Histaminintoleranz

Die Symptome einer Histaminintoleranz können an eine Vergiftung denken lassen, verschwinden aber in der Regel nach einigen Stunden von selbst wieder.

Was ist Histaminintoleranz?

Definition

Eine Histaminintoleranz (also Unverträglichkeit) ist durch eine Reaktion des Körpers auf eine hohe Menge an Histamin in Nahrungsmitteln bedingt. Histamin ist ein Botenstoff im Körper, der u. a. akute Reaktionen wie Hautausschlag, Juckreiz und Verdauungsbeschwerden in Verbindung mit allergischen Reaktionen auslöst. Die Beschwerden einer Histaminintoleranz werden durch eine Überempfindlichkeitsreaktion auf Histamin in Nahrungsmitteln verursacht. Allerdings ist ein Zusammenhang zwischen der Aufnahme histaminhaltiger Nahrungsmittel und Beschwerden nicht eindeutig belegt.

Symptome

Der Zeitraum vom Zeitpunkt des Verzehrs der betroffenen Speisen bis zum Beginn der Beschwerden kann von wenigen Minuten bis zu 4 Stunden variieren. Bei den meisten Menschen zeigen sich die Symptome innerhalb von 15–60 Minuten. Anzeichen sind: Hautrötung, Juckreiz, Übelkeit, Erbrechen, Durchfall, Bauchschmerzen. In einigen Fällen können Atembeschwerden (z. B. Asthmaanfälle), allergischer Schnupfen, Blutdruckabfall, Schwindel und beschleunigter Puls auftreten. Die Beschwerden dauern in der Regel weniger als 6 Stunden an. Todesfälle sind nicht bekannt.

Ursachen

Histamin wird im Körper aus der Aminosäure Histidin gebildet und u. a. bei allergischen Reaktionen freigesetzt. Es bindet an verschiedene Rezeptoren im Körper, die die Magensäure-Sekretion, den Schlaf-Wach-Rhythmus und Teile des Immunsystems regulieren, Blutgefäße erweitern und Atemwege verengen. Histamin wird von zwei verschiedenen Enzymen wieder abgebaut. Der Histaminabbau kann durch Alkohol vermindert werden.

Sehr große Mengen an Histamin, z. B. aus verdorbenem Fisch, können zu Vergiftungen führen.

Der Histamingehalt in Nahrungsmitteln schwankt stark in Abhängigkeit von Lagerdauer und Verarbeitung.

Auslöser

  • Bestimmte Bakterien können Histamin produzieren. Daher enthalten manche Lebensmittel aufgrund ihrer Produktion evtl. relativ viel Histamin. Dazu gehören z. B. lange gereifter/gelagerter Käse, Rotwein(-essig) oder Sauerkraut.
  • Sind Nahrungsmittel mit diesen Bakterien kontaminiert, enthalten sie ebenfalls hohe Mengen an Histamin. Typisch ist dies für fehlerhaft gekühlten bzw. verarbeiteten Fisch, Thunfisch, Makrele, Sardinen etc. in Dosen. Kochen oder Braten zerstört das Histamin nicht. Auch Wurst, Salami oder Schinken können kontaminiert sein.
  • Manche Gemüsesorten enthalten natürlicherweise viel Histamin: Aubergine, Spinat sowie Tomatenketchup.
  • Einige Medikamente stehen im Verdacht, histaminabbauende Enzyme zu hemmen. Dazu zählen Acetylcystein, Metamizol, Verapamil, Metronidazol und Metoclopramid. Dies konnte bislang jedoch nicht bestätigt werden.

Häufigkeit

Zur Häufigkeit der Histaminintoleranz sind keine genauen Angaben verfügbar.

Untersuchungen

  • Zunächst sollten andere Ursachen für die Beschwerden ausgeschlossen werden.
  • Hilfreich ist es, ein Ernährungstagebuch zu führen, in dem Sie über einige Tage oder Wochen genau notieren, was Sie gegessen haben und wann welche Beschwerden aufgetreten sind.
  • Besteht der Verdacht auf eine Histaminintoleranz, lassen Sie sich über eine vorübergehende Nahrungsumstellung beraten: Dabei werden zunächst für etwa zwei Wochen nur histaminarme Nahrungsmittel verzehrt und anschließend die Ernährung schrittweise wieder vielfältiger. Im Verlauf lässt sich oft erkennen, welche Nahrungsmittel Sie zukünftig vermeiden sollten.
  • Wichtig ist es dabei, auch auf auslösende Medikamente und andere Faktoren (Stress, Menstruation etc.) zu achten.
  • Laboruntersuchungen liefern keine weiteren Informationen und werden nicht empfohlen.

Behandlung

  • In der Regel ist keine Therapie erforderlich. Die Beschwerden gehen von selbst vorüber.
  • Gegen stärkere Beschwerden helfen Antihistaminika, wie sie auch gegen Heuschnupfen oder andere allergische Reaktionen verschrieben werden. Ihre Wirkung tritt meist innerhalb von 30 Minuten ein.
  • Eine Ernährungsberatung ist sinnvoll, um eine unnötige Einschränkung des Speiseplans zu vermeiden.

Vorbeugung

  • Die Wirkung einer histaminarmen Ernährung ist unklar.
  • Lassen Sie sich individuell zu Ihrer Ernährung beraten. Sie sollten nicht aus Angst oder Unsicherheit dauerhaft Nahrungsmittel meiden.
  • Falls Sie für eine bestimmte Zeit (z. B. im Urlaub) nicht so genau auf Ihre Ernährung achten können, können Antihistaminika auch vorbeugend eingenommen werden.

Prognose

Die Beschwerden gehen in der Regel innerhalb weniger Stunden von selbst vorüber.

Weitere Informationen

Autorin

  • Martina Bujard, Wissenschaftsjournalistin, Wiesbaden

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Literatur

Dieser Artikel basiert auf dem Fachartikel Histaminintoleranz. Nachfolgend finden Sie die Literaturliste aus diesem Dokument.

  1. Deutsche Gesellschaft für Allergologie und klinische Immunologie e.V. Vorgehen bei Verdacht auf Unverträglichkeit gegenüber oral aufgenommenem Histamin. AWMF-Leitlinie Nr.061 - 030, Stand 2021. www.awmf.org
  2. Zopf Y, Baenkler H-W, Silbermann A, Hahn EG, Raithel M. Differentialdiagnose von Nahrungsmittelunverträglichkeiten. Dtsch Arztebl Int 2009; 106(21): 359-70. doi:10.3238/arztebl.2009.0359 DOI
  3. Mainz L et al. Die verschiedenen Gesichter der Histaminintoleranz. Dtsch Arztebl 2006; 103(51–52): A 3477–83. www.aerzteblatt.de
  4. arznei-telegramm. Vom Niedergang der H2-Antagonisten. a-t 05/2020. www.arznei-telegramm.de