Otitis externa

Zusammenfassung

  • Definition:Entzündung der Kutis und Subkutis des äußeren Gehörgangs, wobei Trommelfell und Ohrmuschel mitbetroffen sein können.
  • Häufigkeit:Häufigste Ursache für akute Ohrenschmerzen bei Jugendlichen, besonders bei Schwimmer*innen.
  • Symptome:Akute starke Ohrenschmerzen, meist einseitig. Teilweise mit Otorrhö, Pruritus und Schwerhörigkeit auf dem betroffenen Ohr.
  • Befunde:Geschwollener und geröteter Gehörgang. Tragus-Druckschmerz sowie Schmerzen bei Zug an Ohrläppchen.
  • Diagnostik:Klinische Diagnose; ggf. mikrobiologische Untersuchung bei therapierefraktärem Verlauf.
  • Therapie:Gehörgangsreinigung, topische antiseptische und antimikrobielle Therapie sowie adäquate Schmerztherapie. Systemische antibiotische Therapie nur in Einzelfällen bei kompliziertem Verlauf.

Allgemeine Informationen

Definition

  • Synonym: Badeotitis
  • Entzündung der Kutis und Subkutis des äußeren Gehörgangs, wobei Trommelfell und Ohrmuschel mitbetroffen sein können.1
  • Einteilung
    • akut: weniger als 6 Wochen – meist bakteriell
    • chronisch: länger als 3 Monate oder mehr als 4 Otitiden pro Jahr1
      • seltener
      • meist Pilzinfektion oder Allergie
    • nekrotisierend (Otitis externa maligna): destruierende Gehörgangsentzündung mit Felsenbeinosteomyelitis, vor allem bei älteren Patient*innen mit Diabetes mellitus oder Immunsuppression1
    • Grippe-Otitis: durch Viren oder Superinfektion mit Haemophilus influenzae mit Blutbläschen auf Gehörgang und Trommelfell (Myringitis)2

Häufigkeit

  • Häufigste Ursache für akute Ohrenschmerzen bei Jugendlichen2
  • In der Hausarztpraxis weltweit häufige Erkrankung3
  • Jährliche Inzidenz: 4 auf 1.000 Personen4
  • Etwa 90 % der Fälle einseitig und akut4-5
  • Chronische Form betrifft 3–5 % der Bevölkerung.6

Anatomie und Physiologie

  • Der äußere Gehörgang besteht aus einem lateralen knorpeligen und medialen knöchernen Teil von insgesamt ca. 2–3,5 cm Länge und einem Durchmesser von 5–9 mm.1
  • Der knorpelige Anteil enthält Drüsen, die eine dünne Schicht Zerumen produzieren, das über antimikrobielles Lysozym zum Schutz des Gehörgangs beiträgt. Zerumen hat zudem pH-Wert von 6,9; dies hemmt Bakterienwachstum.5,7
  • Unzureichende Zerumenproduktion prädisponiert zu Infektionen, während verdicktes Zerumen zu Flüssigkeitsretention und Ablagerung von Detritus beiträgt.5
  • Der Gehörgang reinigt sich selbst über die laterale Migration des Epithels.

Ätiologie und Pathogenese

Akute Otitis externa

  • In > 90 % der Fälle bakteriell bedingt1
    • Der häufigste Erreger ist Pseudomonas aeruginosa und Staphylococcus aureus.
  • Feuchtigkeit und Wärme im Gehörgang führen dazu, dass Bakterien sich vermehren und Plattenepithel infizieren.8-9
  • Die Erkrankung findet sich gehäuft:
    • bei Schwimmer*innen
    • in feuchter Umgebung
    • bei Menschen mit wenig Ohrenschmalz, aber engen Gehörgängen
    • bei Patient*innen, die Hörgeräte verwenden.
    • nach mechanischen Traumata.5

Chronische Otitis externa

  • Kann sich aus unzureichend behandelter akuter Otitis externa entwickeln, ist aber in der Regel nichtbakteriell.6
  • Häufige Ursache ist eine allergische Kontaktdermatitis gegenüber metallenen Ohrringen, Chemikalien in Kosmetika und Shampoos oder Kunststoffen eines Hörgeräts.
  • Seltenere infektiöse Ursachen sind Pilze der Aspergillus- und Candida-Spezies.1
  • Generelle Hauterkrankungen wie atopisches Ekzem oder Psoriasis im engen Gehörgang sind mitunter schwer zu behandeln.
  • Juckreiz prädisponiert für Manipulationen im Gehörgang, Exkoriationen und dadurch ausgelöste akute Inflammationen.1
  • Chronische Entzündung kann zu zunehmender Fibrosierung mit Stenose des Gehörgangs und nachfolgender Schwerhörigkeit und rezidivierenden Otitiden führen.

