfen aufgrund der Gefahr der Keimverschleppung in das Mittelohr nicht verwendet werden.3
- Vermeiden Sie bei Traumata im Gehörgang eine häufige Reinigung.
- Bei einem einfachen, kleinen Riss Nachuntersuchungen der Patienten bis zum vollständigen Verschluss3
Medikamentöse Therapie
- Bei plötzlich einsetzenden Allgemeinsymptomen sollte aufgrund einer möglichen Superinfektion eine systemische antibiotische Therapie eingeleitet werden.3
- Bei Patienten mit Otorrhoe i. R. einer akuten Oritis media ist eine sofortige Antbiotikatherapie einzuleiten.3
- Zur Antibiotikatherapie siehe auch akute Otitis media und chronische Otitis media
- Bei größeren Rissen haben die Trommelfellränder die Tendenz sich aufzurollen. Es ist eine möglichst schnelle Adaptation über das Ohrmikroskop und eine Zusammenarbeit mir dem HNO-Arzt erforderlich.3
Prävention – Barotrauma
- Bei Flugreisen sollten Patienten, bei denen das Risiko eines Barotraumas besteht, schlucken/gähnen/das Valsalva-Manöver durchführen.
- Ggf. können 1/2‒1 Stunde vor der Landung abschwellende Nasentropfen angewendet werden; doch deren Wirkung ist nicht ausreichend nachgewiesen.4
- Perorale abschwellende Medikamente?
Verlauf, Komplikationen und Prognose
Verlauf
- Heilt in der Regel (> 95 %) spontan innerhalb von einigen Tagen bis Wochen.
Komplikationen
- Dauerhafte Perforation und das Risiko einer chronischen Mittelohrentzündung
- Schwerhörigkeit bei Kindern
- Schwerhörigkeit bei Älteren (Presbyakusis)
Prognose
- Im Allgemeinen gut
Verlaufskontrolle
- Eine bestehende Perforation sollte otoskopisch, evtl. durch einen HNO-Arzt, kontrolliert werden, bis die Perforation geschlossen ist.3
- Kontrollieren Sie:
- Otoskopie
- Gehör.
Patienteninformationen
Patienteninformationen in Deximed
Illustrationen
Quellen
Leitlinien
- Deutsche Gesellschaft für Allgemeinmedizin (DEGAM). Leitlinie Ohrenschmerzen, S2k. AWMF-Leitlinie Nr. 053-009, Stand 2014. www.awmf.org
Literatur
- Kraus f, Hagen R.. Ätiologie und Therapie der traumatischen Trommelfellperforation. Laryngorhinootologie. 2015; 94: 9. pmid:25565334 PubMed
- Wright T. Middle-ear pain and trauma during air travel.. BMJ Clin Evid. 2015; Jan19: 0501. pmid:25599243 PubMed
- Deutsche Gesellschaft für Allgemeinmedizin (DEGAM). Leitlinie Ohrenschmerzen, S2k. AWMF-Registrier-Nr. 053-009, Stand 2014. www.awmf.org
- Janvrin S. Middle ear pain and trauma during air travel. Clin Evid 2001; 6: 396-8. PubMed
Autoren
- Marlies Karsch-Völk, Dr. med., Fachärztin für Allgemeinmedizin, München
- Cornelia Dremel, Dr. med., Fachärztin für Allgemeinmedizin, Freiburg
- Terje Johannessen, professor i allmennmedisin, Institutt for samfunnsmedisinske fag, Norges teknisk-naturvitenskapelige universitet, Trondheim
- Per Møller, spesialist i øre/nese/hals, Haukeland sykehus og professor ved Universitetet i Bergen