Hyperlipidämie

Zusammenfassung

  • Definition:Hyperlipidämie ist ein Sammelbegriff. Die Tauglichkeit dieses Begriffes ist etwas fraglich – bis auf eine massive Hypercholesterinämie ist die prognostische Bedeutung von Lipiderhöhungen unklar.
  • Häufigkeit:Die von den Laboren angegebenen Grenzwerte für Cholesterin sind problematisch. Sie berücksichtigen nicht, dass es an das Alter angepasste Grenzwerte geben müsste.
  • Symptome:Eine Hyperlipidämie führt meist nicht zu Symptomen, aber sie kann das Infarktrisiko für eine Herz-Kreislauf-Erkrankung erhöhen. Sehr hohe Triglyzeridwerte bergen zudem ein Risiko für Pankreatitis und Fettleber-Hepatitis.
  • Befunde:Normalerweise unauffälliger klinischer Befund. Xanthome und Xanthelasmen können bei familiärer Hypercholesterinämie auftreten.
  • Diagnostik:Obwohl nicht unbedingt sinnvoll, werden bei der Gesundheitsuntersuchung nach § 25 SGB V Gesamt-, HDL-, LDL-Cholesterin und Triglyzeriden bestimmt.
  • Therapie:Primärpräventiv stehen Ernährungsveränderungen und regelmäßige physische Aktivität im Vordergrund. Eine Statintherapie ist nur bei erhöhtem kardiovaskulärem Risiko zu erwägen. Nur bei Statinunverträglichkeit kann auf Reservepräparate zurückgegriffen werden.

Prüfungsrelevant für die Facharztprüfung Allgemeinmedizin1

Allgemeine Informationen

Definition

  • Der Begriff „Hyperlipidämie“ umfasst alle Formen von erhöhten Blutfettwerten.
  • Der Fettstoffwechsel kann in vielfältiger Weise gestört sein. Von besonderer Bedeutung sind dabei erhöhte Werte des Gesamtcholesterins und der Low-Density-Lipoproteine (LDL) sowie ein niedriger Spiegel an High-Density-Lipoproteinen (HDL).
    • Diese Fette haben einen Einfluss auf die Entstehung der Atherosklerose sowie ihrer Folgeerkrankungen, und sie sind therapeutisch behandelbar.3
  • Trotz rückläufiger Tendenz gehören die kardiovaskulären Erkrankungen auch heute noch zu den häufigsten Todesursachen in Deutschland.4
  • Alle aktuellen Leitlinien zur Prävention atherosklerotischer kardiovaskulärer Erkrankungen (ASCVD) in der klinischen Praxis empfehlen die Einschätzung des kardiovaskulären Gesamtrisikos.5
    • Die Prävention von ASCVD bei einer bestimmten Person sollte ihr kardiovaskuläres Gesamtrisiko einbeziehen: Je höher das Risiko, desto intensiver sollten die Maßnahmen sein.
  • Die Entscheidung für eine lipidsenkende Therapie kann somit nur unter Einbeziehung aller Risikofaktoren und nicht allein anhand eines erhöhten Lipidspiegels getroffen werden.

Biochemie

  • Cholesterin
    • Wird chemisch zu den polyzyklischen Alkoholen bzw. Sterinen gerechnet, aber meist auch fälschlicherweise als Fett bzw. Lipid bezeichnet.4
    • Es wird für die Herstellung von Steroidhormonen und Gallensäuren benötigt und zu etwa 90 % im Körper synthetisiert; nur etwa 10 % stammen aus der Nahrung.4
  • Lipoproteine6
    • Cholesterin und Triglyzeride sind nicht wasserlöslich und liegen daher im Plasma in charakteristischen Mengenverhältnissen als Bestandteile von Lipid-Protein-Komplexen, den Lipoproteinen, vor.
    • Die als Apoproteine bezeichneten Eiweißanteile (u. a. Apoprotein AI, AII, B48, B100, C I–III, E 2–4) dienen in wiederum für die jeweiligen Lipoproteine unterschiedlichem und charakteristischem Maß wesentlich als Strukturbestandteile, Liganden für Rezeptoren oder Co-Faktoren für Enzymreaktionen.
    • Gemäß ihrer Dichte wird zwischen folgenden Lipoproteinen unterschieden: Chylomikronen, Very-Low-Density-Lipoproteine (VLDL), Low-Density-Lipoproteine (LDL) und High-Density-Lipoproteine (HDL).
    • Triglyzeride finden sich vor allem in Chylomikronen und VLDL.
    • 60–70 % des Gesamtcholesterins gehören unter normalen Bedingungen zum LDL-Cholesterin, HDL-Cholesterin macht typischerweise 20–30 % des Gesamtcholesterins aus. Hinzu kommen Varianten wie Lipoprotein A.
    • Die verschiedenen Lipoproteine erfüllen Transportfunktionen im Blut, z. B. zwischen Leber und anderen Organen/Muskeln, wobei LDL das Cholesterin von der Leber weg, das HDL zur Leber hin transportiert.
  • Statine
    • Medikamente der Wahl, falls eine medikamentöse Therapie begonnen wird.
    • Inhibitoren der 3-Hydroxy-3-Methylglutaryl-Coenzym-A-Reduktase (HMG-CoA-Reduktase), d. h. Wirkstoffe, die die endogene Cholesterinsynthese in der Leber blockieren.
    • Derzeit wird weiterhin kontrovers diskutiert, ob – und ggf. in welchem Ausmaß – die Cholesterinsenkung die kardiovaskulären Effekte von Statinen ausmacht. Statine haben neben der Senkung des LDL-Cholesterins weitere gefäßaktive Wirkungen, die als sog. pleiotrope Effekte erklären helfen sollen, warum z. B. die gefäßschützende Wirkung relativ rasch einsetzt und weitgehend dosisunabhängig zu sein scheint.4