Prädisponierende Faktoren

  • Schwimmer*innen sind 5 x häufiger betroffen.1
  • Hohe Luftfeuchtigkeit und Umgebungstemperatur1
  • Seborrhö, Ekzem und Psoriasis im Bereich des Gehörgangs
  • Verletzung des Epithels im Gehörgang, z. B. durch Benutzung von Wattestäbchen, Hörgeräte oder Sich-Kratzen im Gehörgang
  • Verengte Gehörgänge, u. a. bei Exostosen oder starker Gehörgangsbehaarung
  • Bestehende Kontaktallergie gegenüber verschiedenen Externa (z. B. Kosmetika, Haarwaschmittel, Nickel)2
  • Immunsuppression

ICPC-2

  • H70 Otitis extema

ICD-10

  • H60 Otitis externa
    • H60.3 Sonstige infektiöse Otitis externa
    • H60.5 Akute Otitis externa, nichtinfektiös
    • H60.8 Sonstige Otitis externa inkl. chronische Otitis externa

Diagnostik

Diagnostische Kriterien

  • Klinische Diagnose mit typischer Anamnese und klinischen Befunden10
  • Otoskopie zur Beurteilung des Gehörgangs und des Trommelfells

Differenzialdiagnosen

Anamnese

Akute Otitis externa

  • Leitsymptom starke Ohrenschmerzen1
    • Durch Mitbeteiligung des schmerzempfindlichen Periosts, das im Bereich des knöchernen Gehörgangs der dünnen Dermis bei fehlender Subkutis direkt anliegt.
  • Schmerzen von wechselnder Intensität, bisweilen sehr stark
  • Die Krankheit entwickelt sich typischerweise mit akutem Verlauf über 1–3 Tage.
  • Weitere Symptome umfassen:1
    • Otorrhö
    • Juckreiz
    • Rötung und Schwellung des Gehörgangs, die zu Schallleitungsschwerhörigkeit führen kann.

Chronische Otitis externa

  • Typische Symptome sind Juckreiz und obstruktionsbedingte Schallleitungsschwerhörigkeit.1
  • Otalgie tritt nur selten auf.1
  • Häufig dermatologische Grunderkrankungen mit Beteiligung des Gehörgangs, wie atopische Dermatitis oder Psoriasis1

Klinische Untersuchung

Akute Otitis externa

  • Meistens obstruierter, geröteter äußerer Gehörgang mit fein- bis mittellamellärer Schuppung2
    • Das klinische Bild ist in diesem Fall nicht von Psoriasis vulgaris unterscheidbar.
  • Gelegentlich Rötung der Ohrmuschel und Entzündung des periaurikulären Bereiches
  • Starke Druckschmerzempfindlichkeit des Tragus und Schwellung der Ohrmuschel2
    • positiver Tragusdruckschmerz V. a. Otitis externa
    • fehlender Tragusdruckschmerz V. a. Otitis media
  • Schmerzen bei Zug an Ohrläppchen2
  • Haut im Gehörgang rot und geschwollen – oft so sehr, dass sie freien Blick auf das Trommelfell behindert.
    • Detritus vorsichtig entfernen oder absaugen.
    • Die Aussage über Intaktheit des Trommelfells ist wichtig für die Wahl der topischen Therapie.
  • Otorrhö
  • Lokale Lymphknoten können schmerzhaft geschwollen sein.

Chronische Otitis externa

  • Bei mehr als Hälfte der Patient*innen sind beide Ohren betroffen.1
  • Zwei Formen herrschen vor:1
    • seborrhoische Form
      • Mangel an Zerumen mit trockener, schuppiger, geröteter oder glänzender Gehörgangshaut
    • ekzematöse Form
      • feuchte, erythematöse Gehörgangshaut

Ergänzende Untersuchungen in Hausarztpraxis

  • Zur Diagnosestellung sind keine weiteren Untersuchungen oder Tests erforderlich.
  • Mikrobiologische Untersuchungen auf Bakterien und Pilze sind indiziert bei therapierefraktärem Verlauf oder systemischer Ausbreitung.
  • Bei nicht einsehbarem Trommelfell sollten orientierende Hörtestungen oder audiologische Untersuchungen eine Beteiligung des Innenohres ausschließen.1

