Therapie von Lymphomen

Bei einer Lymphom-Erkrankung besteht die Therapie der Wahl aus einer Kombination von Chemo- und Strahlentherapie. Zur Chemotherapie wird meist eine Kombination von verschiedenen Wirkstoffen (Zytostatika) eingesetzt. Die Anzahl der Zyklen und Strahlendosen sowie die Dauer der Behandlung richten sich nach Stadium und Ausbreitung der Erkrankung.

Was ist ein Lymphom?

Lymphome sind krebsartige Tumoren, die aus Zellen des lymphatischen Systems (v. a. Lymphdrüsen, Milz, Knochenmark) bestehen. Ärzte unterscheiden zwei große Gruppen: Das Hodgkin-Lymphom ist gekennzeichnet durch bestimmte Charakteristika der krebsartig veränderten Lymphomzellen; diese Zeichen weisen die Krebszellen des Non-Hodgkin-Lymphoms nicht auf. Letzteres umfasst mehrere verschiedene Lymphomtypen und kommt deutlich häufiger vor als das Hodgkin-Lymphom.

Behandlung eines Hodgkin-Lymphoms

Ein Hodgkin-Lymphom wird fast immer mit einer Kombination aus Strahlentherapie und Zytostatika behandelt. Die Wahl der Zytostatika und die Anzahl der Zyklen kann zuweilen erheblich variieren und orientiert sich am Erkrankungsstadium (Ausbreitung) und dem Alter der Patientin/des Patienten. Auch ungünstige Faktoren für die Prognose (Risikofaktoren) finden Berücksichtigung.

Die Therapie eines Hodgkin-Lymphoms beginnt in der Regel mit der intravenösen Verabreichung von Zytostatika über eine Infusion in eine der Armvenen. Es handelt sich um eine Kombination verschiedener zellwachstumshemmender Medikamente. Die Behandlung erfolgt in Zyklen mit bestimmten Abständen zwischen den einzelnen Gaben. Wiederholte Untersuchungen – z. B. Computertomografien – während der Therapie tragen dazu bei, das Ansprechen auf die Behandlung einzuschätzen. Eine solche Chemotherapie kann oftmals ambulant erfolgen, die Patienten müssen nicht unbedingt stationär in einem Krankenhaus aufgenommen werden. Im Anschluss an die Chemotherapie erfolgt häufig eine gezielte Bestrahlung des ursprünglichen Tumorbereichs oder möglicher Regionen mit übrig gebliebenen Krebszellen.

Die Planung einer Strahlentherapie nimmt viel Zeit in Anspruch, die Behandlung selbst dauert allerdings nur wenige Minuten. Normalerweise werden 5 Bestrahlungen pro Woche vorgenommen, oftmals erfolgen insgesamt 20 Einzelsitzungen (Fraktionen). Die gesamte Dauer der Strahlentherapie beträgt etwa 4 bis 6 Wochen. Beim Hodgkin-Lymphom lassen sich in der Regel sehr gute Behandlungserfolge erzielen.

Zur Therapie des Hodgkin-Lymphoms wurden in den letzten Jahren gezielt wirksame Medikamente zugelassen, sog. monoklonale Antikörper, die bei einigen Patienten zum Einsatz kommen.

Wenn Sie rauchen, ist es ratsam, den Nikotinkonsum zu beenden, da Rauchen bei Lymphom-Betroffenen das Risiko für einen anderen Tumor erhöht. Zudem ist es wichtig, die Ärzte, bei denen Sie in Behandlung sind, genau zu informieren, falls Sie alternative Heilmittel (Mistel, Gingko etc.) einnehmen, da diese Substanzen zum Teil das Abwehrsystem des Körpers beeinflussen können (das ja durch die Krebserkrankung bereits in seiner Funktion gestört ist). Frauen im gebärfähigen Alter sollten während der Therapie auf eine wirksame Verhütung achten, weil die Wirkstoffe Schäden bei einem sich entwickelnden Embryo hervorrufen können. 

Behandlung eines Non-Hodgkin-Lymphoms

Die Therapie bei einem Non-Hodgkin-Lymphom besteht in erster Linie aus der Verabreichung von Zytostatika. Wie auch beim Hodgkin-Lymphom wird die Chemotherapie ausgehend von Erkrankungsstadium, Ausbreitung des Tumors (Streuung), Zellart, Alter der erkrankten Person und diversen Prognosefaktoren an die jeweilige Behandlungssituation angepasst. In einigen Fällen genügt eine recht milde Chemotherapie in Tablettenform, während andere einer sehr starken Behandlung bedürfen, z. B. bei Leukämie. Die Nebenwirkungen variieren daher erheblich. Inzwischen kommen bei einigen Lymphomtypen auch sehr gezielt wirkende Substanzen zum Einsatz, monoklonale Antikörper.