Begriffsklärung

Häufigkeit

  • Ergebnisse der Studie zur Gesundheit Erwachsener in Deutschland (DEGS1) 2008–20113
    • Der Blutspiegel für Cholesterin liegt bei mehr als der Hälfte der Erwachsenen in Deutschland oberhalb des von der ESC (European Society of Cardiology) empfohlenen Grenzwertes von 190 mg/dl (5 mmol/l).
      • 60,5 % der Frauen und 56,6 % der Männer im Alter von 18–79 Jahren sind betroffen.
      • Allein dies lässt an der Sinnhaftigkeit dieser Grenzwerte zweifeln. Man kann hinterfragen, ob hier nicht ein natürlicher Zustand medikalisiert werden soll.
    • Ein stärker erhöhtes Gesamtcholesterin von ≥ 240 mg/dl (6 mmol/l) findet sich noch bei 20,3 % der Frauen und 17,9 % der Männer.
    • Den empfohlenen HDL-Cholesterinwert von 40 mg/dl (1 mmol/l) unterschreiten insgesamt 3,6 % der Frauen und 19,3 % der Männer.
    • Die Prävalenz einer Fettstoffwechselstörung steigt bei beiden Geschlechtern mit zunehmendem Alter kontinuierlich an. Das spricht dafür, dass die Grenzwerte an das Alter der Patient*innen angepasst werden sollten.
    • Lipidsenkende Medikamente werden von 30,8 % der Personen mit bekannter Fettstoffwechselstörung eingenommen, wobei keine Unterschiede zwischen Männern und Frauen bestehen.
      • Bei beiden Geschlechtern nimmt der Anteil der Behandelten mit steigendem Alter stetig zu.
    • Ein signifikanter Zusammenhang zwischen dem Sozialstatus und dem Vorliegen hoher Cholesterinwerte wurde nicht gefunden.

Kinder und Jugendliche

  • Genaue epidemiologische Zahlen liegen nicht vor.
  • Zahlreiche Publikationen der letzten Jahre haben auf die starken Veränderungen der Cholesterinwerte bei Kindern und Jugendlichen im Zusammenhang mit Wachstum und körperlicher Entwicklung hingewiesen, die bei Mädchen und Jungen unterschiedlich verläuft.3
  • Aktuelle querschnittliche Ergebnisse der Studie zur Gesundheit von Kindern und Jugendlichen in Deutschland (KiGGS) zeigen, dass bei der Beurteilung der Cholesterinwerte neben Geschlecht, Alter und verhaltensbasierten Risikofaktoren vor allem auch der Pubertätsstatus berücksichtigt werden muss.6
  • Die familiäre Hypercholesterinämie ist eine der häufigsten kongenitalen Stoffwechselstörungen, die in der europäischen Bevölkerung mit einer Inzidenz von ungefähr 1:500, allerdings in sehr unterschiedlicher Ausprägung, vorkommt.7

Ätiologie und Pathogenese

  • Die Ursachen für Fettstoffwechselstörungen sind vielfältig.
    • primäre Hyperlipidämie: erblich bedingt
    • sekundäre Hyperlipidämie: Folge einer anderen Erkrankung
  • Als Komplikation kann eine Hypercholesterinämie mit zur Entstehung einer Atherosklerose beitragen.
    • Die Pathophysiologie der Atherosklerose ist durch inflammatorische Prozesse charakterisiert, zu deren Folgen Endotheldysfunktion und Plaqueformation gehören.6

Primäre Hyperlipidämien (Beispiele)

  • Der gesamte Abschnitt basiert auf dieser Referenz.7

Polygene Hypercholesterinämie

  • Der Vererbungsweg bei polygener Hypercholesterinämie ist nicht dominant, und Hyperlipidämie tritt in der Verwandtschaft nicht konstant auf.
  • Die Penetranz der Hypercholesterinämie ist abhängig von Ernährung und Lebensstil der Betroffenen.

Familiäre Hypercholesterinämie

  • Autosomal-dominant vererbte Mutation im LDL-Rezeptorgen
    • Reduktion der LDL-Rezeptoren auf der Leber
    • bereits in der frühen Kindheit starke Erhöhung des Cholesterins (meist > 300 mg/dl) und des LDL-Cholesterins (meist > 200 mg/dl)
  • Bei der homozygoten Form (sehr selten, Inzidenz < 1:250.000) nahezu vollständiger Ausfall der LDL-Rezeptoren
    • stark ausgeprägte Hypercholesterinämie (meist > 600 mg/dl)
    • unbehandelt oft Auftreten von Herzinfarkten vor dem 20. Lebensjahr

Familiärer Apolipoprotein-B-Defekt 

  • Prävalenz in Mitteleuropa 1:200–1:700 
  • Die strukturelle Anomalie des Apolipoproteins B führt zu einer ineffizienten Bindung an den LDL-Rezeptor.
  • Phänotyp und kardiovaskuläre Risiken sind vergleichbar mit der familiären Hypercholesterinämie.

Sekundäre Hyperlipidämien, beispielhafte Ursachen

ICPC-2

  • T93 Fettstoffwechselstörung

ICD-10

  • E78 Störungen des Lipoproteinstoffwechsels und sonstige Lipidämien
    • E78.0 Reine Hypercholesterinämie
    • E78.1 Reine Hypertriglyzeridämie
    • E78.2 Gemischte Hyperlipidämie
    • E78.3 Hyperchylomikronämie
    • E78.4 Sonstige Hyperlipidämien
    • E78.5 Hyperlipidämie, nicht näher bezeichnet
    • E78.6 Lipoproteinmangel
    • E78.8 Sonstige Störungen des Lipoproteinstoffwechsels
    • E78.9 Störung des Lipoproteinstoffwechsels, nicht näher bezeichnet

Diagnostik

Diagnostische Kriterien

  • Das Lipidprofil sollte bei folgenden Patient*innen gemessen werden:
  • Die Deutsche Gesellschaft für Kardiologie empfiehlt, eine Untersuchung des Lipidprofils und anderer kardiovaskulärer Risikofaktoren bei Männern > 40 Jahre und bei Frauen > 50 Jahre oder postmenopausalen Frauen zu erwägen.5 De facto findet das im Rahmen der Gesundheitsuntersuchung nach § 25 SGB V als opportunistisches, nicht systematisches Screening statt.