Indikationen zur Überweisung/Klinikeinweisung

  • Überweisung an HNO-Praxis 
    • bei fehlender Kompetenz zur sorgsamen Reinigung des äußeren Gehörgangs2
      • bei fehlender HNO-ärztlicher Versorgung im ländlichen Raum auch durch Allgemeinmediziner*in oder Pädiater*in möglich1
    • bei ausbleibender Besserung nach 2–3 Tagen Therapie
  • Einweisung ins Krankenhaus

Therapie

Therapieziele

  • Symptomlinderung von Schmerzen und Pruritus
  • Sanierung des Infekts

Allgemeines zur Therapie

Akute Otitis externa

  • Die Therapie umfasst Gehörgangsreinigung, topische antiseptische und antimikrobielle Therapie sowie adäquate Schmerztherapie.1
  • Bei Verdacht auf bakterielle Ätiologie lokale Applikation von Kortikosteroiden und Antibiotika2
    • Bei der Auswahl der topischen Therapie mögliche Trommelfellperforation beachten.
      • bei Trommelfellperforation Verzicht auf ototoxische Substanzen, wie z. B. Aminoglykoside
  • Systemische Antibiotika bei Otitis externa ohne Komplikationen sind nicht indiziert.2,10
    • Bei Auftreten von Allgemeinsymptomen oder Nachweis von Problemkeimen eine systemische antibiotische Therapie im Einzelfall erwägen.2

Chronische Otitis externa

  • Therapieempfehlungen gemäß Wiegand et al.1
  • Ziel: Gehörgangshaut in den ursprünglichen Zustand versetzen und Produktion von Zerumen fördern.
  • Gehörgang trockenhalten und Reizstoffe wie Shampoo fernhalten.
  • Behandlung zugrunde liegender dermatologischer oder autoimmuner Erkrankungen
  • Topische Therapie zur Unterdrückung der chronischen Entzündung
    • Abstrich zum Ausschluss einer bakteriellen Genese oder Pilzinfektion
    • lokale Abschwellung durch Applikation von Streifen mit Alkohol oder kortikoidhaltiger Lösung
    • bei akuten Exazerbationen Anwendung von topischen Antibiotika oder Antimykotika
    • ggf. topische Tacrolimusgabe
  • Orale Steroidtherapie bei therapierefraktären Patient*innen
  • Gehörgangsplastik zur operativen Erweiterung des Gehörgangs ist nur bei Gehörgangsstenosen indiziert.

Empfehlungen für Patient*innen

  • Nicht stochern, kratzen oder versuchen, den Gehörgang selbst zu reinigen.
  • Vermeiden von Feuchtigkeit in dem betroffenen Ohr
    • Verzicht auf Schwimmen, bis die Erkrankung abgeheilt ist.
  • Ohrenstöpsel so lange vermeiden, wie die Krankheit andauert.
    • Ggf. Lärmschutzkopfhörer verwenden.
  • Korrekte Applikation der Ohrentropfen

Allgemeinmaßnahmen

Gehörgangsreinigung

  • Reinigung sollte mittels Sauger oder Häkchen unter mikroskopischer Sicht erfolgen.1
    • Nach Ausschluss eines Trommelfelldefektes kann der Gehörgang alternativ mit Aqua destillata oder physiologischer Kochsalzlösung gespült werden.
  • Entfernung von Zerumen und Exsudat aus dem Gehörgang, da das Exsudat Toxine enthalten kann, die den Entzündungsprozess unterhalten und die Wirksamkeit topischer Medikamente einschränken.1

Medikamentöse Therapie

S2k-Leitlinie: Antibiotikatherapie bei HNO-Infektionen11

Otitis externa diffusa

  • Allgemeinmaßnahmen
    • Säuberung des Gehörgangs und antientzündliche (z. B. essigsäurehaltige Ohrentropfen), ggf. antibiotische Lokaltherapie (Ciprofloxacin-Ohrentropfen ggf. mit Glukokortikoid kombiniert oder Salbenstreifeneinlage)
  • Systemische antibiotische Therapie
    • schwere Formen (z. B. Ausbreitungstendenz, Fieber)
      • Erwachsene: Piperacilin/Tazobactam i. v., alternativ oral Ciprofloxacin oder Levofloxacin in hoher Dosierung
      • Kinder: primär parenterale Betalaktame (Piperacillin/Tazobactam oder Ceftazidim, ggf. + Clindamycin)
    • Besonderheiten
      • im Falle einer Behandlung mit Ciprofloxacin oder Ceftazidim und möglicher Staphylococcus-aureus-Beteiligung zusätzlich Clindamycin
      • Falls ein Trommelfelldefekt nicht auszuschließen ist, keine Aminoglykoside.

