Prüfungsrelevant für die Facharztprüfung Allgemeinmedizin1
- Hausärztlich-geriatrisches Basisassessment
- Manageable Geriatric Assessment (MAGIC)
- Barthel-Index
- Instrumentelle Aktivitäten nach Lawton und Brody (IADL)
- Geriatrisches Screening nach Lachs
- Timed-Up-and-Go-Test
- Tandemstand
- Chair-Rising-Test
- Mini-Mental-Status-Test
- DemTect
- Uhrentest
- TFDD
- Esslinger Sturzrisikoassessment
- Soziale Situation nach Nikolaus
- Mini Nutritional Assessment
Allgemeine Informationen
- Sofern nicht anders gekennzeichnet, basiert der gesamte Abschnitt auf diesen Referenzen.2-8
Geriatrisches Assessment
Definition
- Bewertung der körperlichen und psychischen Gesundheit älterer Menschen, einschließlich körperlicher, psychischer und alltagsrelevanter Funktionen
- Interdisziplinärer, mehrdimensionaler Prozess
Stufen des geriatrischen Assessments
- Nach den Empfehlungen der AGAST (Arbeitsgruppe Geriatrisches Assessment)9
- Stufe 1: Geriatische Patient*innen identifizieren.
- Stufe 2: geriatrisches Basisassessment
- Stufe 2a: Therapierelevant betroffene Dimensionen (Domänen) erkennen (z. B. Bewegungseinschränkungen, kognitive Defizite). Werden solche Beeinträchtigungen gefunden, ist ein Assessment der Stufe 2b und/oder 3 angezeigt.
- Stufe 2b: Ausprägung von Beeinträchtigungen dimensionsbezogen beschreiben.
- Stufe 3: vertiefende Abklärung von Beeinträchtigungen, z. B. durch neuropsychologische Tests
Interdisziplinäre Zusammenarbeit
- Multimorbidität im Alter: hohe Anforderungen an die medizinische, psychosoziale und pflegerische Versorgungsqualität
- Multimorbidität wird als Vorliegen von mindestens 3 chronischen Erkrankungen definiert.
- Siehe auch Artikel Nachlassende Gesundheit im Alter.
- Diagnostik und Behandlungsplanung möglichst im interdisziplinären Team mit Beteiligung von Fachkräften aus:
- Pflege
- Physio- und/oder Ergotherapie
- Sozialarbeit
- ggf. weitere Bereiche, z. B. Logopädie, Diätassistenz, Neuropsychologie, Psychotherapie.
- Regelmäßige Absprachen der Teammitglieder, möglichst in Anwesenheit der Betroffenen und ihrer Angehörigen
Maßnahmen
Zielsetzungen für die interdisziplinäre Beurteilung
- Erkennen und bewerten:
- Beschwerden und Probleme
- Erkrankungen
- Funktionseinschränkungen und Verlust von Fähigkeiten
- Betreuungssituation.
- Die betroffene Person soll ermutigt werden, ihre persönlichen Ziele und Prioritäten darzulegen. Klärung des Stellenwertes von:
- Erhalt der sozialen Rolle (Berufstätigkeit, soziale Aktivitäten, Familienleben)
- Verhinderung spezifischer Ereignisse (z. B. Schlaganfall)
- Verringerung der Belastung durch Behandlungen (z. B. Medikamentennebenwirkungen)
- Lebensverlängerung, Verlängerung der gebrechlichkeitsfreien Lebenszeit.
Checkliste für die Beurteilung
- Assessmentinstrumente in der Geriatrie
- Siehe auch Artikel Funktionsbewertung bei Patient*innen in Pflegeeinrichtungen.
- Einschätzung der Pflegebedürftigkeit und des Pflegegrades
- Alltagskompetenz: Barthel-Index
- Mobilität und Beweglichkeit
- Sturzrisiko
- Wohnsituation
- Netzwerk, soziale Situation, Angehörige
- Depression: Geriatrische Depressionsskala (Kompetenz-Centrum Geriatrie)
- Ernährungszustand, Gewichtsverlust, verminderter Appetit: Mini Nutritional Assessment
- Kognitive Funktionen
- Schmerzen
- Schwindel
- Sehvermögen
- Gehör
- Sprachfunktion
- Obstipation
- Harninkontinenz
- Impfstatus
- Einnahme von Medikamenten: Polypharmazie im Alter
Zielsetzungen formulieren und umsetzen
- Behandlung von Erkrankungen
- Rehabilitation, Verbesserung der Funktionsfähigkeit
- Anpassung von Hilfsmitteln und der Wohnsituation
- Pflegerische Ziele
- Nutzung weiterer unterstützender Angebote, z. B.:
- psychosoziale Interventionen
- spezielle Beratungsangebote
- Selbsthilfegruppen für Betroffene und/oder Angehörige.