 Familiäre Hypercholesterinämie (FH)4

  •  Für eine definitive Diagnose sind erforderlich: a) und b).
    • a) bei Erwachsenen mindestens 2 bestätigte Messungen von Gesamtcholesterin > 7,5mmol/l (290 mg/dl) und LDL > 4,9 mmol/l (190mg/dl) – bei Kindern bis 16 Jahre Cholesterin > 6,7mmol/l (260 mg/dl) und LDL > 4,0 mmol/l (155mg/dl)
    • b) tendinöse Xanthome bei Patient*in oder molekulargenetische Diagnose einer FH bei Verwandten 1. oder 2. Grades (DNA-basierter Nachweis einer LDL-Rezeptor-Mutation, eines defekten Apo B-100 oder einer PSCK9-Mutation)
  • Für den Verdacht sind erforderlich: a) und c) oder a) und d).
    • c) Familienanamnese von Herzinfarkt bei mindestens 1 Angehörigen 2. Grades < 50 Jahre oder 1 Verwandten 1. Grades < 60 Jahre
    • d) Familienanamnese von deutlich erhöhtem Cholesterin, d. h. Gesamtcholesterin > 7,5 mmol/l (290 mg/dl) bei erst- oder zweitgradigen Verwandten oder > 6,7 mmol/l (260 mg/dl) bei Kind oder Geschwistern unter 16 Jahren
    • Ausschluss einer Hypothyreose, die zu einem massiven Cholesterinanstieg führen kann. Möglicherweise liegt darin das kardiovaskuläre Schadpotenzial eines TSH-Anstieges auf >10 mU/l begründet. Unter Substitution mit L-Thyroxin ist die Hypercholesterinämie oft reversibel.

Anamnese

  • Familienanamnese
    • Verwandte mit Hypercholesterinämie?
    • Gefäßerkrankung vor 55. (männlich) bzw. 65. (weiblich) Lebensjahr bei erstgradigen Verwandten? 
  • Medikamente, die Hyperlipidämie verursachen können? z. B.:
    • Thiazide
    • Betablocker
    • Glukokortikoide.
  • Chronische Krankheiten, die Hyperlipidämie verursachen können? z. B.:
  • Lebensstil
    • Rauchgewohnheiten
    • Essgewohnheiten
    • Alkoholkonsum 
    • körperliche Aktivität

Klinische Untersuchung

Hinweise auf familiäre Hypercholesterinämie

  • Xanthelasmen
    • lokalisierte Infiltrate von lipidhaltigen „Schaumzellen", meist am Augenlid
    • Scheint unabhängig vom Lipidspiegel ein unabhängiger Risikofaktor für eine arteriosklerotische Herz-Kreislauf-Erkrankung zu sein.8 
  • Xanthome
    • gelbliche, knotige Lipidablagerungen in Haut und Sehnen
    • häufige Lokalisationen in der Achillessehne und in den Sehnen über den Fingerknöcheln
    • Die Xanthome fühlen sich hart an, sie können entzündet sein und zu einer Tenosynovitis führen.
  • Arcus (senilis) corneae
    • schmaler, weißlicher Ring aus Lipideinlagerungen in der Cornea
    • Scheint kein unabhängiger Risikofaktor für eine koronare Herzkrankheit zu sein.8
  • Prädiktive Werte
    • Arcus senilis cornea und Xanthelasmen sind nicht spezifisch für familiäre Hypercholesterinämie, doch treten sie bei dieser Gruppe früher im Leben auf als bei anderen Hypercholesterinämien.

Untersuchung auf mögliche Ursachen für eine sekundäre Hyperlipidämie

  • Klinische Hinweise auf u. a.:
    • Hypothyreose
      • Müdigkeit
      • Gewichtszunahme
      • depressive Verstimmung
      • Kälteempfindlichkeit
      • Obstipation.
    • Diabetes mellitus
      • Polyurie
      • Polydipsie
      • Gewichtsverlust
    • Nieren- und Lebererkrankungen
      • Müdigkeit
      • Ödeme
      • Aszites
      • Palmar/Plantarerythem
      • Spider nävi.

Laboruntersuchungen in der Hausarztpraxis

Lipidstatus

  • Für die Blutabnahme von GesamtcholesterinHDL und LDL ist es nicht zwingend nötig, Nüchternwerte zu bestimmen, für die Bestimmung der Triglyzeride ist dies jedoch notwendig.9
    • Da die Blutfette oft gemeinsam mit dem Blutzucker bestimmt werden, ist eine Nüchternblutabnahme insgesamt sinnvoll.
  • Folgende Werte werden gemessen:
    • Gesamtcholesterin
    • HDL-Cholesterin – notwendig, um mit dem Cholesterin-HDL-Quotienten das kardiovaskuläre Risiko abschätzen zu können.
    • LDL-Cholesterin – keine zusätzliche Prädiktion über die des Cholesterin-HDL-Quotienten hinaus
    • Triglyzeride – nur bei unklarer Erhöhung der Transaminasen und/oder erhöhtem Risiko für Pankreatitis

Weitere Untersuchungen

Indikationen zur Überweisung

  • Die Diagnosestellung und Behandlung der Hyperlipidämie ist in der Regel eine hausärztliche Aufgabe.
  • Eine Überweisung an Kardiolog*innen, Angiolog*innen, Endokrinolog*innen oder Humangenetiker*innen ist nur in Sonderfällen notwendig.
    • Ggf. bei komplizierten Fällen
      • homozygote familiäre Hypercholesterinämie
      • Hypertriglyzeridämie > 900 mg/dl (> 10,3 mmol/l)
    • oder wenn die Patient*innen unzureichend auf die Behandlung ansprechen.
  • An spezialisierte Ambulanzen im Falle der Notwendigkeit einer Lipid-Apherese bzw. neuerdings stattdessen zur Behandlung mit PCSK-9-Antikörpern.

