Zusammenfassung
- Definition:Eine dreieckige, konjunktivale Wucherung aus fibrovaskulärem Gewebe, die häufig beidseitig vorliegt und sich in Richtung Hornhaut schiebt.
- Häufigkeit:Die weltweite Prävalenz beträgt 10 %. Am häufigsten in tropischen Regionen.
- Symptome:Augenreizung, Tränenfluss, Fremdkörpergefühl, Sehstörungen.
- Befunde:Typischer Befund.
- Diagnostik:Klinische Diagnose, ggf. augenärztliche Diagnostik.
- Therapie:Exzision, zur Rezidivprophylaxe zusätzliche Medikamente.
Allgemeine Informationen
Definition
- Das Pterygium (Flügelfell) ist eine gutartige fibrovaskuläre Wucherung der Bindehaut, die entweder von nasal oder von temporal in Richtung Hornhaut wächst.1
- Anfangs stehen kosmetische Beeinträchtigungen im Vordergrund, später kann auch das Sehvermögen beeinträchtigt werden.
Häufigkeit
- Die mittlere weltweite Prävalenz liegt bei 10,2 %, das Pterygium kommt in tropischen Regionen häufiger vor.2
- Männer sind häufiger betroffen als Frauen.
Ätiologie und Pathogenese
- Die genauen pathogenetischen Vorgänge sind noch nicht vollständig verstanden.
- Es handelt sich um eine elastoide Degeneration oder auch unregulierte Zellproliferation des Bindehautgewebes, das sich immer weiter vorschiebt.
- Wenn das Bindegewebe über die optische Achse wächst oder die Bulbusmotilität beeinflusst, kann es zu Astigmatismus und anderen Sehstörungen kommen.
Prädisponierende Faktoren
- UV-Licht
- Aufenthalt im Freien, insbesondere zwischen dem 20. und 30. Breitengrad2
- Exposition von Staub und Wind
- Virale Infektionen, z. B. Herpes simplex, Zytomegalie oder HPV3
- Genetische Disposition
- Alter
ICPC-2
- F99 Auge/-Anhangsgeb. Erkrank., and.
ICD-10
- H11 Sonstige Affektionen der Konjunktiva
- H11.0 Pterygium
Diagnostik
Diagnostische Kriterien
- Die Diagnose wird auf Grundlage des typischen klinischen Bildes gestellt.
Differenzialdiagnosen
- Pinguecula
- Bei Pingueculae kommt es nicht zu einer Beteiligung der Kornea.
Anamnese
- Häufiger Aufenthalt im Freien
- Rötungen und Reizungen (Tränenfluss, Fremdkörpergefühl) des betroffenen Auges
- Sehstörungen
- Familienanamnese
Klinische Untersuchung
- Typische, meist dreieckige Wucherung auf der Bindehaut des Bulbus
- In der Mehrzahl der Fälle sind beide Augen betroffen.
Indikationen zur Überweisung
- Eine augenärztliche Untersuchung (Sehvermögen, Spaltlampe, Refraktionsbestimmung) sollte veranlasst werden.
Therapie
Allgemeines zur Therapie
- Kleine Veränderungen können zunächst abwartend beobachtet werden.
- Rötungen und Reizungen können mit Tränenersatz- oder sonstigen Benetzungsmitteln für das Auge gelindert werden.
- Bei zunehmendem Wachstum und beginnenden Sehstörungen operative Entfernung
- Um Rezidiven besser vorzubeugen, kann adjuvant eine medikamentöse Therapie durchgeführt werden.4
- Das alleinige Ausschneiden des Pterygiums führt sehr häufig zu Rezidiven, der zusätzliche Einsatz von wachstumsregulierenden Medikamenten häufig zu unerwünschten Nebenwirkungen.
- Die am wenigsten belastendste Therapie scheint die Verwendung von Angiogenesehemmern zu sein, die aber sehr teuer ist.
- Weitere Studien sind notwendig.3
Operative Therapie
- Pterygiumentfernung durch einfaches Ausschneiden
- Führt häufig zu Rezidiven an gleicher Stelle.5
- Entfernung des Pterygiums mit anschließendem Bindehaut- oder Amniontransplantat
- Das entfernte Gewebe sollte histologisch untersucht werden.
Adjuvante Therapie
- Postoperativ entzündungshemmende Augentropfen (Kortikosteroiden oder Cyclosporin A)
- Mitomycin C hemmt das erneute Wachstum, wegen ausgeprägter Nebenwirkungen bei längerem Einsatz sollte es nur einmalig während der Operation gegeben werden.3
- 5-Fluorouracil oder Angiogenesehemmer wie Bevazicumab können die Rezidivrate senken.
- Manchmal wird eine Strahlentherapie als unterstützende Behandlung eingesetzt.
Prävention
- Schutz vor UV-Licht (Sonnenbrille)
Verlauf, Komplikationen und Prognose
Verlauf
- Ragt das Pterygium in die optische Achse hinein, kann es zu Einschränkungen des Sehvermögens kommen.
- Das Pterygium ist häufig mit anderen Erkrankungen des Auges assoziiert, die ihrerseits durch UV-Schädigung und Alterung verursacht werden können: Katarakt, Glaukom, Makuladegeneration.
Komplikationen
- Astigmatismus nach operativer Therapie
- Die adjuvante Therapie führt nicht selten zu anderen Augenerkrankungen wie Katarakt, Skleritis, Photophobie, Ulzerationen der Sklera oder Kornea.6
Prognose
- Rezidive sind häufig.6
Patienteninformationen
Patienteninformationen in Deximed
Illustrationen
Quellen
Literatur
- Fisher JP. Pterugium. Medscape, last updated Juli 2019 emedicine.medscape.com
- Liu L, Wu J, Geng J, Yuan Z, Huang D, Geografische Prävalenz und Risikofaktoren für Pterygium: eine systematische Überprüfung und Metaanalyse. BMJ offen. 2013 bmjopen.bmj.com
- Nuzzi, R. Tridico, Federico. How to minimize pterygium recurrence rates: Clinical perspectives. Clinical Ophthalmology 2018 www.researchgate.net
- Ang LP,Chua JL,Tan DT, Current concepts and techniques in pterygium treatment. Current opinion in ophthalmology. 2007 pubmed.ncbi.nlm.nih.gov
- Kaufman SC, Jacobs DS, Lee WB, et al. Options and adjuvants in surgery for pterygium: a report by the American Academy of Ophthalmology. Ophthalmology 2013 pubmed.ncbi.nlm.nih.gov
- Hirst LW. Recurrence and complications after 1,000 surgeries using pterygium extended removal followed by extended conjunctival transplant. Ophthalmology. 2012 Nov. 119(11):2205-10. pubmed.ncbi.nlm.nih.gov
Autor*innen
- Monika Lenz, Fachärztin für Allgemeinmedizin, Neustadt am Rübenberge
- Die ursprüngliche Version dieses Artikels basiert auf einem entsprechenden Artikel im norwegischen hausärztlichen Online-Handbuch Norsk Elektronisk Legehåndbok (NEL, https://legehandboka.no/).