Klinische Untersuchung
- Sofern nicht anders gekennzeichnet, basiert der gesamte Abschnitt auf diesen Referenzen.2-8
Allgemeines
- Bei älteren Menschen können sich viele Erkrankungen atypisch äußern.
- Beispielsweise lässt Verwirrtheit oder Unruhe bei einem älteren Menschen nicht ohne Weiteres auf eine neurologische Erkrankung schließen.
- Oft sind solche Symptome Ausdruck von körperlichen Missempfindungen, etwa aufgrund von Schmerzen oder einer Infektionskrankheit.
- Auch psychische Erkrankungen wie Angst, Depression oder soziale Konflikte und dysfunktionale Kommunikation im sozialen Umfeld können solche Symptome auslösen.
- Siehe auch Artikel Verhaltensauffälligkeiten und psychische Symptome der Demenz.
- Beispielsweise lässt Verwirrtheit oder Unruhe bei einem älteren Menschen nicht ohne Weiteres auf eine neurologische Erkrankung schließen.
- Eine strukturierte Vorgehensweise kann daher sinnvoll sein.
- Folgende Bereiche sind dabei zu berücksichtigen:
- Funktionsfähigkeit (Näheres im Artikel Funktionsbewertung bei Patient*innen in Pflegeeinrichtungen)
- körperliche Gesundheit
- Kognition und psychische Gesundheit
- Lebensumfeld und soziale Verhältnisse
- Beurteilung der eingenommenen Arzneimittel, Vitamine und Nahrungsergänzungsmittel sowie möglicher Interaktionen.
- Folgende Bereiche sind dabei zu berücksichtigen:
- Mögliche Anlässe für eine strukturierte geriatrische Untersuchung sind z. B.:
- Umzug in eine Pflegeeinrichtung
- Krankenhausentlassungen nach schwerwiegenden akuten Erkrankungen (z. B. Schlaganfall, Femurhalsfraktur)
- wiederholte Krankenhauseinweisungen
- akute Bettlägerigkeit über 14 Tage zu Hause oder im Krankenhaus
- Verwirrtheitszustände (z. B. auch gravierende Fehler bei der Medikamenteneinnahme)
- Polymedikation (regelmäßig ≥ 5 verschiedene Medikamente)
- Fehl- und Mangelernährung
- Verringerung des Sehvermögens oder der Hörfähigkeit (Schwerhörigkeit ist ein bedeutender Risikofaktor für die Entwicklung einer Demenz10)
- Mobilitätseinschränkungen, wiederholte Stürze
- Depression unklarer Genese
- soziale Problemkonstellationen wie Überforderung von Angehörigen oder Verlust von Lebenspartner*in
- Verlaufskontrolle bei bekannten Funktionsdefiziten
Hausärztlich-geriatrisches Basisassessment
Voraussetzungen
- Die Untersuchung kann unter bestimmten Voraussetzungen im Rahmen des hausärztlich-geriatrischen Basisassessment (EBM-Ziffer 03360) erfolgen.
- Ab dem vollendeten 70. Lebensjahr bei Personen mit geriatrietypischer Morbidität (mindestens eines der folgenden Symptome und/oder Pflegegrad 1 (früher „Pflegestufe 1“):
- multifaktorielle Mobilitätsstörung, z. B.:
- Fallneigung
- „Altersschwindel“.
- komplexe Beeinträchtigung
- kognitiv
- emotional
- verhaltensbezogen
- Gebrechlichkeitssyndrom (Frailty Syndrom), z. B.:
- unbeabsichtigter Gewichtsverlust
- körperliche und/oder geistige Erschöpfung
- muskuläre Schwäche
- verringerte Ganggeschwindigkeit
- verminderte körperliche Aktivität.