Therapie

Allgemeines zur Therapie

  • Alle aktuellen Leitlinien zur Prävention atherosklerotischer kardiovaskulärer Erkrankungen (ASCVD) in der klinischen Praxis empfehlen die Einschätzung des kardiovaskulären Gesamtrisikos.5
    • Die Prävention von ASCVD bei einer bestimmten Person sollte ihr kardiovaskuläres Gesamtrisiko einbeziehen: je höher das Risiko, desto intensiver sollten die Maßnahmen sein.
  • Die Entscheidung für eine lipidsenkende Therapie kann somit nur unter Einbeziehung aller Risikofaktoren und nicht allein anhand eines erhöhten Lipidspiegels getroffen werden.
    • Ausnahmen: Bei Erhöhung des Gesamtcholesterins > 310 mg/dl oder bei familiärer Hypercholesterinämie sollte ein Statin angeboten werden.4
  • Vor Beginn einer lipidsenkenden Medikation sollten mindestens 2 Bestimmungen der Blutfette im Abstand von 1–12 Wochen erfolgen, mit der Ausnahme von Umständen, in denen eine sofortige Pharmakotherapie empfohlen wird, wie bei ACS und Patient*innen mit sehr hohem Risiko.5 Außerdem sollte eine Hypothyreose ausgeschlossen sein.
  • Ein bereits stattgefundenes kardiovaskuläres Ereignis bedarf in der Regel immer einer Therapie mit einem Statin (Sekundärprävention).

DEGAM-Leitlinie: Risikoberatung zur kardiovaskulären Prävention4

  • In der Primärprävention soll das globale, absolute kardiovaskuläre Risiko als vorrangige Entscheidungsgrundlage dienen.
  • Zur Kalkulation des kardiovaskulären Risikos soll ein evaluierter Risiko-Algorithmus verwandt werden.
    • Für die hausärztliche Versorgungsebene sollte zur Berechnung des Risikos der ARRIBA-Rechner angewandt werden (arriba = absolute und relative Risikoreduktion).

ARRIBA-Rechner 

  • Der ARRIBA-Rechner berücksichtigt die klassischen Risikofaktoren:
  • Es wird das Risiko für ein kardiovaskuläres Ereignis in den nächsten 10 Jahren berechnet und die Einteilung in 3 Gruppen durchgeführt:
    • < 10 %
    • 10–20 %
    • > 20 %.

Therapieempfehlungen der DEGAM

DEGAM-Leitlinie: Risikoberatung zur kardiovaskulären Prävention4

Nichtmedikamentöse Behandlung 

  • Beratung soll erfolgen bezüglich Bewegung, Ernährung, Rauchstopp.
  • Alle Personen sollten zu regelmäßiger körperlicher Aktivität ermutigt werden (ab täglich 15 min oder 90 min/Woche moderat intensiver Bewegung sind Effekte zu erwarten).
  • Es soll empfohlen werden, das Rauchen vollständig einzustellen.
  • Die Ernährung sollte abwechslungsreich sein und sich an den Empfehlungen der mediterranen Kost orientieren. Der Kochsalzkonsum sollte unter 6 g/d liegen. 
  • Der Alkoholkonsum sollte eingeschränkt werden. 

Medikamentöse Behandlung

  • Bei einem Gesamtrisiko über 20 % für kardiovaskuläre Ereignisse in 10 Jahren sollte unabhängig von den Lipidwerten im Blut eine Statintherapie angeboten werden.
  • Bei Cholesterinwerten > 310 mg/dl (8 mmol/l) oder einer familiären Hypercholesterinämie sollte eine Statintherapie angeboten werden.
  • Bei Statinunverträglichkeit gibt es keine gleichwertigen Alternativen, es sollte dann die Dosis reduziert oder auf ein anderes Statin gewechselt werden, bis die Therapie gut vertragen wird.
    • Fibrate sollten nur bei Statinunverträglichkeit erwogen werden.
  • Eine Kombination verschiedener Lipidsenker wird nicht empfohlen.
  • Eine Statinbehandlung sollte als „Fixdosistherapie" in einer Standarddosierung erfolgen (insbesondere Simvastatin 20–40 mg/d oder Pravastatin 40 mg/d).
  • Eine Dosis-Titration auf einen bestimmten LDL-Zielwert hin sowie eine Statin-Hochdosis-Therapie bei Menschen ohne manifeste kardiovaskuläre Erkrankungen sollten nicht durchgeführt werden. Dementsprechend ist eine Lipid-Kontrolle unter laufender Statinbehandlung nicht erforderlich.

Fazit

  • Eine Behandlung mit Statinen kann sinnvoll sein, wenn folgende Punkte erfüllt sind:
    • keine Hinweise einer sekundären Hyperlipidämie bzw. ineffiziente/fehlende kausale Therapiemöglichkeit
    • Das absolute kardiovaskuläre Risiko liegt über 20 % in 10 Jahren.
      • oder Cholesterinwerte > 310 mg/dl (8mmol/l)
      • oder nachgewiesene familiäre Hypercholesterinämie
    • Aufklärung über die Wirkung und Zustimmung der Patient*innen zu einer Langzeittherapie
    • Die Überprüfung der Verträglichkeit und der Komedikation ist gewährleistet.
    • Die geschätzte Lebenserwartung übersteigt 10 Jahre deutlich.