Essigsäure

  • Absenkung des pH-Wertes durch z. B. 2-prozentige Essigsäure führt zur Hemmung des Bakterienwachstums.1
  • Angaben gemäß Fachinfo für Kombinationstropfen mit Essigsäure und Dexpanthenol12
    • Zulassung: ab 3. Lebensjahr
    • Dosierung: Erwachsene 2–3 Sprühstöße, Kinder 1–2 Sprühstöße pro Ohr
    • Anwendung bei Trommelfellperforation: nein

Ohrentropfen

  • Empfehlungen zur Anwendung1
    • Patient*innen sollten sich auf Gegenseite legen, Tropfen in Gehörgang applizieren und danach 3–5 min auf der Seite liegen bleiben.
    • Sanftes Hin- und Herbewegen des Ohres hilft, die Tropfen an den Bestimmungsort zu bringen.
  • Unabhängig vom topischen Agens haben 65–90 % der Patient*innen nach 7–10 Tagen eine klinische Verbesserung.10
    • keine signifikanten Unterschiede bezüglich des klinischen Ergebnisses zwischen topischen Antiseptika und Antibiotika sowie für Mono- und Kombinationspräparate mit oder ohne zusätzliches Steroid3
      • Additive Gabe topischer Steroide kann zu Reduktion der Rötung und Sekretion führen.
  • Im folgenden Abschnitt finden Sie eine Übersicht der in Deutschland zugelassenen Ohrentropfen zur topischen Anwendung bei Otitis externa gemäß Wiegand et al.1

Antibiotikahaltige Ohrentropfen

  • Ciprofloxacin 2 mg/ml
    • Zulassung: präparateabhängig ab 1. oder 2. Lebensjahr
    • Dosierung: präparateabhängig 0,25 ml 2 x/d für 7 Tage oder 0,5 ml 2 x/d für 7 Tage
    • Anwendung bei Trommelfellperforation: präparateabhängig
  • Ciprofloxacin 3 mg/ml
    • Zulassung: ab 1. Lebensjahr
    • Dosierung: 3 Tropfen 2 x/d (Kinder) bzw. 4 Tropfen 2 x/d (Erwachsene)
    • Anwendung bei Trommelfellperforation: ja
  • 7.500 IE Polymyxin-B + 3.500 IE Neomycin + 0,02 mg Gramicidin pro ml
    • Zulassung: keine Angaben zu Altersgrenze
    • Dosierung: 2–3 Tropfen 3–5 x/d über 5–7 Tage
    • Anwendung bei Trommelfellperforation: nein

Antibiotika- und steroidhaltige Ohrentropfen

  • 3 mg Ciprofloxacin + 1 mg Dexamethason pro ml
    • Zulassung: ab 1. Lebensjahr
    • Dosierung: 4 Tropfen 2 x/d über 7 Tage
    • Anwendung bei Trommelfellperforation: ja
  • 3 mg Ciprofloxacin + 0,25 mg Fluocinolon pro ml
    • Zulassung: ab 6 Monate
    • Dosierung: 6–8 Tropfen, 2 x/d über 7 Tage
    • Anwendung bei Trommelfellperforation: ja

Steroidhaltige Ohrentropfen

  • Fluocinolon 0,25 mg/ml
    • Zulassung: ab 18. Lebensjahr
    • Dosierung: 0,4 ml 2 x/d über 7 Tage
    • Anwendung bei Trommelfellperforation: nein

Steroidhaltige und analgetische Ohrentropfen

  • 0,224 mg Dexamethason + 5,08 mg Cinchocain + 540 mg Butan-1,3-diol
    • Zulassung: keine Angaben zu Altersgrenze
    • Dosierung: 2–4 Tropfen 3–4x/d über max. 10 Tage
    • Anwendung bei Trommelfellperforation: nur kurzfristig unter otologischer Überwachung

Analgetische Ohrentropfen

  • 50 mg Phenazon + 10 mg Procain pro ml
    • Zulassung: ab 3. Lebensjahr bzw. unter 3. Lebensjahr nur unter ärztlicher Kontrolle
    • Dosierung
      • 3.–14. Lebensjahr: 2–3 Tropfen 3–4 x/d
      • ab 15. Lebensjahr: 5 Tropfen 3–4 x/d
  • Anwendung bei Trommelfellperforation: nein