- Dysphagie
- Inkontinenz
- therapierefraktäres chronisches Schmerzsyndrom
- multifaktorielle Mobilitätsstörung, z. B.:
- Oder wenn eine der folgenden Erkrankungen vorliegt:
Obligatorischer Leistungsinhalt
- Erhebung und/oder Monitoring organbezogener und übergreifender motorischer, emotioneller und kognitiver Funktionseinschränkungen (siehe Abschnitt Funktionsbewertung)
- Beurteilung der Selbstversorgungsfähigkeiten mittels standardisierter, wissenschaftlich validierter Testverfahren (Beispiele im Abschnitt Standardisierte Tests)
- Beurteilung der Mobilität und Sturzgefahr durch standardisierte Testverfahren (Näheres im Abschnitt Mobilitätstests zur Einschätzung des Sturzrisikos)
Fakultativer Leistungsinhalt
- Beurteilung von Hirnleistungsstörungen (Näheres in den Artikeln Demenzsymptome und Demenzassessment)
- Beratung und Abstimmung mit Personen aus dem persönlichen Umfeld
- Beratung zur Anpassung des Wohnraums
- Abstimmung mit den ärztlich Mitbehandelnden
Manageable Geriatric Assessment (MAGIC)
- Validierte Testbatterie
- Enthält alle obligatorischen Komponenten des geriatischen Basisassessments nach EBM (s. o.).
- Wird von der Deutschen Gesellschaft für Allgemeinmedizin und Familienmedizin (DEGAM) in der S1-Leitlinie „Geriatrisches Assessment in der Hausarztpraxis“5 empfohlen.
- Dauert etwa 10 min
- Formular zur Durchführung von MAGIC
- Zur schnellen Beurteilung, ob ein Assessment mit MAGIC infrage kommt, können die folgenden beiden Signalfragen dienen:
- Fühlen Sie sich voller Energie?
- Haben Sie Schwierigkeiten, eine Strecke von 400 m zu gehen?
- Enthaltene Module
- MAGIC 1: Leistungsfähigkeit im Alltag (siehe Abschnitt Funktionsbewertung)
- MAGIC 2: Sehen
- MAGIC 3: Hören
- MAGIC 4: Stürze
- MAGIC 5: Harninkontinenz
- MAGIC 6: Depressivität
- MAGIC 7: Soziales Umfeld
- MAGIC 8: Impfstatus
- MAGIC 9: Test zur kognitiven Leistung (Uhrentest)
- Fakultativer Inhalt: Da MAGIC dazu keine eigenen Module enthält, sollte das Assessment zu folgenden Problemfeldern ggf. ergänzt werden:
- chronische Schmerzen
- Schwindel
- Mobilität und Beweglichkeit
- ungewollter Gewichtsverlust
- Medikationscheck
- Schlafstörungen
- Substanzkonsumstörungen, z. B. Alkoholkonsumstörung
Funktionsbewertung
- Beurteilung der Fähigkeit, Aufgaben im Alltag zu bewältigen.
- Alltagskompetenz (Activities of Daily Living, ADL)
- Essen
- An- und Auskleiden
- Baden
- Bewegen zwischen Bett und Sitzgelegenheit
- Toilettengang
- Kontrolle über Ausscheidungsfunktionen
- Instrumentelle Aktivitäten des Alltags (IADL), z. B.:
- Hausarbeit
- Zubereitung von Mahlzeiten
- adäquate Einnahme von Medikamenten
- Verwaltung der persönlichen Finanzen
- Benutzung des Telefons.
- Praktische Fähigkeiten können leicht beobachtet werden.
- Hemden auf- und zuknöpfen.
- Einen Stift aufnehmen und einen Satz schreiben.
- Schuhe an- und ausziehen.
- Auf den Untersuchungstisch hinauf- und herunterklettern.
- Standardisierte Tests
- Barthel-Index
- Pflegegesetzadaptiertes Basisassessment 4 (PGBA 4)
- Instrumentelle Aktivitäten nach Lawton und Brody (IADL)
- Nur bei relativ fitten Untersuchten geeignet (Barthel-Index >80)
- Basic ADL (BADL) nach Katz
- Geriatrisches Screening nach Lachs
- Näheres im Artikel Funktionsbewertung bei Patient*innen in Pflegeeinrichtungen
Körperliche Gesundheit
Screening auf Erkrankungen
- Fitness und biologisches Alter berücksichtigen.
- Siehe auch den Artikel Nachlassende Gesundheit im Alter.
Ernährung
- Mangelernährung?
- Vitamin- oder Mineralstoffmangel?
