Lymphknotenschwellung, Infektion

Geschwollene Lymphknoten in Kombination mit anderen Symptomen sind insbesondere bei Kindern häufig Anlass für einen Arztbesuch. Normalerweise schwellen die Lymphknoten aufgrund einer viralen oder bakteriellen Infektion an und entzünden sich.

 

Was sind geschwollene Lymphknoten?

Die Lymphknoten spielen bei der Abwehr von Viren, Bakterien und anderen Krankheitserregern eine wichtige Rolle. Im Körper gibt es rund 600 Lymphknoten. Eine Lymphknotenschwellung (Lymphadenopathie) liegt dann vor, wenn ein Lymphknoten größer als normal ist. Meist schwellen die Lymphknoten im Hals an, aber auch die Lymphknoten in den Achselhöhlen und der Leiste können anschwellen. Eine Lymphadenitis ist eine Entzündung der Lymphknoten. Die Lage der geschwollenen Lymphknoten gibt einen Hinweis auf die zugrunde liegende Ursache.

Wie die entzündeten und geschwollenen Lymphknoten behandelt werden, hängt von der Ursache ab. Häufig sind rezeptfreie Schmerzmittel (z. B. Paracetamol) und Ruhe ausreichend. In manchen Fällen liegt der Lymphknotenschwellung eine behandlungsbedürftige Erkrankung zugrunde.

Lymphsystem

Die Lymphknoten kommen in Gruppen vor: Jede Gruppe ist für einen bestimmten Bereich im Körper verantwortlich. Dadurch kann die Lage der geschwollenen Lymphknoten bei der Feststellung der zugrunde liegenden Ursache helfen. Bekämpft ein Lymphknoten Viren, Bakterien oder andere Krankheitserreger, kann er auf eine Größe von über 1 cm anschwellen und sich entzünden.

Das Lymphsystem besteht aus einem Netz aus Organen, Gefäßen und Drüsen, das sich durch den gesamten Körper zieht. Ein Lymphknoten ist eine kleine runde oder ovale Ansammlung von Zellen in einer Bindegewebskapsel. Bei den Zellen handelt es sich um weiße Blutkörperchen (Lymphozyten) und Fresszellen (Makrophagen). Die Lymphozyten produzieren Antikörper, die Krankheitserreger auffangen, z. B. Viren. Die Makrophagen bauen die eingefangenen Stoffe ab. Die Lymphknoten filtern die im Körper befindliche Lymphflüssigkeit und schützen vor schädlichen Krankheitserregern.

Symptome

Vergrößerte Lymphknoten können weich oder hart, schmerzfrei oder schmerzhaft sein. Es können je nach Ursache auch die folgenden Symptome auftreten:

  • laufende Nase, Halsschmerzen, Fieber und andere Anzeichen für eine Infektion der oberen Atemwege
  • Halsschmerzen und geschwollene Halslymphknoten bei einer Halsentzündung
  • rote und entzündete Haut über einem geschwollenen Lymphknoten
  • Hautausschlag
  • Geschwollene Arme und Beine aufgrund von verstopften Lymphgefäßen, die durch einen geschwollenen Lymphknoten in tieferen Hautschichten hervorgerufen werden.
  • Fieber, Gewichtsabnahme und Abgeschlagenheit als Hinweis auf eine schwerwiegende Erkrankung
  • Harte Knoten, die in das umliegende Gewebe einwachsen und schnell größer werden, können ein Anzeichen für einen Tumor sein.
  • Eine allgemeine Schwellung der Lymphknoten im gesamten Körper kann auf Infektionen wie Mononukleose (Pfeiffer-Drüsenfieber) oder HIV (selten) bzw. Autoimmunerkrankungen wie Lupus erythematodes oder rheumatoide Arthritis hinweisen.

Ursachen

Die häufigste Ursache für geschwollene Lymphknoten ist eine Infektion, meist eine Virusinfektion z. B. der Atemwege. Es gibt jedoch auch andere Infektionen, insbesondere durch Bakterien verursacht, die ebenfalls häufig auftreten. Auch bei bestimmten Hauterkrankungen oder infizierten Wunden können die Lymphknoten anschwellen. Darüber hinaus gibt es noch andere, seltenere Ursachen.

Häufige Infektionen, die zu einer Lymphknotenschwellung führen können, sind Halsinfektion, Ohrenentzündung, Mononukleose (Pfeiffer-Drüsenfieber) und Wundinfektionen. Seltenere Infektionen sind Tuberkulose, bestimmte sexuell übertragbare Erkrankungen wie Syphilis oder Toxoplasmose (eine parasitäre Infektion, die meist durch den Kontakt mit Kot von infizierten Katzen oder durch Verzehr von nicht durchgegartem Fleisch verursacht wird). Störungen des Immunsystems, die zu geschwollenen Lymphknoten führen können, sind Allergien, Autoimmunerkrankungen wie Lupus erythematodes (eine chronisch entzündliche Erkrankung der Gelenke, Haut, Nieren, des Blutes, des Herzens und der Lunge), rheumatoide Arthritis (eine chronisch entzündliche Erkrankung der Gelenke) und das HI-Virus als Verursacher von AIDS. Selten sind Krebserkrankungen die Ursache für geschwollene Lymphknoten, z. B. Lymphome (Krebs im Lymphsystem) und Leukämie (Blutkrebs, der vom Knochenmark oder dem Lymphsystem ausgeht). Seltener wird die Lymphknotenschwellung von Medikamenten ausgelöst.