Salbenstreifeneinlage

  • Einlage eines medikamentengetränkten Gazestreifens in Gehörgang (sog. Gehörgangsstreifen) scheint die lokale Wirksamkeit der topischen Therapie zu verbessern und ein entzündliches Ödem zu reduzieren.1

Austrocknende Farbstoffe

  • Früher zur lokalen antiseptischen und austrocknenden Behandlung oft eingesetzte Farbstoffe, wie Gentianaviolett oder Brillantsäuregrün, wegen toxischer Eigenschaften nicht mehr zugelassen1

Schmerztherapie

  • Adäquate Analgesie mit z. B. Ibuprofen oder Paracetamol1
    • Da so ein Fortschreiten der Erkrankung maskiert werden kann, sollte eine klinische Kontrolle zur Beurteilung des Therapieansprechens nach 48 Stunden erfolgen.

Systemische Antibiotikagabe

  • Indikationen1
    • Vorliegen eines schlecht kontrollierten Diabetes mellitus
    • Immunsuppression
    • Ausdehnung der Entzündung über den Gehörgang hinaus
  • Falls die Entscheidung gegen eine stationäre Einweisung zur parenteralen Antibiotikagabe gefällt wird, empfiehlt die Leitlinie eine orale Hochdosis-Therapie mit Fluorchinolonen.
    • Cave: Seit 2019 laut BfArM Einsatz nur noch bei schweren Infektionen empfohlen, für die keine anderen Medikamente zur Verfügung stehen!13
    • Behandlung sofort beenden bei ersten Anzeichen einer schwerwiegenden Nebenwirkung wie:13
      • Tendinitis und Sehnenruptur
      • Muskelschmerzen, Muskelschwäche
      • Gelenkschmerzen, Gelenkschwellungen
      • periphere Neuropathie und vom zentralen Nervensystem ausgehende Beeinträchtigungen.
    • weitere Nebenwirkungen u. a. Herzklappeninsuffizienzen14 und Aortenaneurysmen15 
  • In der Leitlinie genannte orale Hochdosen11
    • Ciprofloxacin: 750 mg 1–0–1
    • Levofloxacin: 500 mg 1–0–1

Antimykotische Therapie

  • Bei nachgewiesener Pilzinfektion Einlage von antimykotikagetränkten Streifen, die Ciclopirox, Nystatin, Clotrimazol oder Miconazol enthalten.1
  • Bei Trommelfelldefekt systemische antimykotische Therapie nach Resistogramm, z. B. mit Fluconazol oder Itraconazol1

Prävention

  • Nicht stochern, kratzen oder Gehörgang mit Wattestäbchen reinigen.
  • Gehörgang trocken halten bzw. nach Eindringen von Wasser Gehörgang mit Fön trocknen.3
  • Ggf. präventive Anwendung von essigsäurehaltigen Ohrentropfen nach dem Schwimmen12
  • Bei gestörter Selbstreinigung des Gehörgangs vor Badeurlauben professionelle Gehörgangsreinigung1

Verlauf, Komplikationen und Prognose

Verlauf

  • In den meisten Fällen tritt durch die Therapie schnell Besserung ein, doch verbleibt bei vielen Patient*innen für einige Zeit der Pruritus.
    • Die Symptomdauer nach Therapiebeginn beträgt im Durchschnitt 6 Tage.3
  • Rezidive sind keine Seltenheit.
  • Die Infektion kann das Trommelfell erfassen und gleichzeitige Myringitis verursachen.
  • Bei ausbleibendem Therapieerfolg und anhaltenden oder zunehmenden Schmerzen, insbesondere bei immunsupprimierten Patient*innen: Ausschluss einer malignen Otitis externa durch HNO-Ärzt*in.

Komplikationen

Prognose

  • Einzelne Episoden haben jeweils gute Prognose, aber die Erkrankung ist oft rezidivierend.
  • Von chronischer Otitis externa sind nur wenige Menschen betroffen. In seltenen Fällen kann es zu Gehörgangsstenose führen.