Besonderheiten bei der Therapie mit Statinen

Medikamentöse Interaktionen 

  • Statine werden über CYP-Isoenzyme metabolisiert, sodass es bei einer Kombination mit CYP-hemmenden Medikamenten zu einer erhöhten Nebenwirkungsrate von Statinen kommen kann.
  • Kontraindizierte Medikamente bei einer Statintherapie:4
    • Itraconazol, Ketoconazol, Posaconazol
    • Erythromycin, Clarithromycin, Telithromycin
    • HIV-Proteaseinhibitoren
    • Gemfibrozil
    • Ciclosporin
    • Danazol.
  • Medikamente, die nur bei einer Simvastatin-Dosis bis max. 10 mg/d gegeben werden sollten:4
    • Amiodaron
    • Verapamil
    • Diltiazem.
  • Medikamente, die nur bei einer Simvastatin-Dosis bis max. 20 mg/d gegeben werden sollten:4
    • Amlodipin
    • Ranolazin.
  • Ferner sollten keine größeren Mengen Grapefruitsaft konsumiert werden.4
  • In Schwangerschaft und Stillzeit sind alle Statine kontraindiziert.4

Nebenwirkungen

  • Dosisabhängiges Risiko für Nierenschädigung bis hin zum akuten Nierenversagen, Leberschädigung, Muskelschädigung und Diabetes4
    • wahrscheinlich auch erhöhtes Katarakt-Risiko, besonders während des 1. Jahres der Behandlung (Number Needed to Harm 33 über 5 Jahre)10

Statin-assoziierte Muskelsymptome (SAMS)

  • Die Prävalenz Statin-assoziierter Muskelsymptome beträgt mindestens 5 %.11
    • Typischerweise proximale, symmetrischen Schmerzen, Verspannungen, Steifheit oder Krämpfen, die von Muskelschwäche begleitet sein können.
    • Die Beschwerden treten typischerweise 4–6 Wochen nach Therapiebeginn auf.
    • SAMS können sich jedoch auch erst nach mehrjähriger Behandlung manifestieren.
    • Viele Beschwerden lassen sich viralen Infekten, ungewohnter körperlicher Aktivität und Arzneimittelinteraktionen zuordnen.
  • Empfohlenes Vorgehen bei Auftreten von SAMS11
    • Pausieren der Statinmedikation
    • Statin-Reexposition nach 2(–4) Wochen
    • Bei CK-Erhöhung um mehr als das Vierfache vorsichtig unter engmaschiger Kontrolle und mit einer geringeren Dosierung bzw. einem weniger potenten Statin.
    • Falls die Beschwerden nach einer Pause sistieren und nach Reexposition wieder auftreten, ist der nächste Schritt, die höchste tolerierte Statindosierung zu etablieren.
    • Es empfiehlt sich, mit einer sehr niedrigen Statindosierung zu beginnen, z. B. Simvastatin 10 mg. Alternativ kann das Statin nur jeden 2. Tag oder seltener eingenommen werden.
    • Die Dosisfindung kostet Zeit, da die Dosierung nicht schneller als im Zweiwochenrhythmus gesteigert werden sollte.
  • Nachdem die Behandlung durch Änderung des Statinpräparats, der Dosierung oder der Einnahmefrequenz optimiert wurde, können mehr als 90 % der SAMS-Patient*innen dauerhaft mit einem Statin behandelt werde.11

Therapieempfehlungen anderer Fachgesellschaften

DGK (Deutsche Gesellschaft für Kardiologie)

  • Die DGK hat die Empfehlungen der europäischen Guidelines for the management of dyslipidaemias von 2019 übernommen.5
  • Dabei gibt es u. a. folgende wesentliche Unterschiede zu den DEGAM-Empfehlungen:
    • Abhängig vom kardiovaskulären Gesamtrisiko werden für die einzelnen Lipide feste Zielwerte genannt.
    • Zum Erreichen der Zielwerte wird eine Auftitration der Statindosis empfohlen.
    • Falls Statine nicht ausreichend zum Erreichen des Zielwerts sind, sollen zusätzliche Medikamente (Ezetimib, PCSK9-Hemmer oder Gallensäurebinder für LDL; Fibrate für Triglyzeride) in Kombination eingesetzt werden.

DGKJ (Deutsche Gesellschaft für Kinder- und Jugendmedizin)