Auch bei Non-Hodgkin-Lymphomen erfolgt zuweilen nach vorangegangener Behandlung mit Zytostatika eine ergänzende (adjuvante) Strahlentherapie. Die Prinzipien für eine Bestrahlung entsprechen im Großen und Ganzen denen bei der Behandlung eines Hodgkin-Lymphoms, allerdings ist das zu bestrahlende Areal oftmals etwas kleiner. Die Prognose für Menschen mit Non-Hodgkin-Lymphom hat sich zunehmend verbessert. Unter dem Begriff „Non-Hodgkin-Lymphom“ werden sehr unterschiedliche Tumoren zusammengefasst, was sich auch in einer unterschiedlichen Langzeit-Überlebenswahrscheinlichkeit niederschlägt, die bei manchen Non-Hodgkin-Formen bis zu 90 % betragen kann.

Nebenwirkungen der Strahlentherapie

Wie auch die meisten anderen Krebstherapien können unter einer Lymphombehandlung unterschiedliche Nebenwirkungen auftreten. Entgegen der Befürchtung vieler Betroffener werden bei der Strahlentherapie, die bei Lymphomen eingesetzt wird, keine radioaktiven Substanzen in den Körper eingebracht. Man kann daher direkt im Anschluss normalen Kontakt zu anderen Menschen haben. Von der Bestrahlung selbst spürt man nichts, während man unter dem Apparat liegt.

Üblicherweise wird zwischen akuten und chronischen Nebenwirkungen einer Strahlentherapie unterschieden. Die akuten Nebenwirkungen zeigen sich in der Regel während oder kurz nach der Bestrahlung und stehen im Zusammenhang mit der bestrahlten Region. Eine Bestrahlung von Mund- und Halsbereich hat oft Mundtrockenheit, Reizung der Schleimhäute sowie Schluckbeschwerden zur Folge.

Ist die Behandlung auf den Magen ausgerichtet, kommt es häufig zu Übelkeit und Durchfall, auch Erbrechen ist möglich. Eine Bestrahlung der Haut führt zu Rötungen wie bei einem Sonnenbrand. Eines der häufigsten Symptome ist Haarausfall. Die akuten Nebenwirkungen lassen allerdings meist nach einigen Monaten nach. Mögliche Nebenwirkungen in dieser Zeit sollten Sie stets mit dem ärztlichen Personal besprechen, das Ihnen Ratschläge zur Linderung der Beschwerden geben kann.

Nach einer Bestrahlung der Haut ist besonders auf ausreichenden UV-Schutz zu achten. War die Therapie auf den Halsbereich ausgerichtet, so kann dies langfristig zu einer Verschlechterung der Schilddrüsenfunktion führen. Diese sollte daher jährlich von einem Spezialisten überprüft werden. Nach einer Strahlenbehandlung der Atemwege sollte das Rauchen unbedingt vermieden werden, da es unter anderem das Krebsrisiko zusätzlich erhöht. Eine Bestrahlung der Bauch- und Beckenregion kann zu Darmbeschwerden und – bei beiden Geschlechtern – zu verminderter Fertilität (Fortpflanzungsfähigkeit) führen.

Viele der Nebenwirkungen legen sich mit der Zeit. Andere bleiben über einen längeren Zeitraum bestehen. Bestrahlte Haut zeigt eine leichte rötliche Sprenkelung und fühlt sich möglicherweise etwas dicker an. Betroffene sollten daher äußerst vorsichtig sein, wenn sie ihre Haut der Sonne aussetzen. Im Lungengewebe kann es infolge einer Bestrahlung zu Narbenbildungen kommen. Für Nichtraucher sind diese in der Regel komplikationsfrei. Raucher riskieren allerdings auf lange Sicht Lungenkomplikationen. Die wichtigste Maßnahme zur Verhinderung derartiger Probleme ist, mit dem Rauchen aufzuhören. Nach Bestrahlung der Mundschleimhaut kommt es oft zur Kariesbildung. Daher werden regelmäßige zahnärztliche Kontrollen empfohlen.

