Postkoitalpille – „Pille danach“

Die Postkoitalpille ist ein Notfallverhütungsmittel nach ungeschütztem Geschlechtsverkehr oder einer Verhütungspanne.

Notfallverhütung

Sog. postkoitale oder Notfallverhütungsmittel können nach einem ungeschützten Geschlechtsverkehr oder wenn ein Verhütungsmittel nicht funktioniert hat angewendet werden, um eine unerwünschte Schwangerschaft zu verhindern. Eine bereits bestehende Schwangerschaft wird nicht abgebrochen.

Die regulären Verhütungsmittel, die vor dem Geschlechtsverkehr eingesetzt werden (z. B. Pille, Spirale) sind wirksamer.

Es gibt zwei verschiedene Methoden der postkoitalen Verhütung:

  1. Pille danach
  2. Kupferspirale.

Was ist die „Pille danach“?

Die Postkoitalpille („Pille danach“) ist eine Hormontablette mit Gestagen, die den Eisprung verzögert. Die Hormontablette enthält Levonorgestrel oder Ulipristalacetat (UPA).

Levonorgestrel

Die Pille danach, die am längsten auf dem Markt ist, beinhaltet das Hormon Levonorgestrel. Die Behandlung besteht aus einer Tablette. Die Tablette sollte so schnell wie möglich nach dem ungeschützten Geschlechtsverkehr eingenommen werden, möglichst innerhalb von 24 Stunden und spätestens innerhalb von 72 Stunden (3 Tagen). Die Wirkung nimmt ab, je später die Einnahme erfolgt.

Ulipristalacetat 

Die andere Pille danach enthält Ulipristalacetat (UPA). Dieses Medikament hat eine dokumentierte Wirkungszeit von 120 Stunden – also von bis zu 5 Tagen nach dem Geschlechtsverkehr. Die Wirksamkeit nimmt mit der Zeit nicht ab. Ulipristilacetat sollte für die Empfängnisverhütung an den Tagen 4 und 5 nach ungeschütztem Geschlechtsverkehr eingesetzt werden. Levonorgestrel ist für diesen Zeitraum nicht zugelassen und nach 72 Stunden auch deutlich weniger wirksam.

Wirkung

Die Pille danach wirkt in erster Linie, indem der Eisprung gehemmt bzw. herausgezögert wird und dadurch eine Befruchtung verhindert wird. Wenn der Eisprung zum Zeitpunkt der Einnahme schon erfolgt ist, wirkt die Pille danach nicht mehr und kann die Schwangerschaft weder verhindern noch unterbrechen. Da sie den Eisprung nur hinauszögert, kann ungeschützter Verkehr trotzdem zur Schwangerschaft führen.

  • Eine mehrfache Anwendung im gleichen Zyklus wird nicht empfohlen.
  • Bis zur nächsten Menstruation sollte ein nichthormonelles Verhütungsmittel genutzt werden.
  • Lassen Sie sich beraten, wenn Sie mit der Einnahme von hormonellen Verhütungsmitteln beginnen oder diese fortführen wollen.
  • Bestimmte Medikamente (z. B. Antiepileptika, Virostatika,  Johanniskraut und Antibiotika wie Rifampicin) können zu Wechselwirkungen führen und die Wirksamkeit beeinträchtigen.
  • Wenn die folgende Menstruation schwach ist oder mehr als 1 Woche zu spät kommt, sollten Sie zur Sicherheit einen Schwangerschaftstest machen.

Nebenwirkungen

  • Aufgrund der hohen Hormondosis der Postkoitalpille können Übelkeit und Erbrechen auftreten. Das lässt sich vermeiden, indem Sie vorher eine Kleinigkeit essen.
  • Sollten Sie dennoch innerhalb von 3 Stunden nach der Einnahme erbrechen oder unter Durchfall leiden, muss die „Pille danach“ erneut eingenommen werden, damit sie wirken kann.
  • Weitere mögliche Nebenwirkungen sind Brustschmerzen, Unterbauchschmerzen, Kopfschmerzen und Schwindel.
  • Die nächste Menstruation nach der Einnahme der Postkoitalpille kann Unregelmäßigkeiten aufweisen, z. B. früher oder später eintreten, schwächer oder stärker ausfallen.
  • Wenn Sie dennoch schwanger werden, besteht keine Gefahr, dass der Embryo geschädigt worden sein könnte.

Kosten

  • Die „Pille danach" ist rezeptfrei in der Apotheke erhältlich und kostet zwischen 18 und 35 €.
  • Für gesetzlich versicherte Mädchen und Frauen unter 18 Jahren ist die „Pille danach" kostenfrei, wenn ein Rezept vorgelegt wird.
  • Frauen bis 22 Jahre müssen nur eine Rezeptgebühr von 5 € bezahlen.

Alternative „Kupferspirale danach“

 

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Gebärmutter mit Spirale

 

Die Kupferspirale oder Kupferkette kann alternativ zur „Pille danach“ als Notfallverhütung nach ungeschütztem Geschlechtsverkehr verwendet werden. Sie sollte erwogen werden, wenn Gegenanzeigen für die „Pille danach“ bestehen (z. B. Vorerkrankungen oder Einnahme bestimmter Medikamente), bei stark übergewichtigen Frauen oder wenn sie längerfristig mit der Kupferspirale oder Kupferkette verhüten möchten.

Wirkung

  • Die Kupferspirale verhindert die Einnistung einer befruchteten Eizelle, indem sie die Gebärmutterschleimhaut und den Schleim des Gebärmutterhalses beeinflusst.
  • Die Methode ist eine wirksame Verhütungsmethode und bietet auch in der Folgezeit weiterhin Schutz. Sie schützt jedoch nicht vor Schwangerschaften außerhalb der Gebärmutter (Extrauteringravidität).
  • Die Befruchtung findet in der Regel in den Eileitern statt. Die befruchtete Eizelle wandert danach in die Gebärmutter, um sich nach etwa einer Woche in der Gebärmutter einzunisten. Wenn die Spirale innerhalb von 5 Tagen nach ungeschütztem Geschlechtsverkehr eingesetzt wird, besteht eine gute präventive Wirkung.
  • Das Risiko einer Schwangerschaft wird um 99 % reduziert. Hierzu muss die Spirale allerdings mindestens bis zur nächsten Periodenblutung liegen bleiben.

Nachteile

  • Bei einer unbehandelten Infektion sollte die Spirale nicht eingesetzt werden, da diese sonst in die Gebärmutter aufsteigen kann. Eine Infektion sollte ausgeschlossen sein und/oder die Behandlung vor dem Einsetzen begonnen werden.
  • Außerdem können Nebenwirkungen wie stärkere Monatsblutungen und Unterleibschmerzen auftreten.

Kosten

  • Ein weiterer Nachteil der Kupferspirale danach sind die relativ hohen Kosten von 120–300 €.
  • Bis zum 22. Lebensjahr können die Kosten teilweise von der gesetzlichen Krankenversicherung übernommen werden.

Weitere Informationen

Autorin

  • Martina Bujard, Wissenschaftsjournalistin, Wiesbaden

 

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Literatur

Dieser Artikel basiert auf dem Fachartikel Kontrazeption, Methodenwahl. Nachfolgend finden Sie die Literaturliste aus diesem Dokument.

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