  • Die Leitlinie der DGKJ zu Hyperlipidämien bei Kindern und Jugendlichen ist mittlerweile abgelaufen, aber enthielt u. a. folgende Punkte:7
  • Diagnostik
    • Bei anamnestischen Hinweisen auf eine möglicherweise in der Familie vorliegende, erbliche Form der Hyperlipidämie sollte in jedem Lebensalter, in der Regel ab dem 2. Lebensjahr, eine Lipidbestimmung angeboten werden.
    • Unabhängig von der Familienanamnese sollte bei jedem Kind oder Jugendlichen einmalig eine Cholesterinbestimmung im Rahmen einer Vorsorgeuntersuchung (vorzugsweise im Vorschulalter bei der U9) angeboten werden, da durch eine allein an der Familienanamnese orientierte Diagnostik die Mehrzahl der Kinder mit ausgeprägter Hypercholesterinämie nicht erkannt wird.
  • Therapie
    • Hyperlipidämien sollen bereits im Kindes- und Jugendalter diagnostiziert und behandelt werden, um das Risiko langfristiger Schäden zu reduzieren.
    • Lebensstil- und Ernährungsmodifikationen
      • Bei Kindern und Jugendlichen mit LDL-Cholesterin oberhalb des altersgemäßen Referenzbereiches und normalem HDL-Cholesterin sollte ab dem Alter von 2 Jahren eine altersgemäße Ernährungsmodifikation zur Senkung des LDL-Cholesterins durchgeführt werden.
      • Bei adipösen Patient*innen führt eine Gewichtsabnahme häufig zur Normolipidämie und ist anzustreben.
      • Regelmäßige körperliche/sportliche Aktivität zur Unterstützung der diätetischen Therapie ist unbedingt erforderlich, insbesondere auch bei Übergewicht und Adipositas.
    • medikamentöse Therapie
      • Eine medikamentöse lipidsenkende Therapie sollte bei Kindern ≥ 8 Jahren unter einer konsequent durchgeführten 3- bis 6-monatigen Lebensstil- und Ernährungsmodifikation in folgenden genannten Bedingungen erwogen werden:
      • LDL-Cholesterin > 190 mg/dl (> 4,9 mmol/l) ohne positive Familienanamnese und keine hoch- oder mäßiggradige Risikofaktoren oder Risikokonditionen
      • LDL-Cholesterin ≥ 160 mg/dl (≥ 4,1 mmol/l) und positive Familienanamnese oder zumindest ein hochgradiger Risikofaktor oder eine Risikokondition oder mindestens 2 mäßiggradige Risikofaktoren oder Risikokondition
      • Das Ziel einer LDL-senkenden Therapie in Kindheit und im Jugendalter ist es, den LDL-Cholesterinspiegel unter die < 95. Perzentile (≤ 130 mg/dl [≤ 3,4 mmol/l]) zu verringern.
      • Statine werden bei Kindern und Jugendlichen mit Hypercholesterinämie als Medikamente der 1. Wahl empfohlen und sind behördlich zugelassen ab einem Alter von 8 (Pravastatin) oder ab 10 Jahren (einige andere Statine).
    • Betreuung
      • Kinder und Jugendliche mit Hyperlipidämien und ihre Eltern sollen eine kompetente und einfühlsame, altersgemäße Aufklärung und sachgerechte Informationen erhalten.
      • Bei Bedarf sollte zusätzlich eine psychosoziale Unterstützung angeboten werden.
      • Erforderlich ist eine altersgerechte, professionelle Ernährungsberatung und wiederholte Schulung durch eine pädiatrische Ernährungsfachkraft.
      • Die Betreuung betroffener Patient*innen sollte in enger Kooperation zwischen hausärztlich tätigen Kinder- und Jugendärzt*innen bzw. Hausärzt*innen und einem erfahrenen Stoffwechselzentrum erfolgen.

Alternative medikamentöse Therapieoptionen

  • In der Leitlinie der ESC bzw. DGK werden die folgenden Medikamente als Therapieoptionen vorgeschlagen und daher kurz vorgestellt.5

Ezetimib

  • Ezetimib hemmt selektiv die enterale Resorption sowohl des alimentären wie biliären Cholesterins.
  • Zulassung in Deutschland in Kombination mit Statin zur Sekundärprophylaxe für Patient*innen mit Z. n. ACS mit unzureichender alleiniger Statintherapie
  • Fazit der Arzneimittelkommission der Deutschen Ärzteschaft im Jahr 20126
    • Abgesehen von der extrem seltenen familiären Sitosterolämie ist Ezetimib aufgrund der fehlenden Evidenz bezüglich einer Reduktion kardiovaskulärer Ereignisse in der Monotherapie nicht indiziert. Im Einzelfall kann der Einsatz von Ezetimib als Kombinationspartner für Statine bei Patient*innen mit hohem Risiko und sehr hohen LDL-Cholesterinwerten erwogen werden, bei denen die erwünschte LDL-Reduktion mit einem ausreichend dosierten Statin nicht erzielt werden kann, obgleich auch hier für Ezetimib kein über den Statineffekt hinausgehender, zusätzlicher Nutzen zur Senkung des kardiovaskulären Risikos gesichert ist.
  • Die IMPROVE-IT-Studie zeigte, dass Ezetimib, als Ergänzung zu Statin, in der Sekundärprophylaxe nach ACS zu einer Reduktion der primären Endpunkte (kardiovaskulärer Tod, Herzinfarkt, instabile Angina, Revaskularisation oder Schlaganfall) von 35 % bei Placebo auf 33 % bei Ezetimib führt.12
    • Dies bedeutet, dass 50 Patient*innen während 7 Jahren behandelt werden müssten, um einen primären Endpunkt zu verhindern (die NNT beträgt 50).

Fibrate

  • Aktivierung der intrazellulären PPAR-Rezeptoren mit anschließender Steigerung des Fettsäure-Abbaus in den Peroxisomen
  • Gemfibrozil, Fenofibrat und Bezafibrat sind zugelassen für die Behandlung von schweren Hypertriglyzeridämien und gemischten Hyperlipidämien, wenn ein Statin kontraindiziert ist oder nicht vertragen wird.4
    • Nur Fenofibrat ist zusätzlich für eine Kombinationsbehandlung mit einem Statin zugelassen.
  • Positiver Effekt wahrscheinlich vor allem bei Männern mit Diabetes und kombinierter Dyslipidämie (HDL < 40 mg/dl und erhöhte Triglyzeride > 200 mg/dl).13
  • Es treten zwar weniger kardiovaskuläre Ereignisse auf, jedoch konnte keine Verlängerung der Lebenszeit nachgewiesen werden.4

PCSK9-Antikörper (Evolocumab, Alirocumab)

  • PCSK9 ist eine Serin-Protease (Enzym), die den Abbau von LDL-Rezeptoren auf Hepatozyten fördert.
    • Die Antikörper deaktivieren das Enzym und sorgen dafür, dass die LDL-Rezeptoren nicht abgebaut und vermehrt LDL aus dem Blut aufgenommen werden kann.
  • In mehreren randomisierten Studien wurde nachgewiesen, dass Evolocumab zu einer signifikanten Reduktion des LDL (um 60 % mehr als ein Placebo) führen kann, wenn es als Ergänzung zu einem Statin bei Patient*innen mit familiärer Hypercholesterinämie verabreicht wird14 und als Ergänzung zur Standardbehandlung bei Patient*innen mit Herz-Kreislauf-Erkrankungen.15
    • Alirocumab (PCSK9-Antikörper) reduziert über 52 Wochen das LDL-Cholesterin im Vergleich zur Therapie mit max. Statindosis bzw. Statin und zusätzlichem Ezetimib signifikant. Ob dadurch auch harte klinische Endpunkte relevant beeinflusst werden, ist bisher nicht nachgewiesen.16-17
  • Zulassung in Deutschland für die Hypercholesterinämie, verordnungsfähig nur durch Endokrinolog*innen, Lipidolog*innen, Diabetolog*innen und Kardiolog*innen

