Episkleritis

Zusammenfassung

  • Definition:Eine Entzündung der Episklera, der dünnen Schicht aus vaskulärem elastischem Bindegewebe zwischen der Sklera und der Konjunktiva.
  • Häufigkeit:Ziemlich häufig, häufiger bei Frauen.
  • Symptome:Anfangs oft akut, entweder lokalisiert oder diffus. Keine Schmerzen, injizierte Episklera (oft in einem Sektor), leichter Tränenfluss.
  • Befunde:Lokalisierte Hyperämie, normaler Visus.
  • Diagnostik:Ergänzende Untersuchungen nur zur Abklärung von evtl. zugrunde liegenden Erkrankungen.
  • Therapie:Spontaner Rückgang über 1–3 Wochen ohne Behandlung. Bei Bedarf lokale Behandlung mit Kortison oder NSAR.

Allgemeine Informationen

Definition

  • Eine Entzündung der Episklera, der dünnen Schicht aus vaskulärem elastischem Bindegewebe zwischen der Sklera und der Konjunktiva.1
  • Die Episkleritis ist meist idiopathisch und selbstlimitierend.
  • Viel seltener als bei der Skleritis kann auch bei der Episkleritis eine systemische Erkrankung wie Autoimmunerkrankung oder Vaskulitis zugrunde liegen.2

Häufigkeit

  • Relativ häufig, in 2/3 der Fälle einseitig1
  • Häufiger bei Frauen als bei Männern

Ätiologie und Pathogenese

  • Unbekannte Ursache
  • Möglicherweise spielt Hypersensitivität eine gewisse Rolle, auch virale oder bakterielle Infektionen können vorkommen.
  • Kann als einfach oder als nodulär klassifiziert werden.
    • Die einfache (diffuse) Episkleritis tritt oft sektoriell auf.
    • Beim nodulären Typ findet man kleine druckdolente und verschiebliche Knötchen auf der Lederhaut.
    • Das Verhältnis von diffuser zu nodulärer Episkleritis beträgt 70:30.1
  • Durch die Entzündung der Episklera kommt es zu meist auf eine Sektor begrenzten Rötung des Auges und einer überwiegend konjunktivalen Injektion am Bulbus, die Lidränder bleiben oft frei.3

Prädisponierende Faktoren

ICPC-2

  • F73 Augeninfektion/-entzündung, and.

ICD-10

  • H15 Affektionen der Sklera
    • H15.1 Episkleritis
  • H19 Affektionen der Sklera und der Hornhaut bei anderenorts klassifizierten Krankheiten
    • H19.0 Skleritis und Episkleritis bei anderenorts klassifizierten Krankheiten

Diagnostik

Differenzialdiagnosen

Anamnese

  • Beginnt oft akut, entweder lokalisiert oder diffus
  • Bei ca. 30 % der Betroffenen beidseitiger Befall
  • Unangenehmes Gefühl, aber selten Schmerzen, starke Schmerzen sprechen eher für eine Skleritis.
  • Keine Berührungsschmerzen
  • Tränenfluss
  • Keine Sehstörungen
  • Vorangegangene Episoden
  • Begleiterkrankungen
  • Mögliche Auslöser

Klinische Untersuchung

  • Der Visus ist nicht beeinträchtigt.
  • Gerötetes Auge, ein- oder beidseitig
    • Die Rötung ist meist sektoriell auf den Bulbus beschränkt; keine Beteiligung der Augenlid-Konjunktiva.
  • Im Gegensatz zur Skleritis weniger Schmerzen und weniger Lichtempfindlichkeit

Ergänzende Untersuchungen in der Hausarztpraxis

Ergänzende Untersuchung in der augenärztlichen Praxis

  • Die Gabe vasokonstringierender Augentropfen (z. B. Phenylephrin 5 % 1 Tropfen in den Bindehautsack des zu untersuchenden Auges) ermöglicht die Unterscheidung zwischen konjunktivaler (verschwindet) und episkleraler (bleibt bestehen) Injektion.5
  • Die optische Kohärenztomografie (OCT) ist geeignet, die Tiefe der Entzündung darzustellen und eine Episkleritis von einer Skleritis zu unterscheiden.1

Indikationen zur Überweisung

  • Selten erforderlich
  • Bei Visusverlust, sehr starken Schmerzen, prolongiertem Verlauf oder Verdacht auf eine ausgeprägtere Entzündung sollte eine augenärztliche Untersuchung angestrebt werden.

