Zu lange und zu starke Regelblutungen (Menorrhagie)

Blutungen, die regelmäßig und in normalen Intervallen auftreten, jedoch von längerer Dauer sind (mehr als 8 Tage). Oftmals sind diese mit erhöhtem Blutverlust (mehr als 80 ml je Menstruation) verbunden.

Was sind verlängerte bzw. verstärkte Regelblutungen?

In der Fachsprache werden zur starke und zu lange Regelblutungen als Menorrhagie bezeichnet.

Blutungen in regelmäßigen, normalen Regelintervallen, die jedoch

  • länger andauern (mehr als 8 Tage)
  • und oftmals auch mit erhöhtem Blutverlust von mehr als 80 ml pro Monat verbunden sind.

Wenn die Dauer der Menstruation normal ist und nur die Blutung deutlich stärker ausfällt, spricht man von einer Hypermenorrhö.

Was kann zu Menorrhagie oder Hypermenorrhö führen?

Häufig lässt sich die Ursache auch bei gründlicher Untersuchung nicht klären. In vielen Fällen führt eine zugrunde liegende Blutungsneigung zu verstärkten Menstruationsblutungen.

  • Bei jungen Mädchen
    • In den ersten 1–2 Jahren nach der ersten Menstruationsblutung sind hormonelle Ursachen am häufigsten.
    • Bei starker Blutungsneigung kann das Willebrand-Syndrom zugrunde liegen.
  • Bei Frauen über 30 Jahre
    • Myome (gutartige Wucherungen/Muskelknoten) in der Gebärmutter sind eine häufige Ursache.
    • Eine zur Verhütung eingesetzte Spirale kann stärkere Blutungen hervorrufen.
  • In den Wechseljahren
    • Auch in dieser Zeit sind Blutungsstörungen hormoneller Ursache häufig.
    • Myome (Muskelknoten/Wucherungen) in der Gebärmutter sind eine häufige Ursache, die auch zu umfangreicheren Blutungen führen können. Sind die Blutungen ganz regelmäßig, ist Krebs wenig wahrscheinlich.

Was kann die Ursache sein?

Häufige Ursachen

  • Harmlose Hormonstörungen
    • Sind bei jungen Mädchen häufig.
    • Auch bei Frauen kurz vor oder in den Wechseljahren (38–50 Jahre) können verstärkte und unregelmäßige Blutungen auftreten.
  • Myome (Muskelknoten/Wucherungen) in der Gebärmutter
    • Mit zunehmendem Alter nimmt die Häufigkeit zu, in der Regel kommt es aber nach der Menopause seltener zu Myomen bzw. zu einem Wachstumsstopp der Myome.
    • Myome sind gutartig und verursachen meist keine Beschwerden. Sie werden häufig zufällig entdeckt.
    • Mögliche Symptome sind verstärkte und häufige Regelblutungen, Menstruationsschmerzen, Druckgefühl, Schwierigkeiten beim Wasserlassen und Schwierigkeiten beim Stuhlgang.
  • Spirale
    • Die gängige Kupferspirale führt in der Regel zu etwas stärkeren Menstruationsblutungen, was sich aber häufig mit der Zeit gibt.
    • Hormonspiralen führen dagegen zu einer Verringerung der Blutungen. In manchen Fällen bleibt die Menstruation ganz aus.
  • Polyzystisches Ovarialsyndrom
  • Endometriose
    • Insbesondere Endometriose in der Gebärmutterwand (sogenannte Adenomyose) kann zu schmerzhaften, starken und langen Menstruationsblutungen führen.
  • Allgemein erhöhte Blutungsneigung
    • Starke Menstruationsblutungen können bereits in jungem Alter auftreten.
    • Es gibt zudem andere Anzeichen einer erhöhten Blutungsneigung wie Blutergüsse, Hautblutungen und Nasenbluten.
    • Blutverdünnende Medikamente wie Acetylsalicylsäure können zu einer verstärkten Blutungsneigung führen.

Seltene Ursachen

Wann sollten Sie ärztlichen Rat suchen?

