Was sind Feigwarzen?
Definition
Feigwarzen sind spitze, gestielte oder auch blumenkohlförmige Warzen, die im Bereich des Afters oder der Geschlechtsorgane angesiedelt sind. Sie sitzen rund um die Enddarmöffnung oder im Enddarm, an den Schamlippen, in der Scheide, in der Harnröhre oder am Gebärmutterhals. Bei Männern findet man die Warzen meist am Penisschaft, am Hodensack oder auf der Vorhaut, selten auf der Eichel. Ihre Anzahl variiert von vereinzelt auftretenden Warzen bis hin zu großen Warzenansammlungen.
Symptome
Es treten sichtbare Warzen auf, die in den meisten Fällen symptomfrei sind, aber in der Bildungsphase Juckreiz verursachen können. Große Warzen können Schmerzen verursachen und bluten. Vaginale Warzen können können Unbehagen, Schmerzen, Blutungen oder in Ausnahmefällen Schwierigkeiten beim Geschlechtsverkehr verursachen.
Ursachen
Die Erkrankung ist auf eine Infektion der Haut mit einem Virus, dem sog. humanen Papilomavirus (HPV), zurückzuführen. Feigwarzen werden in den meisten Fällen durch die HPV-Typen 6 und 11 verursacht. Diese Virus-Typen stehen nicht im Verdacht, Zellveränderungen oder Gebärmutterhalskrebs auszulösen. HPV stimuliert die Teilung der Oberflächenzellen in der Haut; auf diese Weise bilden sich die Warzen in Form von Verdickungen in der Haut. Die Zeit von der Ansteckung mit dem Virus bis zum Auftreten von Symptomen beträgt in der Regel 1–8 Monate oder länger, im Durchschnitt 3 Monate.
HPV wird hauptsächlich durch sexuellen Kontakt übertragen. Daneben sind Schmierinfektionen und die Übertragung von Mutter auf Kind im Rahmen des Geburtsvorgangs möglich. Wunden oder Verletzungen der Haut oder Schleimhaut erhöhen das Ansteckungsrisiko. 70 % der Partner*innen von Personen mit Feigwarzen leiden ebenfalls darunter. Feigwarzen im Enddarm können die Folge von analem Geschlechtsverkehr sein, meistens treten sie aber auch so auf. Die Ansteckung mit HPV kann auch über die Hände (Schmierinfektion) erfolgen.
Häufigkeit
Feigwarzen treten besonders häufig in der Altersgruppe von 20–24 Jahren auf. Schätzungen zufolge leiden 1 % aller sexuell aktiven Männer und Frauen im Alter von 18–49 Jahren an äußerlichen Feigwarzen.
Untersuchungen bei Feigwarzen
Bei der ärztlichen Untersuchung des Genitalbereichs wird die Diagnose meist aufgrund des typischen Aussehens der Warzen gestellt.
Bei Frauen wird ein Abstrich vom Gebärmutterhals gemacht und die so gewonnene Zellprobe untersucht.
Innerliche Warzen werden bei der gynäkologischen Untersuchung oder im Rahmen einer Enddarmspiegelung (Proktoskopie) aufgedeckt. Dabei führen die Ärzt*innen ein Instrument (Endoskop) in den Enddarm ein, um die Schleimhaut zu untersuchen. Auch die Harnröhre kann ggf. mit einem Endoskop untersucht werden.
Behandlung
Medikamentöse Therapie
Eine ursächliche Behandlung ist nicht bekannt.
Zur medikamentösen Behandlung im äußeren Genitalbereich stehen immunstimulierende Cremes zur Verfügung. Bei Befall der Schamlippen, der Penisvorhaut und an der Afteröffnung kann eine rezeptpflichtige Creme mit dem Wirkstoff Imiquimod zur Bekämpfung der Warzen verwendet werden. Die Creme wird an 3 Tagen der Woche für maximal 12 Wochen aufgetragen und vollständig eingerieben. Nach 6–10 Stunden wird die Creme abgewaschen. Die Behandlung mit Imiquimod führt bei ca. 80 % zu einem deutlichen Rückgang der Warzen. Als Nebenwirkungen können Hautrötungen, Juckreiz, Brennen und Schmerzen auftreten. Bei Männern ist eine gute Vorhauthygiene wichtig, um narbige Veränderungen (Stenosen) zu vermeiden. Das Präparat kann die Reißfestigkeit von Kondomen und Pessaren beeinträchtigen, daher sollten Sie nach Anwendung der Salbe auf der Haut auf Geschlechtsverkehr verzichten. Nicht eingesetzt werden darf Imiquimod nach aktuellem Wissensstand bei Befall von Scheide, Gebärmutterhals, Harnröhre und Enddarm.
Eine Salbe mit Grünteeblätterextrakt (Sinecatechin) wirkt ebenfalls immunstimulierend. Sie hemmt darüber hinaus das Wachstum der Warzen und führt in 50 % der Fälle dazu, dass diese ganz verschwinden. Die Salbe wird bis zu 3-mal täglich auf die äußeren Warzen aufgetragen, die Behandlung kann bis zu 16 Wochen fortgesetzt werden. Als Nebenwirkungen können Hautrötungen, Juckreiz, evtl. Reizungen und Schmerzen auftreten.