Verlaufskontrolle

  • Sofern innerhalb von 2–3 Tagen keine Besserung eintritt, ist die Diagnose zu reevaluieren.10
    • Überweisung zu Spezialist*in in diesem Fall sinnvoll

Illustrationen

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Otitis externa

Patienteninformationen

Patienteninformationen in Deximed

Quellen

Leitlinien

  • Deutsche Gesellschaft für Hals-Nasen-Ohren-Heilkunde, Kopf- und Hals-Chirurgie e. V. (DGHNO-KHC). Antibiotikatherapie bei HNO-Infektionen. AWMF-Leitlinie Nr. 017-066. S2k, Stand 2019. www.awmf.org
  • Deutsche Gesellschaft für Allgemeinmedizin und Familienmedizin. Ohrenschmerzen. AWMF-Leitlinie Nr. 053-009. S2k, Stand 2014 (abgelaufen). www.awmf.org

Literatur

  1. Wiegand S, Berner R, Schneider A, Lundershausen E, Dietz A. Otitis externa - Diagnostik und evidenzbasierte Therapie. Dtsch Arztebl Int 2019; 116(13): 224-34; DOI: 10.3238/arztebl.2019.0224 www.aerzteblatt.de
  2. Deutsche Gesellschaft für Allgemeinmedizin und Familienmedizin. Ohrenschmerzen. AWMF-Leitlinie Nr. 053-009, Stand 2014. www.awmf.org
  3. Kaushik V, Malik T, Saeed SR. Interventions for acute otitis externa. Cochrane Database of Systematic Reviews 2010, Issue 1. Art. No.: CD004740. DOI: 10.1002/14651858.CD004740.pub2 DOI
  4. Osguthorpe JD, Nielsen DR. Otitis externa: Review and clinical update. Am Fam Physician 2006; 74: 1510-6. PubMed
  5. Beers SL, Abramo TJ. Otitis externa review. Pediatr Emerg Care 2004; 20: 250-6. PubMed
  6. Sood S, Strachan DR, Tsikoudas A, Stables GI. Allergic otitis externa. Clin Otolaryngol Allied Sci 2002; 27: 233-6. PubMed
  7. Tsikoudas A, Jasser P, England RJ. Are topical antibiotics necessary in the management of otitis externa? Clin Otolaryngol Allied Sci 2002; 27: 260-2. PubMed
  8. Rosenfeld RM, Brown L, Cannon CR, et al. Clinical practice guideline: Acute otitis externa. Otolaryngol Head Neck Surg 2006; 134 (Suppl 1): 4-23. www.ncbi.nlm.nih.gov
  9. Rosenfeld RM, Singer M, Wasserman JM and Stinnett SS. Systematic review of topical antimicrobial therapy for acute otitis externa. Otolaryngol Head Neck Surg 2006; 134 (Suppl 1): 24-48. www.ncbi.nlm.nih.gov
  10. Rosenfeld RM, Schwartz SR, Cannon CR, et al. Clinical practice guideline. Acute otitis externa executive summary. Otolaryng Head Neck Surg 2014; 150: 161-8. doi:10.1177/0194599813517659 DOI
  11. Deutsche Gesellschaft für Hals-Nasen-Ohren-Heilkunde, Kopf- und Hals-Chirurgie e. V. (DGHNO-KHC). Antibiotikatherapie bei HNO-Infektionen. AWMF-Leitlinie Nr. 017-066. S2k, Stand 2019. www.awmf.org
  12. bene-arzneimittel. Fachinformation Normison. Stand 2012. letzter Zugriff 09.07.2021. www.bene-arzneimittel.de
  13. BfArM. Rote-Hand-Brief zu Fluorchinolon-Antibiotika: Schwerwiegende und anhaltende, die Lebensqualität beeinträchtigende und möglicherweise irreversible Nebenwirkungen. Stand 08.04.2019. Letzter Zugriff 09.08.2021. www.bfarm.de
  14. DAZ. Risiko der Herzklappeninsuffizienz unter Fluorchinolonen. Stand 29.10.2020. Letzter Zugriff 09.08.2021. www.deutsche-apotheker-zeitung.de
  15. BfArM. Rote-Hand-Brief zu systemisch und inhalativ angewendeten Fluorchinolonen: Risiko für Aortenaneurysmen und Aortendissektionen. Stand 26.10.2018. Letzter Zugriff 09.08.2021. www.bfarm.de

Autor*innen

  • Lino Witte, Dr. med., Arzt in Weiterbildung Allgemeinmedizin, Frankfurt
  • Die ursprüngliche Version dieses Artikels basiert auf einem entsprechenden Artikel im norwegischen hausärztlichen Online-Handbuch Norsk Elektronisk Legehåndbok (NEL, https://legehandboka.no/).

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