Knoten in der Schilddrüse

Schilddrüsenknoten sind in Deutschland sehr häufig auftretende Veränderungen, die oftmals im Rahmen einer Routineuntersuchung entdeckt werden. In den meisten Fällen sind diese gutartig und erfordern keine Behandlung. In sehr seltenen Fällen handelt es sich um Schilddrüsenkrebs, nur bei dringendem Verdacht sollte eine weitere Abklärung erfolgen.

Was ist ein Knoten in der Schilddrüse?

Die Schilddrüse (Thyreoidea) ist eine hormonproduzierende Drüse, die die Stoffwechselvorgänge im Körper steuert. Sie besteht aus zwei Lappen und liegt vorne am Hals rechts und links unterhalb des Kehlkopfes. Zuweilen können sich in der Schilddrüse tastbare Knoten bilden.

Solche Knoten treten in Deutschland bei etwa 20 % der Erwachsenen auf. Frauen sind deutlich häufiger betroffen als Männer. Die allermeisten der Knoten sind gutartig. In manchen Fällen handelt es sich um mit Flüssigkeit gefüllte Zysten. Da ein Knoten in sehr seltenen Fällen auch ein bösartiger Tumor (Schilddrüsenkarzinom) sein kann, wird bei entsprechendem Verdacht, keineswegs jedoch in jedem Fall, eine Abklärung empfohlen.

Symptome

Die meisten Schilddrüsenknoten rufen keine Beschwerden hervor. Einige Personen entdecken einen solchen Knoten am Hals, wenn sie sich im Spiegel betrachten – dies geschieht aber eher selten. Häufig wird der Knoten zufällig im Rahmen einer Routineuntersuchung entdeckt. Patient*innen klagen zuweilen über Schluckbeschwerden oder ein Druckgefühl im Hals, Schmerzen oder Unbehagen. Manchmal treten Symptome einer Schilddrüsenüberfunktion (Hyperthyreose) auf, z. B. Herzklopfen und Wärmeunverträglichkeit.

Diagnostik

Ein Schilddrüsenknoten kann mit Hilfe verschiedener Untersuchungsmethoden abgeklärt werden. Zunächst werden Hals und Schilddrüse abgetastet. Im Blut wird der Spiegel des Hormons TSH, das die Schilddrüsenfunktion steuert, gemessen. Dann erfolgt meist eine Ultraschalluntersuchung der Schilddrüse. Auf diese Weise lässt sich die Größe feststellen, und ob es sich dabei um eine Vermehrung des Gewebes oder um einen Flüssigkeitseinschluss (Zyste) handelt. Eine Ultraschalluntersuchung ist schmerzlos und bringt keine Strahlenbelastung mit sich.

Eine weitere Untersuchungsmethode ist die Szintigrafie, die in einer nuklearmedizinischen Praxis oder im Krankenhaus durchgeführt wird. Diese sollte aber nur in speziellen Situationen (z. B. bei Schilddrüsenüberfunktion) erfolgen. Sie ist keine Hilfe bei der Abklärung, ob ein Knoten bösartig ist! Im Vorfeld der Untersuchung wird Ihnen eine geringe Menge einer radioaktiven Substanz (Technetium) verabreicht, die von der Schilddrüse aufgenommen wird. Anschließend kann die radioaktive Strahlung des Schilddrüsengewebes bildlich dargestellt werden. Auf diese Weise kann der Stoffwechsel des Knotens mit dem des restlichen Schilddrüsengewebes verglichen werden: Ein sog. „heißer“ Knoten strahlt verstärkt, da er mehr Technetium speichert und hat daher einen erhöhten Stoffwechsel. Ein „kalter“ Knoten strahlt hingegen nicht, da er kaum Technetium speichert, und ist somit stoffwechselinaktiver.

In einigen Fällen kann durch den Ultraschall nicht sicher eingeschätzt werden, ob es sich um einen gutartigen Tumor handelt. In diesen Fällen wird zur weiteren Abklärung eine Gewebeprobe entnommen. Dabei wird eine feine Nadel in den Knoten eingeführt und mit einer Spritze etwas Gewebe entnommen. Diese Gewebeprobe wird anschließend unter dem Mikroskop untersucht. Ergibt sich hier der Verdacht, dass es sich um einen bösartigen Tumor handelt, erfolgt zur endgültigen Klärung eine Operation.