Blutungen nach der Menopause sollen immer zeitnah ärztlich abgeklärt werden, ebenso wie verstärkte Regelblutungen über einen längeren Zeitraum.

Wie geht die Ärztin/der Arzt vor?

Anamnese – folgende Fragen können gestellt werden

  • Wie äußern sich die Regelblutungen?
    • Jetzt im Vergleich zu früher?
    • Dauer und Intervall?
  • Menge?
    • Wird die Binde/der Tampon durchgeblutet?
    • Wie oft muss die Binde/der Tampon gewechselt werden?
    • Muss die Binde/der Tampon während der Nacht gewechselt werden?
    • Kommen Beimischungen von Blutklümpchen (Koageln) vor?
  • Sind die Regelblutungen schmerzhaft?
  • Treten Blutungen nach dem Geschlechtsverkehr auf?
  • Wird eine Spirale verwendet?
  • Nehmen Sie andere Verhütungsmittel oder Medikamente ein?
  • Bestehen weitere Symptome?
  • Leiden Sie an anderen Erkrankungen?
  • Besteht auch ansonsten eine Blutungsneigung?
    • Nasenbluten? Blaue Flecken auf der Haut?
  • Gibt es Fälle erhöhter Blutungsneigung in der Verwandtschaft? (Gilt für alle Formen von Blutungen)

Untersuchung

In der Regel nimmt Ihre Ärztin/Ihr Arzt eine gynäkologische Untersuchung der Gebärmutter und Eierstöcke vor. Sofern nicht gerade erst erfolgt, werden Zellabstriche vom Gebärmutterhals (Pap-Abstrich) und/oder ggf. aus der Gebärmutter entnommen.

Bei Verdacht auf eine andere Grunderkrankung ist ggf. eine umfassendere Untersuchung erforderlich. Eine Reihe von Blutuntersuchungen werden durchgeführt, u. a. zur Kontrolle der Hämoglobin- und Eisenwerte, denn häufig kommt es durch den hohen Blutverlust zur Blutarmut (Anämie). Wird eine eine andere Grunderkrankung vermutet, werden ggf. andere Blutuntersuchungen durchgeführt.

Eine Ultraschalluntersuchung kann Myome und andere Veränderungen der Gebärmutter aufzeigen.

Überweisung zu Spezialist*innen

Bei Störungen der Menstruationsblutung werden Sie an eine gynäkologische Praxis überwiesen. Bei ungeklärter Diagnose werden weitergehende Untersuchungen durchgeführt.

Behandlung

Vor Beginn einer medikamentösen Behandlung sollten zugrunde liegende Erkrankungen ausgeschlossen werden. Bei vorliegender Blutarmut (Anämie) sollte auf ausreichende Eisenzufuhr, ggf. durch ein Eisenpräparat, geachtet werden.

Menstruationsstörungen können mit der Gabe von Hormonen behandelt werden. Dazu eignen sich orale Kontrazeptiva („Pille“), eine Hormonspirale oder eine Gestagentherapie vom 5. bis 26. Zyklustag (alternativ vom 16. bis 25. Zyklustag).

Alternativ können übermäßig starke Menstruationsblutungen mit Tranexamsäure behandelt werden. Das Medikament wird über 3–5 Tage eingenommen, sobald die starke Blutung beginnt. Dadurch wird die Blutung verringert.

Wenn die medikamentöse Behandlung keine Wirkung zeigt, kann bei etwas älteren Frauen, die keine Kinder mehr bekommen möchten, ein chirurgischer Eingriff, wie die Entfernung der Gebärmutter (Hysterektomie) oder der Gebärmutterschleimhaut (Endometriumablation), erwogen werden.

Weitere Informationen

Autor*innen

  • Martina Bujard, Wissenschaftsjournalistin, Wiesbaden
  • Julia Trifyllis, Dr. med, Fachärztin für Gynäkologie und Geburtshilfe, Münster/W.

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Literatur

Dieser Artikel basiert auf dem Fachartikel Gynäkologische Blutungsstörungen. Nachfolgend finden Sie die Literaturliste aus diesem Dokument.

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