Feigwarzen am Penis können auch mit Podophyllotoxin behandelt werden. Meist bepinselt der Arzt die Warzen mit einer wirkstoffhaltigen Lösung, Sie können die Behandlung aber auch selbst durchführen. Früher wurde auch unverdünntes Podophyllin verwendet, dieses ist jedoch fruchtschädigend und wird daher nicht länger eingesetzt.
Ärzt*innen können die Warzen auch mit Trichloressigsäure (TCA) bepinseln, die Behandlung kann jedoch schmerzhaft sein und muss häufig wiederholt werden.
Weitere Behandlungsmöglichkeiten
Daneben bestehen die Möglichkeiten der mechanische Zerstörung der Warzen mittels Kryotherapie (Vereisung), Verödung mittels CO2-Laser und die operative Entfernung durch Ärzt*innen. Auf diese Weise können auch Warzen innerhalb der Scheide oder im Enddarm behandelt werden. Diese Behandlungsmöglichkeiten können auch in der Schwangerschaft angewendet werden, eine medikamentöse Therapie wird hier nicht empfohlen.
Symptomfreie Sexualpartner*innen müssen nicht mitbehandelt werden.
Die Behandlung der Feigwarzen ist nicht immer erfolgreich. Studien zufolge verschwinden die Warzen bei 60–90 % der Betroffenen infolge einer Behandlung, davon jedoch nicht alle dauerhaft. Es werden Rückfallraten von bis zu 75 % beschrieben. Das Wiederauftreten erklärt sich durch eine bereits bestehende Virusinfektion in noch gesund aussehenden Zellen, die entsprechend nicht mitbehandelt werden, aus denen aber im Verlauf Feigwarzen entstehen. Nach der Behandlung werden daher Nachsorgeuntersuchungen im Abstand von 3–6 Monaten empfohlen.
Vorbeugung
Durch die Verwendung von Kondomen während des Geschlechtsverkehrs können Sie sich bis zu einem gewissen Grad vor einer Ansteckung schützen. Das Virus wird jedoch durch Hautkontakt übertragen; Kondome bieten daher keinen vollständigen Schutz vor einer Ansteckung. Auch eine Übertragung des Virus von der Hand auf den Unterleib lässt sich nicht ausschließen.
Eine Beschneidung bei Männern kann die Übertragung des Virus reduzieren.
Impfung
Die Ständige Impfkommission (STIKO) des Robert Koch-Instituts empfiehlt die HPV-Impfung für alle Kinder und Jugendlichen zwischen 9 und 14 Jahren. Die Impfung ist eine Leistung der gesetzlichen Krankenkassen.
Spätestens bis zum Alter von 17 Jahren sollen versäumte Impfungen gegen HPV nachgeholt werden, und die Impfserie sollte vor dem ersten Sexualkontakt abgeschlossen sein.
Zur Impfung gegen HPV sind in Deutschland zwei Impfstoffe zugelassen. Der eine Impfstoff schützt gegen die HPV-Typen 6, 11, 16, 18, 31, 33, 45, 52 und 58 (Gardasil). Die Typen 16 und 18 gelten als wichtigste Ursache für Zellveränderungen und Gebärmutterhalskrebs bei Frauen. Die Typen 6 und 11 dagegen verursachen bis zu 90 % aller Feigwarzen. Mädchen, die mit diesem neunvalenten Impfstoff geimpft werden, sind daher auch gegen Feigwarzen geschützt. Der andere zugelassenen Impfstoff (Cervarix) richtet sich gegen die HPV-Typen 16 und 18 und schützt somit vor den HPV-Viren, die Gebärmutterhalskrebs hevorrufen, nicht aber vor denen, die für Kondylome verantwortlich sind.
Prognose
Feigwarzen heilen häufig ohne Behandlung ab, es kann jedoch einige Jahre dauern. Die Therapie schlägt im Allgemeinen gut an, Rückfälle sind aber relativ häufig. Grund dafür ist entweder, dass sich das Virus nach wie vor im Körper befindet oder eine erneute Ansteckung.
Es besteht kein Zusammenhang zwischen Feigwarzen und Gebärmutterhalskrebs, da die beiden Erkrankungen von unterschiedlichen Virustypen verursacht werden. Frauen, die sich mit HPV 6 oder 11 angesteckt haben, können jedoch auch andere HPV-Typen im Körper tragen. Für Frauen mit einem Partner, der an Feigwarzen leidet oder gelitten hat, besteht somit ein etwas erhöhtes Risiko, ebenfalls Träger von HPV-Viren zu sein, die Gebärmutterhalskrebs verursachen können.
Weitere Informationen
- Gebärmutterhalskrebs
- Infektion mit humanen Papilomaviren (HPV)
- Kondylome (Condylomata acuminata) – Informationen für ärztliches Personal
Autorin
- Martina Bujard, Wissenschaftsjournalistin, Wiesbaden
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Literatur
Dieser Artikel basiert auf dem Fachartikel Condylomata acuminata. Nachfolgend finden Sie die Literaturliste aus diesem Dokument.
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