Therapie

Bei den allermeisten Knoten handelt es sich um gutartige Geschwüre oder flüssigkeitsgefüllte Zysten und nicht um Schilddrüsenkrebs (Karzinom). In diesen Fällen ist in der Regel keine Behandlung notwendig. Eine erhöhte Jodzufuhr, z. B. durch regelmäßigen Verzehr von Seefisch oder Einnahme von Jodid-Tabletten, kann eine Vergrößerung der Schilddrüse bremsen. Knoten müssen nicht regelmäßig mittels Ultraschall kontrolliert werden, es sei denn, es ergeben sich Hinweise auf eine Veränderung des Knotens (z. B. wenn der Knoten spürbar wächst). Die Spiegel der Schilddrüsenhormone sollten nur regelmäßig überprüft werden, wenn es den Verdacht auf eine Über- oder Unterfunktion gibt. Bei einer Schilddrüsenunterfunktion wird eine Hormoneinnahme empfohlen, eine Überfunktion kann mit Medikamenten, einer Operation oder einer Radiojodtherapie behandelt werden.

Ist die Schilddrüse stark vergrößert und bereitet Beschwerden, so kann eine Radiojodtherapie oder eine Entfernung mittels Operation in Erwägung gezogen werden. Wenn die Schilddrüse vollständig entfernt wird, ist anschließend eine dauerhafte Hormonersatztherapie mit Levothyroxin erforderlich.

Weitere Informationen

Autor*innen

  • Martina Bujard, Wissenschaftsjournalistin, Wiesbaden
  • Hannes Blankenfeld, Dr. med., Facharzt für Innere und Allgemeinmedizin, München
  • Dietrich August, Arzt, Freiburg im Breisgau

Links

Autoren

Ehemalige Autoren

Updates

Gallery

Snomed

Click to edit

Literatur

Dieser Artikel basiert auf dem Fachartikel Knotenstruma. Nachfolgend finden Sie die Literaturliste aus diesem Dokument.