- Vitamin A, C, D und B12
- Kalzium, Eisen, Zink und andere Spurenelemente
Sehvermögen
- Die häufigsten Ursachen für beeinträchtigtes Sehvermögen bei älteren Menschen sind:
- Sehtests in jährlichen Abständen
Gehör
- Presbyakusis?
- Die Person nach ihrem Hörvermögen fragen und dieses mit flüsternder Stimme prüfen.
- Ototoxische Medikamente?
- Hörgerät indiziert?
Harninkontinenz
- Mögliche Komplikationen
- Druckgeschwüre
- Sepsis
- Nierenversagen
- Harnwegsinfektionen
- erhöhte Mortalität
- Mögliche psychosoziale Auswirkungen
- Verlust von Selbstwertgefühl
- eingeschränkte soziale und sexuelle Aktivitäten
- Depression
- Zur Beurteilung der Harninkontinenz
- Flüssigkeitsaufnahme dokumentieren.
- Medikamenteneffekte berücksichtigen.
- Kognitive Funktion?
- Mobilität?
- Frühere urologische Eingriffe?
- Näheres im Artikel Inkontinenz im Alter
Stuhlinkontinenz
- Rektale Untersuchung
- Ggf. Überweisung Proktologie
- Näheres im Artikel Analinkontinenz
Mobilität und Sturzprävention
- Stürze sind bei Menschen im Alter über 75 Jahren eine der Hauptursachen für Krankenhauseinweisungen und verletzungsbedingte Todesfälle.11
- Folgende Maßnahmen können das Sturzrisiko bei älteren Menschen reduzieren:
- regelmäßige Bewegung
- Physiotherapie
- Risiken im Haushalt einschätzen und beseitigen.
- Psychotrope Medikamente möglichst vermeiden.
- Mobilitätstests zur Einschätzung von Mobilität und Sturzrisiko
- Timed-up-and-go-Test (TUG)
- Performancetest zur Mobilitätsmessung und Einschätzung der Sturzgefahr
- Aufstehen aus dem Sitz, 3 m hin und zurück gehen, hinsetzen.
- Zeit messen.
- delegierbar an geschultes medizinisches Fachpersonal
- Zeitbedarf: je nach Mobilität ca. 1–5 min
- Für einige Menschen in Pflegeeinrichtungen kann dieser Test zu schwer sein.
- Das Testergebnis gibt Anhaltspunkte, welche weiteren Untersuchungen oder Tests ggf. sinnvoll sind, z. B. bei verminderter Ausdauer, (2- oder 6-Minuten-Gehtest, Ergometrie, Näheres siehe Artikel Chronische Herzinsuffizienz), Kraftreduktion (Handkraftprüfung, Stuhl-Aufsteh-Test, s. u.), Feinmotorik (20-Cents-Test) oder Gleichgewichtsstörungen (Romberg-Stehversuch, Seiltänzergang, Näheres siehe Artikel Schwindel).
- Tandem-Stand
- Beurteilung der Sturzgefahr
- Die Person soll 10 sec im Tandemstand stehen, d. h. Füße in einer Linie hintereinander.
- delegierbar an geschultes medizinisches Fachpersonal
- Test wird 2-mal wiederholt.
- Zeitbedarf: wenige Minuten
- Stuhl-Aufsteh-Test (Chair Stand Up)
- Beurteilung der Kombination von Mobilität und Beinkraft
- Messung der Zeit für das 5-malige Aufstehen von einem Stuhl
- delegierbar an geschultes medizinisches Fachpersonal
- Zeitbedarf: bei guter Kooperation ca. 2–3 min
- Esslinger Sturzrisikoassessment
- Beurteilung des Sturzrisikos
- Beurteilung des Gangbildes
- Umfasst folgende Tests (s. o.):
- TUG
- Tandemstand
- Stuhl-Aufsteh-Test
- teilweise delegierbar
- Zeitbedarf: je nach Mobilität 10–15 min.
- Timed-up-and-go-Test (TUG)
Osteoporose
- Kann Spontanfrakturen oder Niedrig-Energie-Frakturen, etwa durch Stürze, begünstigen.
- Knochendichte?
- Kalzium- und Vitamin-D-Versorgung?
Polypharmazie
- Krankenhauseinweisungen, Stürze und Verwirrtheit sind häufig auf die Nebenwirkungen von Medikamenten zurückzuführen.
- Nimmt die Person Risikomedikamente, die abgesetzt werden können?