Wann sollten Sie ärztlichen Rat suchen?

Die meisten geschwollenen Lymphknoten schrumpfen auf die normale Größe zurück, wenn die zugrunde liegende Ursache, z. B. eine Erkältung, vorbei ist. Sie sollten eine Arztpraxis aufsuchen, wenn die Lymphknoten

  • ohne offensichtliche Ursache angeschwollen sind.
  • länger als 4–6 Wochen geschwollen sind.
  • rot, warm und schmerzempfindlich sind.
  • weiter wachsen.
  • sich hart anfühlen und im umgebenden Gewebe schwer zu bewegen sind.
  • mit Fieber, Nachtschweiß oder unerklärlicher Gewichtsabnahme einhergehen.

Diagnostik

Die Diagnose wird aufgrund der Krankengeschichte und der ärztlichen Untersuchung gestellt. Die Ärztin/der Arzt fragt, wann und wie die geschwollenen Lymphknoten entstanden sind und ob andere Symptome aufgetreten sind. Bei einer körperlichen Untersuchung werden die Lymphknoten abgetastet und ihre Größe, Schmerzempfindlichkeit, Wärme und Festigkeit beurteilt. Der Ort der betroffenen Lymphknoten kann einen Hinweis auf die zugrunde liegende Ursache geben. Ist die Diagnose nicht eindeutig, können auch andere Untersuchungen durchgeführt werden.

  • Blutuntersuchungen: Je nach Verdacht können Blutuntersuchungen zum Ausschluss oder der Bestätigung bestimmter Erkrankungen durchgeführt werden. Die Tests hängen von der vermuteten Ursache ab.
  • Bildgebende Verfahren: Die Lymphknoten können mittels Ultraschall beurteilt werden. Ein Röntgenbild der Lunge oder eine Computertomografie der geschwollenen Lymphknoten können auf Infektionen oder Tumoren hinweisen.
  • Lymphknotenbiopsie: Findet die Ärztin/der Arzt keine Erklärung für die geschwollenen Lymphknoten und vermutet sie/er eine Grunderkrankung, kann Gewebe mit einer dünnen Nadel aus einem Lymphknoten (Biopsie) oder der gesamte Lymphknoten entnommen werden, um das Lymphgewebe mikroskopisch zu untersuchen.
Lymphknoten in der Leiste
Lymphknoten in der Achselhöhle

Gibt es Komplikationen?

In den meisten Fällen treten bei geschwollenen Lymphknoten keine Komplikationen auf, die Schwellung bildet sich von selbst zurück. Ist die Ursache für die geschwollenen Lymphknoten eine Infektion, die nicht behandelt wird, können Komplikationen auftreten.

Abszess (Eitergeschwulst): Ein Abszess ist eine abgegrenzte Eiteransammlung, die aufgrund einer Infektion auftritt. Eiter enthält Flüssigkeit, weiße Blutkörperchen, totes Gewebe und Bakterien oder andere Krankheitserreger. Ein Abszess sollte aufgeschnitten und abgeleitet (drainiert) werden. In manchen Fällen werden Antibiotika eingesetzt. Ein Abszess kann zu schweren Schädigungen führen, wenn er in einem lebenswichtigen Organ auftritt.

Blutvergiftung (Sepsis): Eine bakterielle Infektion kann, ungeachtet des Entzündungsherds im Körper, zu einer Blutvergiftung führen, wenn viele Bakterien in das Blut eindringen und sich im Körper ausbreiten. Eine Blutvergiftung kann zum Versagen wichtiger Organe und im schlimmsten Fall zum Tod führen. Dabei handelt es sich aber um eine seltene Komplikation, die meist bei Personen mit einer schweren Grunderkrankung auftritt. Die Patienten werden im Krankenhaus behandelt und erhalten Antibiotika direkt in das Blut.

Therapie

Geschwollene Lymphknoten aufgrund einer Virusinfektion bilden sich von selbst wieder zurück, wenn die Infektion vorbei ist. Kleine Knötchen können bestehen bleiben, dies ist jedoch normal. Antibiotika helfen bei Virusinfektionen nicht. Die Therapie geschwollener Lymphknoten aus anderen Gründen hängt von der Ursache ab.

Infektion: Die häufigste Therapie bei geschwollenen Lymphknoten aufgrund einer bakteriellen Infektion ist die Gabe von Antibiotika. Paracetamol und andere fiebersenkende Mittel wie Acetylsalicylsäure und Ibuprofen lindern die Beschwerden und hemmen die Entzündung. Acetylsalicylsäure sollte Kindern jedoch nicht verabreicht werden.

Immunerkrankung: Wurden die geschwollenen Lymphknoten durch HIVLupus erythematodes oder rheumatoide Arthritis hervorgerufen, richtet sich die Therapie nach der Grunderkrankung (siehe dort).

Krebs: Sind die Lymphknoten aufgrund von Krebs geschwollen, muss die Krebserkrankung behandelt werden. Je nach Krebsart kann eine Operation, Bestrahlung oder Chemotherapie notwendig sein.

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  • Martina Bujard, Wissenschaftsjournalistin, Wiesbaden

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Literatur

Dieser Artikel basiert auf dem Fachartikel Lymphadenopathie bei Erwachsenen. Nachfolgend finden Sie die Literaturliste aus diesem Dokument.

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