  1. Lohnstein M, Eras J, Hammerbacher C. Der Prüfungsguide Allgemeinmedizin - Aktualisierte und erweiterte 3. Auflage. Augsburg: Wißner-Verlag, 2018.
  2. Führer D, Bockisch A, Schmid KW: Euthyroid goiter with and without nodules—diagnosis and treatment. Dtsch Arztebl Int 2012; 109(29–30): 506–16. DOI: 10.3238/arztebl.2012.0506 www.aerzteblatt.de
  3. Giuffrida D, Gharib H. Controversies in the management of cold, hot, and occult thyroid nodules. Am J Med 1995; 99: 642-50 PubMed
  4. Marqusee E, Benson CB, Frates MC, et al. Usefulness of ultrasonography in the management of nodular thyroid disease. Ann Intern Med 2000; 133: 696-700. www.ncbi.nlm.nih.gov
  5. Pellegriti G, Frasca F, Regalbuto C, Squatrito S, Vigneri R. Worldwide increasing incidence of thyroid cancer: update on epidemiology and risk factors. J Cancer Epidemiol. 2013;2013:965212. doi: 10.1155/2013/965212. www.ncbi.nlm.nih.gov
  6. Schilddrüsenkrebs: IARC warnt vor Überdiagnose in mehreren Ländern. Deutsches Ärzteblatt. 19. August 2016. www.aerzteblatt.de
  7. Überdiagnose von Schilddrüsenkrebs in Südkorea. Deutsches Ärzteblatt. 7. November 2014 www.aerzteblatt.de
  8. Vaccarella S et al. Worldwide Thyroid-Cancer Epidemic? The Increasing Impact of Overdiagnosis. N Engl J Med 2016; 375:614-617 DOI: 10.1056/NEJMp1604412 www.nejm.org
  9. Robert-Koch-Institut (RKI). Zentrum für Registerdaten. Schilddrüsenkrebs. Stand: 06.12.2017 www.krebsdaten.de
  10. Wienhold R, Scholz M, Adler JB, Günster C, Paschke R. Versorgung bei Schilddrüsenknoten. Dtsch Arztebl Int 2013; 110(49): 827-34. www.aerzteblatt.de
  11. Hegedus L, Bonnema SJ, Bennedbaek FN. Management of simple nodular goiter: current status and future perspectives. Endocr Rev 2003; 24: 102-32. PubMed
  12. Derwahl M. From diffuse goiter to nodular goiter. Internist (Berl) 1998; 39: 577-83. www.ncbi.nlm.nih.gov
  13. Deutsche Gesellschaft für Ernährung. Die Referenzwerte für die Nährstoffzufuhr. Jod. Empfohlene Zufuhr. www.dge.de
  14. Howarth DM, Epstein MT, Thomas PA et al. Outpatient management of patients with large multinodular goitres treated with fractionated radioiodine. Eur J Nucl Med 1997; 24: 1465-9. PubMed
  15. Jarløv AE, Nygaard B, Hegedüs L, Hartling SG, Hansen JM. Observer variation in the clinical and laboratory evaluation of patients with thyroid dysfunction and goiter. Thyroid 1998; 8: 393-8. PubMed
  16. Hegedüs L. Thyroid ultrasound. Endocrinol Metab Clin North Am 2001; 30: 339-60. PubMed
  17. Gittoes NJ, Miller MR, Daykin J et al. Upper airways obstruction in 153 consecutive patients presenting with thyroid enlargement. BMJ 1996; 312: 484. www.ncbi.nlm.nih.gov
  18. Rios A, Rodriguez JM, Canteras M et al. Surgical management of multinodular goiter with compression symptoms. Arch Surg 2005; 140: 49-53. PubMed
  19. Bartsch D K, Luster M, Buhr H J, Lorenz D, Germer C, Goretzki PE. Indications for the Surgical Management of Benign Goiter in Adults Dtsch Arztebl Int 2018; 115: 1-7. DOI: 10.3238/arztebl.2018.0001. www.aerzteblatt.de
  20. Papini E et al. Risk of Malignancy in Nonpalpable Thyroid Nodules: Predictive Value of Ultrasound and Color-Doppler Features. The Journal of Clinical Endocrinology & Metabolism, Volume 87, Issue 5, 1 May 2002, Pages 1941–1946, https://doi.org/10.1210/jcem.87.5.8504 academic.oup.com
  21. Deutsche Gesellschaft für Nuklearmedizin. Schilddrüsenszintigraphie. AWMF-Leitlinie Nr. 031–011, Stand 2014. www.nuklearmedizin.de
  22. Deutsche Gesellschaft für Allgemein- und Viszeralchirurgie. Benigne Schilddrüsenerkrankungen, operative Therapie. AWMF-Leitlinie Nr. 088–007, Stand 2015. www.awmf.org
  23. Deutsche Gesellschaft für Kinder- und Jugendmedizin. Hyperthyreose. AWMF-Leitlinie Nr. 027–041, Stand 2011. www.awmf.org
  24. Deutsche Gesellschaft für Nuklearmedizin. Radioiodtherapie bei benignen Schilddrüsenerkrankungen. AWMF-Leitlinie Nr. 031-003, Stand 2015. www.awmf.org
  25. Grussendorf M, Reiners C, Paschke R, Wegscheider K; LISA Investigators. Reduction of thyroid nodule volume by levothyroxine and iodine alone and in combination: a randomized, placebo-controlled trial. J Clin Endocrinol Metab. 2011 Sep;96(9):2786-95. doi: 10.1210/jc.2011-0356. Epub 2011 Jun 29 www.ncbi.nlm.nih.gov
  26. Wesche MF, Tiel V, Lips P et al. A randomized trial comparing levothyroxine with radioactive iodine in the treatment of sporadic nontoxic goiter. J Clin Endocrinol Metab 2001; 86: 998-1005. PubMed
  27. Cooper DS. Antithyroid drugs. N Engl J Med 2005;352:905-917. New England Journal of Medicine
  28. Bahn RS, Burch HB, Cooper DS, et al. Hyperthyroidism and other causes of thyrotoxicosis: management guidelines of the American Thyroid Association and American Association of Clinical Endocrinologists. Endocr Pract 2011;17:456-520. PubMed
  29. Hermus AR, Huysmans DA. Treatment of benign nodular thyroid disease. N Engl J Med 1998; 338: 1438-47. New England Journal of Medicine
  30. Bononi M, de Cesare A, Atella F et al. Surgical treatment of multinodular goiter: incidence of lesions of the recurrent nerves after total thyroidectomy. Int Surg 2000; 85: 190-3. PubMed
  31. Bonnema SJ, Bertelsen H, Mortensen J, et al. The feasibility of high dose iodine 131 treatment as an alternative to surgery in patients with a very large goiter: effect on thyroid function and size and pulmonary function. J Clin Endocrinol Metab 1999; 84: 3636-41. PubMed
  32. Nygaard B, Knudsen JH, Hegedus L et al. Thyrotropin receptor antibodies and Graves' disease, a side-effect of 131I treatment in patients with nontoxic goiter. J Clin Endocrinol Metab 1997; 82: 2926-30. PubMed
  33. Vanderpump MP, Tunbridge WM, French JM, et al. The incidence of thyroid disorders in the community: a twenty-year follow-up of the Whickham Survey. Clin Endocrinol (Oxf) 1995; 43: 55-68. www.ncbi.nlm.nih.gov
  34. Rallison ML, Dobyns BM, Meikle AW, Bishop M, Lyon JL, Stevens W. Natural history of thyroid abnormalities: prevalence, incidence, and regression of thyroid diseases in adolescents and young adults. Am J Med 1991; 91: 363-70. PubMed
  35. Knudsen N, Bülow I, Jørgensen T, Laurberg P, Ovesen L, Perrild H. Goitre prevalence and thyroid abnormalities at ultrasonography: a comparative epidemiological study in two regions with slightly different iodine status. Clin Endocrinol (Oxf) 2000; 53: 479-85. www.ncbi.nlm.nih.gov