Empfehlungen für Patient*innen

  • Nach Empfehlung der DEGAM sollten die Patient*innen in folgenden Bereichen beraten werden:4
    • Bewegung: regelmäßige körperliche Aktivität (ab täglich 15 min oder 90 min/Woche moderat intensiver Bewegung sind Effekte zu erwarten)
    • Ernährung: mediterrane Kost (möglichst geringer Anteil gesättigter Fette) 
      • täglich: Getreide, Gemüse, Obst, 1,5–2 l Wasser und ungesüßten Kräutertee, Milchprodukte, Olivenöl, Oliven, Nüsse, Körner/Saat, Gewürze wie Kräuter, Knoblauch oder Zwiebeln (zur Reduktion des Salzkonsums)
      • wöchentlich: Fisch/Meeresfrüchte, weißes Fleisch, Eier, Kartoffeln
      • nur gelegentlich: Süßigkeiten, Kuchen/Gebäck, Fruchtsäfte, Softdrinks, moderater Alkoholkonsum bis 1 Glas Wein täglich (Frauen) bzw. 2 Gläser (Männer), rotes Fleisch (industriell verarbeitetes Fleisch möglichst vollständig meiden)
    • Rauchstopp

Evidenz zur Primärprophylaxe mit Statinen

  • Der Nutzen von Statinen in der Primärprophylaxe nimmt mit einem zunehmenden Risiko für kardiovaskuläre Erkrankungen zu.
  • Ein Cochrane-Review kommt zu folgenden Effekten einer Primärprophylaxe mit Statinen in Fixdosis bei Risikopatient*innen: 18
    • Senkung der Gesamtmortalität (14 % relative Risikoreduktion),
    • der kardialen Mortalität (18 % RRR)
    • der kardialen Ereignisse (27 % RRR)
    • der cerebralen Ereignisse (22 % RRR) und
    • der kardiovaskulären Ereignisse insgesamt (25 % RRR).

Verlauf, Komplikation und Prognose

Verlauf

  • Die Lipidwerte variieren mit dem Alter und Geschlecht und steigen mit zunehmendem Alter regelhaft an.

Komplikationen

Prognose 

  • Die Prognose ist sowohl vom Cholesterinspiegel als auch vom Gesamtrisiko für eine kardiovaskuläre Erkrankung abhängig.

Verlaufskontrollen unter medikamentöser Therapie

Lipidwerte

  • Laut DEGAM ist eine Lipid-Kontrolle unter laufender Statinbehandlung nicht erforderlich, da es keine definierten Zielwerte gibt und keine Dosistitration stattfinden soll.4
  • Die DGK empfiehlt folgende Kontrollintervalle:5
    • nach Beginn der Therapie: 8 (± 4) Wochen
    • Nach Anpassung der Therapie: 8 (± 4) Wochen, bis der Zielwert erreicht ist.
    • nach Erreichen des Zielwerts: jährlich (falls nicht Adhärenzprobleme oder andere spezifische Gründe für eine häufigere Bestimmung sprechen).

Leberenzyme (ALT/GPT) – die DKG empfiehlt folgende Kontrollintervalle

  • Der gesamte Abschnitt basiert auf dieser Referenz.5
  • Vor der Therapie
    • Einmal 8–12 Wochen nach Therapiebeginn und nach einer Dosiserhöhung. Danach wird eine routinemäßige Kontrolle der ALT während der Statintherapie nicht empfohlen, es sei denn, es entwickeln sich Symptome, die auf eine Lebererkrankung deuten. Während einer Behandlung mit Fibraten wird weiterhin eine Kontrolle der ALT empfohlen.
  • Was tun, wenn die Leberenzyme bei Patient*innen unter lipidsenkender Medikation ansteigen?
    • Wenn ALT < 3 x erhöht ist gegenüber dem oberen Referenzwert:
      • Therapie fortsetzen.
      • erneute Kontrolle der Leberenzyme in 4- bis 6-wöchigem Abstand.
    • Wenn ALT auf ≥ 3x oberer Referenzwert ansteigt:
      • Lipidsenkende Therapie abbrechen oder die Dosis reduzieren und erneute Kontrolle der Leberenzyme binnen 4–6 Wochen.
      • Vorsichtige Wiederaufnahme der Therapie kann nach Normalisierung der ALT erwogen werden.
    • Wenn ALT erhöht bleibt, nach anderen Ursachen dafür suchen.

Muskelenzyme (CK)– die DGK empfiehlt folgende Kontrollintervalle

  • Der gesamte Abschnitt basiert auf dieser Referenz.5
  • Vor Einleitung der Therapie
    • Falls CK-Ausgangswert > 4 x oberer Referenzwert, Pharmakotherapie nicht einleiten; CK-Messung wiederholen.
  • Überwachung während Therapie
    • Eine routinemäßige Überwachung der CK ist nicht erforderlich.
    • CK bei Patient*innen kontrollieren, die eine Myalgie entwickeln (Cave: Statin-assoziierte Muskelsymptome!).

