Ausfluss aus der Brustwarze

Das Austreten von Flüssigkeit aus einer oder beiden Brustwarzen bei nicht-stillenden Frauen wird auch als Brustwarzenabsonderung oder Brustdrüsensekretion genannt. Manchmal kann diese Flüssigkeit Muttermilch oder muttermilchartiges Sekret beinhalten, ohne dass eine Schwangerschaft oder Stillzeit vorliegt. Dies wird als Galaktorrhö bezeichnet.

Was ist Ausfluss aus der Brustwarze?

Definition

Ausfluss aus den Brustwarzen ist die Absonderung von Flüssigkeit aus den Milchgängen der Brustdrüse über die Brustwarze; er kann bei Frauen und seltener bei Männern auftreten.

Am Ende der Schwangerschaft sowie während der Stillzeit ist der Ausfluss von Muttermilch ganz normal. Aber auch außerhalb der Schwangerschaft kann Flüssigkeit aus der Brustwarze austreten, was in vielen Fällen harmlos sein kann. Es gibt allerdings Warnzeichen, die Hinweise auf eine behandlungsbedürftige Erkrankung geben.

Symptome

Bei einem Ausfluss aus der Brustwarze tritt eine Flüssigkeit aus einer oder beiden Brustwarzen aus. Je nach zugrunde liegender Ursache können sich das Aussehen der Flüssigkeit sowie die Begleitsymptome unterscheiden.

Die Absonderung kann klar, milchartig, blutig, eitrig oder grün-bräunlich erscheinen. Sie kann spontan oder erst nach Druck auf die Brust erfolgen. Die Brust kann unverändert erscheinen oder schmerzhaft geschwollen und gerötet sein. Selten kann ein Knoten in der Brust getastet werden oder die Brustwarze nach innen eingezogen erscheinen.

Manche Betroffene fühlen sich abgeschlagen, bemerken ein Schwinden der Scham- und Achselbehaarung, verstärkten Haarwuchs im Gesichtsbereich oder haben keinerlei andere Beschwerden.

Ursachen

Die Ursachen können sehr vielfältig sein und sind oft harmlos. Dennoch kann auch ein ernsthafter Grund vorliegen.

Schwangerschaft/Stillzeit

Die Brust besteht u. a. aus Drüsen, die nach einer Geburt für die Milchbildung sorgen. Unmittelbar nach einer Geburt werden von der Hirnanhangsdrüse (Hypophyse) große Mengen Prolaktin ausgeschüttet, ein Hormon, das die Milchbildung anregt. In manchen Fällen stellen die Milchdrüsen nach einer Stillperiode ihre Tätigkeit nicht ganz ein und bilden weiterhin Milch. Wie viel Prolaktin gebildet wird, ist individuell. Auch wie empfindlich die Brustdrüsen auf die Stimulation durch Prolaktin reagieren, ist unterschiedlich.

Druck/mechanische Reizung der Brust

Brüste und Brustwarzen können durch mechanische Reize, Drücken/Streicheln/Kitzeln der Brustwarzen oder sexuelle Aktivität stimuliert werden. Die Stimulation kann bei Frauen den Prolaktinspiegel erhöhen und in der Folge zum Austritt von Brustmilch führen.

Psychischer Stress

Dauerhafter Stress kann in manchen Fällen die Ursache sein.

Milchgangspapillom

Dies ist ein gutartiger Tumor in einem Milchgang, das Sekret kann hierbei häufig blutig sein.

Medikamente

Manche Medikamente, die einen hemmenden Effekt auf die Dopaminfreisetzung oder dessen Rezeptor haben, können ursächlich sein:

  • trizyklische Antidepressiva, Antidepressiva aus der Gruppe der SSRI, Risperidon, Morphin, Codein, Heroin
  • Antihistaminika
  • hormonelle Verhütungsmittel
  • Verapamil.

Entzündung (Mastitis) oder Abszess der Brustdrüse

Die Brust ist dabei geschwollen, gerötet, überwärmt und druckschmerzhaft. Der Ausfluss kann eitrig aussehen.

Erhöhung des Prolaktinspiegels

  • Verursacht durch einen gutartigen Tumor der Hirnanhangsdrüse (Prolaktinom)
  • Durch eine schwache Nieren- oder Leberfunktion, die zu einer Anhäufung von Prolaktin im Körper führt.
  • Bei Schilddrüsenunterfunktion

Galaktorrhö bei Neugeborenen

Durch den Übertritt von Prolaktin der Mutter über die Nabelschnur zum Kind, kann es vorübergehend zum Austritt von Muttermilch beim Neugeborenen kommen.