Therapie

Therapieziele

  • Entzündung beheben.
  • Symptome lindern.

Allgemeines zur Therapie

  • Meist ist keine Therapie erforderlich, da die Episkleritis selbstlimitierend ist.
  • Bei zugrunde liegender systemischer Erkrankung sollte diese behandelt werden.

Medikamentöse Therapie

  • Künstliche Tränenflüssigkeiten können hilfreich sein, z. B.:
    • Hydromellose-Augentropfen 4 x tgl. 1 Trpf./Auge
    • 0,5 mg Tetryzolinhydrochlorid 2–3 x tgl. 1 Trpf./Auge
    • oder Hyaluronsäure Augentropfen bei Bedarf.
  • Lokal verabreichte Steroidtropfen können die Entzündung innerhalb von 3–4 Tagen stoppen.
    • Prednisolonacetat 1 % oder Dexamethason 0,1 % initial 1 Trpf. stündlich, dann etwa alle 4 Std. in den Bindehautsack tröpfeln, im Verlauf 3–4 × pro Tag, möglichst kurzfristig
      • Bei Steroidtropfen sind die möglichen Nebenwirkungen bezüglich Glaukom oder Katarakt zu beachten.2
      • Kontaktlinsen während der Behandlung der Entzündung pausieren.
  • Topische NSAR wie Diclofenac 0,1 % 3–5 x tgl. 1 Trpf. können ebenfalls die Entzündung positiv beeinflussen, die möglichen Nebenwirkungen über Brennen im Auge bis hin zu Hornhautgeschwüren sprechen gegen einen Einsatz dieser Tropfen bei einer selbstlimitierenden Erkrankung.2  
  • NSAR systemisch
    • Bietet zusätzliche Wirkung und Symptomlinderung, insbesondere bei Rezidiven.
    • Dosierung und Dauer abhängig von der Beschwerdeintensität, z. B. Diclofenac 50 mg 2–3 x tgl.

Verlauf, Komplikationen und Prognose

Verlauf

  • Im Allgemeinen selbstlimitierend über 1–3 Wochen

Komplikationen

Prognose

  • Episkleritis führt nicht zu okulären Komplikationen und beeinträchtigt nicht die Sehkraft.
  • Rezidive sind möglich.

Verlaufskontrolle

  • Normalerweise nicht erforderlich

Patienteninformationen

Worüber sollten Sie die Patient*innen informieren?

  • In den meisten Fällen ist die Episkleritis eine Erkrankung, die von selbst ausheilt und keine Komplikationen kennt.

Patienteninformationen in Deximed

Illustrationen

Episcleritis.jpg
Episkleritis (Quelle: Wikipedia https://en.wikipedia.org/wiki/Episcleritis)
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Episkleritis (Quelle: Wikipedia https://en.wikipedia.org/wiki/Episcleritis)

Quellen

Literatur

  1. Roy H. Episcleritis. Medscape, last updated Jul 15, 2019 emedicine.medscape.com
  2. Schonberg S, Stokkermans TJ. Episcleritis. 2021 Aug 25. In: StatPearls [Internet]. Treasure Island (FL): StatPearls Publishing; 2021 Jan–. PMID: 30521217. pubmed.ncbi.nlm.nih.gov
  3. Frings A, Geerling G, Schargus M: Red eye—a guide for non-specialists. Dtsch Arztebl Int 2017; 114: 302–12. DOI: 10.3238/arztebl.2017.0302 www.aerzteblatt.de
  4. Bathula BP, Pappu S, Epari SR, Palaparti JB, Jose J, Ponnamalla PK. Tubercular nodular episcleritis. Indian J Chest Dis Allied Sci. 2012 Apr-Jun;54(2):135-6. PMID: 22973786. pubmed.ncbi.nlm.nih.gov
  5. Lang G, Lang G. Augenheilkunde. Georg Thieme Verlag, 27.05.2015 S.187

Autor*innen

  • Monika Lenz, Fachärztin für Allgemeinmedizin, Neustadt am Rübenberge
  • Die ursprüngliche Version dieses Artikels basiert auf einem entsprechenden Artikel im norwegischen hausärztlichen Online-Handbuch Norsk Elektronisk Legehåndbok (NEL, https://legehandboka.no/).

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