- Näheres im Artikel Polypharmazie im Alter
- Bei der medikamentösen Behandlung soll die tatsächlich verwendete Medikation überprüft werden. Gleichzeitig sollten Missverständnisse über Indikation, Wirkung und Art der Einnahme oder Anwendung geklärt und ausgeräumt werden.
Kognition und psychosoziale Situation
Depression
- Für ein erstes, breites Screening eignen sich die beiden folgenden Fragen:
- „Haben Sie sich im Laufe des letzten Monats traurig, deprimiert oder hoffnungslos gefühlt?“
- „Leiden Sie häufiger an einem Mangel an Interesse oder Freude darüber, Dinge zu tun?“
Kognitive Funktionen, Demenzassessment
- Einen ersten Eindruck über die kognitiven Funktionen vermittelt der einfach durchzuführende Six-Item-Screener (Assessmentstufe 2a).12
- Kognitive Tests dienen bei Demenz vor allem der Quantifizierung (Assessmentstufe 2b) und Verlaufskontrolle kognitiver Defizite.
- Für die Früherkennung kommen am ehesten infrage:
- DemTect
- TFDD (mit Abgrenzung Demenz vs. Depression)
- MoCA
- Uhrentest
- weniger geeignet (niedrige Sensitivität): Mini-Mental-Status (MMST)
- Für die Früherkennung kommen am ehesten infrage:
- Angst, Depressivität, Gereiztheit, Agitiertheit u. Ä. können zu den Symptomen einer Demenz gehören. Näheres dazu im Artikel Verhaltensauffälligkeiten und psychische Symptome der Demenz.
- Näheres zur diagnostischen Vorgehensweise in den Artikeln Demenzsymptome und Demenzassessment
Soziale und umgebungsbedingte Faktoren
- Wohnverhältnisse: In Gemeinschaft mit anderen? Allein? In einer Einrichtung?
- Soziales Netzwerk, Zugang zu Hilfsangeboten, besondere Bedürfnisse, Sicherheit im Lebensumfeld
- Standardisierter Test
Testverfahren zu Psyche und Verhalten
- Syndromübergreifende Skalen
- neuropsychiatrisches Inventar (NPI)
- Nurses' Observation Scale for Geriatric Patients (NOSGER)
- Depression
- Geriatrische Depressionsskala (GDS-15)
- Hamilton Depressionsskala (HAM-D)
- Beck' Depressions Inventar (Selbstrating) (BDI)
- Zur Abgrenzung von Demenz und Depression
- Apathie
- Apathie-Evaluation-Skala (AES)
- Agitiertheit
- Cohen Mansfield Agitation Inventar (CMAI)
Indikationen zur Überweisung
- Sofern nicht anders gekennzeichnet, basiert der gesamte Abschnitt auf diesen Referenzen.2-8
- Eine geriatrische Basisuntersuchung kann in der hausärztlichen Praxis durchgeführt werden.
- Gerade die langjährige Kenntnis der Patient*innen und ihres Umfeldes ist eine gute Voraussetzung dafür, deren körperliche und psychosoziale Situation und die notwendigen therapeutischen und pflegerischen Maßnahmen, etwa bei einer Alzheimer-Demenz, realistisch und treffsicher einzuschätzen.13
- Bei Menschen mit kognitiven Defiziten ist die Überweisung an andere Fachdisziplinen vor allem in folgenden Situationen angezeigt:
- schnelle Progression psychischer oder neurologischer Symptome oder spezifische neurologische Ausfälle: Überweisung Neurologie
- Verhaltensauffälligkeiten und schwere psychische Symptome: Überweisung Psychiatrie, ggf. mit gerontopsychiatrischem Schwerpunkt
- evtl. zur Beurteilung und ggf. Neueinstellung der medikamentösen Therapie, z. B. einer Demenz oder Depression.