Nebenwirkungen von Zytostatika

Auch bei gesunden Zellen können Zytostatika zeitweilig Schäden verursachen. Übliche Nebenwirkungen sind allgemeine Abgeschlagenheit, Müdigkeit, Appetitlosigkeit, Übelkeit bis hin zum Erbrechen und Haarausfall. Nach Beendigung der Therapie verschwinden diese Nebenwirkungen von allein. Die Haare beginnen wieder zu wachsen. Die mit der Immunabwehr in Zusammenhang stehenden Blutkörperchen sind von der Wirkung der Zytostatika ebenfalls betroffen. Aufgrund der herabgesetzten Immunabwehr zeigen die behandelten Personen eine erhöhte Infektionsanfälligkeit. Solche Infektionen können einen sehr ernsten Verlauf nehmen. Sie erhalten detaillierte Informationen, was im Falle von Fieber zu tun ist.

Durch Zytostatika (und Bestrahlung) können Keimzellen (Eizellen der Frau, Spermien des Mannes) geschädigt werden. Um bei einem ggf. späteren Kinderwunsch funktionsfähige Keimzellen zur Verfügung zu haben, können diese vor Beginn der Therapie entnommen und eingefroren (kryokonserviert) werden. Lassen Sie sich von Ihrer Ärztin oder Ihrem Arzt beraten.

Langfristig steht die Behandlung mit Zytostatika im Zusammenhang mit einem erhöhten Risiko, an Leukämie (verschiedene Krebserkrankungen des blutbildenden Systems) oder auch anderen Krebsformen zu erkranken. Auch Herz- und/oder Lungenerkrankungen können infolge einer Chemotherapie auftreten.

Hochdosis-Chemotherapie mit autologer Stammzelltransplantation

Diese Therapieform hat zum Ziel, das Knochenmark, in dem die krankhaft veränderten Lymphzellen ihren Ursprung haben, durch gesunde Zellen zu ersetzen. Im ersten Schritt werden dazu Knochenmarkzellen bzw. Stammzellen (die auch im Blut zu finden sind) entnommen und im Labor „gereinigt". Bei der anschließenden Chemotherapie ist die Zytostatikadosis höher als bei einer herkömmlichen Krebsbehandlung. Durch die hohe Dosierung wird die Blutbildungsfunktion des Knochenmarks empfindlich gestört und es kommt innerhalb von 2–6 Wochen zum Knochenmarkversagen. Genau das ist erwünscht, denn das erkrankte Knochenmark soll beseitigt werden. Als Nebenwirkungen der Behandlung treten Immunschwäche und erhöhte Blutungsneigung auf. Um das körpereigene Knochenmark und damit das Immunsystem wieder aufzubauen, werden der behandelten Person direkt im Anschluss an die Hochdosistherapie ihre gereinigten, gesunden Knochenmarkzellen zugeführt. Diese wurden nach der Aufbereitung im Labor tiefgefroren und nach Beendigung der Hochdosistherapie aufgetaut. Als Transfusion werden sie in eine Vene der betroffenen Person eingeleitet und so dem Blutkreislauf wieder zugeführt. Die Stammzellen finden ihren Weg vom Blut ins Knochenmark allein, sie wachsen dort an und beginnen sich zu teilen. Das auf diese Weise neu gebildete Knochenmark ersetzt die krankhaft veränderten Lymphzellen. Die Behandlung ist allerdings beschwerlich und mit erheblichen Nebenwirkungen verbunden. Eine Hochdosis-Strahlentherapie mit autologer Stammzelltransplantation ist nur bei einigen wenigen Lymphomarten indiziert, gilt aber in den entsprechenden Fällen als Therapie erster Wahl.

Kommt es beim Non-Hodgkin-Lymphom zu einer Rückkehr (Rezidiv) krankhaft veränderter Lymphomzellen und somit zu einem Fortschreiten der Erkrankung in ein höheres Stadium, kann erneut eine stammzellunterstützte Hochdosistherapie infrage kommen. Beim Hodgkin-Lymphom ist sie im Falle eines Rezidivs unter bestimmten Voraussetzungen angezeigt, beispielsweise auch dann, wenn durch die Erstbehandlung keine vollständige Heilung erreicht wurde.

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Autoren

  • Thomas M. Heim, Dr. med., Wissenschaftsjournalist, Freiburg
  • Susanne Meinrenken, Dr. med., Bremen

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