Patienteninformationen

Patienteninformationen in Deximed

Übergewicht und Gewichtsabnahme

Weitere Informationen

Illustrationen

Eruptive Xanthome sind kleine gelbe bis rotbraune Papeln, die über den gesamten Körper verteilt sein können. Häufig besteht eine Hypertriglyzeridämie.
Eruptive Xanthome sind kleine gelbe bis rotbraune Papeln, die über den gesamten Körper verteilt sein können. Häufig besteht eine Hypertriglyzeridämie.
Xanthome/Xanthelasmen: lokale Infiltrate lipidhaltiger Makrophagen (sog. Foam Cells, Schaumzellen), die histologisch an  ein Atherom erinnern.
Xanthome/Xanthelasmen: lokale Infiltrate lipidhaltiger Makrophagen (sog. Foam Cells, Schaumzellen), die histologisch an ein Atherom erinnern.
Xanthelasmen
Xanthelasmen können erblich bedingt sein und auch ohne zugundeliegende Hyperlipidämie auftreten.
Die Konsistenz eines Xanthelasma palpebrarum kann weich bis hart sein. Es tritt häufig symmetrisch im Bereich der Augenlider meistens nasal auf.
Die Konsistenz eines Xanthelasma palpebrarum kann weich bis hart sein. Es tritt häufig symmetrisch im Bereich der Augenlider meistens nasal auf.

Quellen

Leitlinien

  • Deutsche Gesellschaft für Allgemeinmedizin (DEGAM). Leitlinie: Hausärztliche Risikoberatung zur kardiovaskulären Prävention. S3, Stand 2017. www.degam.de
  • Deutsche Gesellschaft für Kardiologie – Herz- und Kreislaufforschung e. V. Pocket-Leitlinie: Diagnostik und Therapie der Dyslipidämien. Stand 2019. www.dgk.org

Literatur

  1. Lohnstein M, Eras J, Hammerbacher C. Der Prüfungsguide Allgemeinmedizin - Aktualisierte und erweiterte 3. Auflage. Augsburg: Wißner-Verlag, 2018.
  2. Durrington P. Dysplipidaemia. Lancet 2003; 362()385): 717-31. www.ncbi.nlm.nih.gov
  3. Robert Koch-Institut. Gesundheit A–Z, Berlin 2014. Fettstoffwechselstörungen. Daten und Fakten www.rki.de
  4. Deutsche Gesellschaft für Allgemeinmedizin (DEGAM). Leitlinie: Hausärztliche Risikoberatung zur kardiovaskulären Prävention. S3. Stand 2017 www.degam.de
  5. Deutsche Gesellschaft für Kardiologie – Herz- und Kreislaufforschung e.V.. Pocket-Leitlinie: Diagnostik und Therapie der Dyslipidämien. Stand 2019. leitlinien.dgk.org
  6. Arzneimittelkommission der deutschen Ärzteschaft. Therapieempfehlung Fettstoffwechselstörungen, Fassung 2012. www.akdae.de
  7. Deutsche Gesellschaft für Kinder- und Jugendmedizin. Hyperlipidämien bei Kindern und Jugendlichen, Diagnostik und Therapie. S2k. Stand 2015. AWMF-Leitlinie Nr. 027-068 www.aerztenetz-bad-berleburg.de
  8. Christoffersen M, Frikke-Schmidt R, Schnohr P, et al. Xanthelasmata, arcus corneae, and ischaemic vascular disease and death in generel population. BMJ 2011; 343: d5497. BMJ (DOI)
  9. Klawki R. Gesundheits-Check: Gesamtcholesterinwert ist auch ohne Nüchternmessung aussagekräftig. Medscape. 21. November 2012 deutsch.medscape.com
  10. Hippisley-Cox J, Coupland C. Unintended effects of statins in men and women in England and Wales: population based cohort study using the QResearch database. BMJ 2010; 340: c2197. BMJ (DOI)
  11. Laufs U, Scharnagl H, Halle M, et al. Behandlungsoptionen bei Statin-assoziierten Muskelbeschwerden. Dtsch Arztebl Int 2015; 112: 748-55. www.aerzteblatt.de
  12. Cannon CP, Blazing MA, Giugliano RP, et al. Ezetimibe added to statin therapy after acute coronary syndromes. N Engl J Med 2015. doi:10.1056/NEJMoa1410489 DOI
  13. Bruckert E, Labreuche J, Deplanque D, et al. Fibrates effect on cardiovascular risk is greater in patients with high triglyceride levels or atherogenic dyslipidemia profile: a systematic review and meta-analysis. Journal of cardiovascular pharmacology^ 2011; 57: 267-72. pubmed.ncbi.nlm.nih.gov
  14. Raal FJ, Stein EA, Dufour R, et al. PCSK9 inhibition with evolocumab (AMG 145) in heterozygous familial hypercholesterolaemia (RUTHERFORD-2): a randomised, double-blind, placebo-controlled trial. Lancet 2014. doi:10.1016/S0140-6736(14)61399-4 DOI
  15. Sabatine MC, Giugliano RP, Wiviott SD, et al. Efficacy and safety of evolocumab in reducing lipids and cardiovascular effects. N Engl J Med 2015. doi:10.1056/NEJMoa1500858 DOI
  16. Cannon CP, Cariou B, Blom D, et al. Efficacy and safety of alirocumab in high cardiovascular risk patients with inadequately controlled hypercholesterolaemia on maximally tolerated doses of statins: the ODYSSEY COMBO II randomized controlled trial. PMID: 25687353 PubMed
  17. Robinson JG, Farnier M, Krempf M, et al. Efficacy and safety of alirocumab in reducing lipids and cardiovascular events. N Engl J Med 2015. doi:10.1056/NEJMoa1501031 DOI
  18. Taylor F, Huffman MD, Macedo AF, et al. Statins for the primary prevention of cardiovascular disease. Cochrane Database Syst Rev 2013. pubmed.ncbi.nlm.nih.gov

Autor*innen

  • Lino Witte, Dr. med., Arzt in Weiterbildung, Innere Medizin, Frankfurt
  • Günther Egidi, Dr. med., Facharzt für Allgemeinmedizin, Bremen (Review)
  • Die ursprüngliche Version dieses Artikels basiert auf einem entsprechenden Artikel im norwegischen hausärztlichen Online-Handbuch Norsk Elektronisk Legehåndbok (NEL, https://legehandboka.no/).

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