Fibrozystische Mastopathie

  • Gutartige Brusterkrankung mit häufig schmerzhaften Knoten und Zysten im Brustgewebe
  • Grün-bräunlicher Ausfluss aus der Brustwarze möglich

Brustkrebs

  • Seltene Ursache einer Absonderung der Brustwarze
  • Das Sekret kann blutig oder rosafarben sein, ähnlich wie beim gutartigen Milchgangspapillom.
  • Zusätzlich kann ein Knoten in der Brust tastbar sein, die Haut verändert oder wund und/oder die Brustwarze eingedellt sein.

Häufigkeit

Ausfluss aus der Brustwarze tritt gehäuft bei Frauen im Alter zwischen 20 und 35 Jahren auf. Bei Kindern und Frauen, die noch nie schwanger waren, ist eine Brutdrüsensekretion weniger häufig.

Männer können ebenfalls von einer Brustwarzenabsonderung betroffen sein, allerdings deutlich seltener als Frauen.

Wann sollten Sie ärztliche Hilfe suchen?

Sie sollten eine medizinische Abklärung der Ursachen vornehmen:

  • wenn Unklarheit über den Ursprung der Brustwarzensekretion vorliegt
  • bei blutigem, eitrigem oder verfärbtem Ausfluss
  • bei einseitigem Ausfluss
  • wenn Sie ein Mann sind
  • bei Schmerzen im Brustbereich
  • bei tastbaren oder sichtbaren Veränderungen der Brust
  • bei anhaltender Muttermilchproduktion 6 Monate nach der Geburt, wenn Sie nicht mehr stillen
  • bei Begleitsymptomen wie Abgeschlagenheit, Sehstörungen oder Menstruationsstörungen.

Untersuchungen

Die Ärztin oder der Arzt wird Ihnen Fragen zu Vorerkrankungen und anderen Beschwerden stellen. Ebenfalls wird Ihre Brust untersucht und abgetastet. Wenn eine Schwangerschaft vorliegen könnte, wird im Urin oder im Blut ein Schwangerschaftstest durchgeführt und ggf. andere Blutwerte untersucht.

Wenn die Ursache der Brustwarzensekretion unklar ist oder weitere Untersuchungen notwendig sind, werden Sie zu Spezialist*innen überwiesen. Zusätzliche Untersuchungen können je nach Verdacht ein Ultraschall der Brust, eine Mammografie (Röntgenuntersuchung des Brustgewebes) oder eine Galaktografie (Röntgenuntersuchung des Milchgangsystems) sein. Eine Probe des Ausflusses kann im Labor auf die Zusammensetzung und enthaltende Zellen (Zytologie) untersucht werden. 

Wird ein Tumor der Hirnanhangsdrüse angenommen, erfolgt eine bildgebende Untersuchung mittels MRI (Magnetresonanztomografie) des Kopfes.

Behandlung

Die Ursachen für die Brustdrüsensekretion sind vielfältig, sodass je nach Ursprung unterschiedliche Therapiemaßnahmen notwendig sind.

Prognose

Aufgrund der Fülle an Ursachen ist keine allgemeine Aussage über die Prognose möglich. In vielen Fällen ist die Ursache der Brustwarzenabsonderung harmlos und nicht behandlungsbedürftig oder gut behandelbar. In manchen Fällen allerdings können ernsthafte Erkrankungen dahinterstecken, die die Prognose maßgeblich beeinflussen.

Autorin

  • Natalie Anasiewicz, Dr. med., Ärztin, Davos



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Literatur

Dieser Artikel basiert auf dem Fachartikel Brustdrüsensekretion. Nachfolgend finden Sie die Literaturliste aus diesem Dokument.

  1. Leung AKC, Pacaud D. Diagnosis and management of galactorrhea. Am Fam Physician 2004; 70: 543-54. PubMed
  2. Heim TM. Die Brust im Mittelpunkt. gynäkologie + geburtshilfe 2018; 23: 50. link.springer.com
  3. Pervan M, Bündgen N. 45/w mit Galaktorrhö. Der Gynäkologe 2021; 54: 11-15. link.springer.com