Quellen
Leitlinien
- Deutsche Gesellschaft für Allgemeinmedizin und Familienmedizin (DEGAM). Geriatrisches Assessment in der Hausarztpraxis. AWMF-Leitlinie Nr. 053-015. S1, Stand 2017. www.pmvforschungsgruppe.de
- Deutsche Gesellschaft für Geriatrie (DGG). Geriatrisches Assessment der Stufe 2 – Living Guideline. AWMF-Leitlinie Nr. 084-002. S1, Stand 2022. www.awmf.org
- Deutsche Gesellschaft für Psychiatrie und Psychotherapie, Psychosomatik und Nervenheilkunde (DGPPN), Deutsche Gesellschaft für Neurologie (DGN). Demenzen. AWMF-Leitlinie Nr. 038-013. S3, Stand 2016 (abgelaufen). www.awmf.org
- Deutsche Gesellschaft für Allgemeinmedizin (DEGAM). Hausärztliche Versorgung. In: Deutsche Gesellschaft für Psychiatrie und Psychotherapie, Psychosomatik und Nervenheilkunde (DGPPN), Deutsche Gesellschaft für Neurologie (DGN). Demenzen. AWMF-Leitlinie Nr. 038-013. S3, Stand 2016 (abgelaufen). www.awmf.org
- Deutsche Gesellschaft für Allgemeinmedizin und Familienmedizin (DEGAM). Multimorbidität. AWMF-Leitlinie Nr. 053-047. S3, Stand 2018 (in Überarbeitung). www.awmf.org
Literatur
- Lohnstein M, Eras J, Hammerbacher C. Der Prüfungsguide Allgemeinmedizin - Aktualisierte und erweiterte 3. Auflage. Augsburg: Wißner-Verlag, 2018.
- Deutsche Gesellschaft für Allgemeinmedizin und Familienmedizin (DEGAM): Multimorbidität. AWMF-Leitlinie Nr. 053-047. S3, Stand 2018 (abgelaufen). www.awmf.org
- Elsawy B, Higgins KE. The geriatric assessment. Am Fam Physician 2011; 83: 48-56. American Family Physician
- Karsch-Völk M, Schneider A, Landendörfer P. Geriatrisches Basisassessment in der Hausarztpraxis - Wie hilfsbedürftig ist Ihr Patient?. MMW-Fortschr Med 2012; 154: 47-51. pmid:23088035 PubMed
- Deutsche Gesellschaft für Allgemeinmedizin und Familienmedizin (DEGAM). Geriatrisches Assessment in der Hausarztpraxis. AWMF-Leitlinie 053-015. S1, Stand 2018. www.pmvforschungsgruppe.de
- Deutsche Gesellschaft für Psychiatrie und Psychotherapie, Psychosomatik und Nervenheilkunde (DGPPN), Deutsche Gesellschaft für Neurologie (DGN). Demenzen. AWMF-Leitlinie Nr. 038-013. S3, Stand 2016 (abgelaufen). www.awmf.org
- Deutsche Gesellschaft für Geriatrie (DGG). Geriatrisches Assessment der Stufe 2 – Living Guideline. AWMF-Leitlinie Nr. 084-002. S1, Stand 2022. www.awmf.org
- Krupp, S. Geriatrisches Assessment leitliniengerecht gestalten. Geriatr Rep 2020; 15, 27–33. doi.org
- Frohnhofen H: Geriatrisches Assessment – Grundlagen und Handlungsanweisungen für die Praxis. Stuttgart: Kohlhammer 2021.
- Livingston G, Huntley J, Sommerlad A et al. Dementia prevention, intervention, and care: 2020 report of the Lancet Commission. Lancet 2020; 396: 413-46. PMID: 32738937 PubMed
- Gillespie LD, Robertson MC, Gillespie WJ, Sherrington C, Gates S, Clemson LM, Lamb SE. Interventions for preventing falls in older people living in the community. Cochrane Database of Systematic Reviews 2012, Issue 9. Art. No.: CD007146. DOI: 10.1002/14651858.CD007146.pub3. DOI
- Krupp S, Seebens A, Kasper J et al. Validierung der deutschen Fassung des Six-Item Screeners. Z Gerontol Geriat 2018; 51, 275–81. doi.org
- Deutsche Gesellschaft für Allgemeinmedizin (DEGAM). Hausärztliche Versorgung. In: Deutsche Gesellschaft für Psychiatrie und Psychotherapie, Psychosomatik und Nervenheilkunde (DGPPN), Deutsche Gesellschaft für Neurologie (DGN). S3-Leitlinie Demenzen. AWMF-Leitlinie Nr. 038-013, Stand 2016 (abgelaufen). www.awmf.org
Autor*innen
- Thomas M. Heim, Dr. med., Wissenschaftsjournalist, Freiburg
- Die ursprüngliche Version dieses Artikels basiert auf einem entsprechenden Artikel im norwegischen hausärztlichen Online-Handbuch Norsk Elektronisk Legehåndbok (NEL, https://legehandboka.no/).