Anämie (Blutarmut) bei chronischen Erkrankungen

Bei verschiedenen chronischen Krankheiten kann es zu einer Blutarmut (Anämie) kommen. Darunter leiden vor allem ältere Menschen.

 

Was ist eine Anämie bei chronischen Erkrankungen?

Mit einer Anämie ist ein Hämoglobinwert (Hb-Wert) gemeint, der unter dem Normalniveau liegt. Bei verschiedenen chronischen Erkrankungen kann durch die Grundkrankheit eine Anämie entstehen.

Meist ist die Krankheitsgeschichte durch die zugrunde liegende Krankheit geprägt. Die Anämie ist häufig nur eine Nebenerscheinung. Die üblichen Symptome einer Anämie sind Blässe, Müdigkeit, Schwindelgefühl, verringerte körperliche Leistungsfähigkeit, Herzklopfen, Kurzatmigkeit und Brustschmerzen bei Anstrengung. Bei älteren Menschen ist eine Anämie bei chronischen Erkrankungen besonders häufig.

Ursachen

Die Gründe für eine Anämie bei chronischen Erkrankungen können vielschichtig sein. Die wichtigste Ursache ist ein Eisenmangel aufgrund von Hepcidin, einem in der Leber gebildeten Hormon. Häufig sind auch eine verkürzte Lebensdauer der roten Blutkörperchen sowie eine Störung im Knochenmark, ausgelöst durch Entzündungsphänomene und Immunreaktionen aufgrund der chronischen Erkrankung. Ein Nierenversagen kann durch einen Mangel an Erythropoetin, einem Hormon, das die Produktion der roten Blutkörperchen anregt, eine Anämie auslösen.

Hier können mehrere Auslöser zugrunde liegen. Häufige Ursachen sind chronische Entzündungen oder Infektionen, rheumatische Erkrankungen, Krebs, Nierenleiden und Leberkrankheiten.

Diagnostik

Die Diagnose wird häufig als Nebenbefund der Hauptkrankheit gestellt. Die Krankheitshistorie wird meist von der chronischen Grunderkrankung dominiert. Der Verdacht auf eine Anämie entsteht anhand der Beschreibung typischer Anzeichen für eine Anämie.

Bei einer Untersuchung kann sich die Anämie in Form blasser Haut und eines schnellen Pulses äußern. Meist wird eine allgemeine ärztliche Untersuchung durchgeführt, um nach den Auslösern der chronischen Erkrankung zu suchen.

Verschiedene Bluttests helfen dabei, eine exakte Diagnose zu stellen. Dabei handelt es sich um Tests des Blutbildes selbst, der Entzündungsparameter und des Eisenstoffwechsels. Zusätzlich können bestimmte Leberwerte untersucht und selten eine Knochenmarkuntersuchung durchgeführt werden.

Behandlung

Eine Behandlung soll die Grundkrankheit lindern oder heilen.

Um die Symptome zu lindern, kann Eisen intravenös zugeführt werden. Eine orale Gabe ist nicht möglich, da Hepcidin die Eisenaufnahme blockiert. Zudem können Mittel wie Erythropoetin zur Anregung der Produktion roter Blutkörperchen gegeben werden.

Nur bei wenigen Patient*innen liegt eine so schwere Anämie vor, dass eine Gabe von Erythrozytenkonzentraten notwendig ist.

Prognose

Die Anämie entwickelt sich meist schleichend über einen längeren Zeitraum und kann das erste Anzeichen der zugrunde liegenden Krankheit sein. Meist ist die Anämie jedoch eine Nebenerscheinung, die von den Symptomen der Grundkrankheit in den Hintergrund gedrängt wird. Die Anämie bessert sich meist schnell, wenn auch die Grundkrankheit abklingt.

Weitere Informationen

Autor*innen

  • Markus Plank, MSc BSc, Medizin- und Wissenschaftsjournalist, Wien
  • Caroline Beier, Dr. med., Fachärztin für Allgemeinmedizin, Hamburg

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References

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