Ernährungstipps bei Laktoseunverträglichkeit

Laktoseunverträglichkeit oder Laktoseintoleranz ist eine häufige Nahrungsmittelunverträglichkeit. Der Grund ist eine zu geringe Menge des Enzyms Lactase in der Dünndarmschleimhaut. Durch Meidung von laktosehaltigen Nahrungsmitteln lassen sich die Beschwerden meist vollständig vermeiden.

Was ist eine Laktoseunverträglichkeit?

Laktose ist eine andere Bezeichnung für Milchzucker. Bei einer Laktoseunverträglichkeit (Laktoseintoleranz) liegt ein Mangel des Enzyms Laktase im Darm vor, der dazu führt, dass der Milchzucker vom Körper nicht gespalten werden kann. Die Laktose verbleibt dementsprechend im Darm und wird von Bakterien verstoffwechselt. Typische Beschwerden bei der Aufnahme von Laktose sind Durchfall, Bauchschmerzen und Blähungen. Man geht davon aus, dass in Deutschland etwa 15–20 % der Bevölkerung laktoseintolerant sind. Weltweit und insbesondere in Asien liegt dieser Anteil bedeutend höher. Eine Heilung für eine Laktoseintoleranz existiert nicht. Durch entsprechende Ernährungsumstellung lassen sich die Beschwerden aber meist vollständig vermeiden.

Empfehlungen bei Laktoseunverträglichkeit

Um die Beschwerden zu vermeiden, sollten laktosehaltige Produkte wie Milch und Milchprodukte vermieden werden. Wichtig ist daher eine Ernährungsberatung und Schulung der Betroffenen, um Lebensmittel, die Laktose enthalten, identifizieren zu können. Häufig wird eine zunächst komplett laktosefreie Ernährung für vier bis sechs Wochen empfohlen. Daraufhin kann ein vorsichtiger Versuch mit kleineren Mengen an Milch und Milchprodukten bis zum erneuten Auftreten von Beschwerden durchgeführt werden. So lässt sich die tolerierte Menge der Laktose feststellen. Eine weitere Möglichkeit ist die Einnahme des Enzyms Laktase in Tablettenform gemeinsam mit laktosehaltiger Nahrung. Letztendlich ist der Umgang mit einer Laktoseintoleranz und die Ernährungsumstellung bis zur Beschwerdefreiheit individuell unterschiedlich.

Laktosereduzierte Ernährung

Wenn Sie sich völlig laktosefrei ernähren müssen, sind die Ernährungsempfehlungen denen sehr ähnlich, die Menschen gegeben werden, die Kuhmilcheiweiß vermeiden müssen. Die Umstellung der Ernährung kann zu Beginn schwierig und umständlich escheinen, viele Betroffenen finden aber nach einiger Zeit einen guten Umgang mit der angepassten Ernährung. In den meisten Fällen ist auch kein kompletter Verzicht auf laktosehaltige Lebensmittel notwendig.

Die Laktosemenge, die Personen mit einer Laktoseunverträglichkeit ohne Beschwerden vertragen, variiert. Die meisten Betroffenen vertragen 1–5 g Laktose täglich, vor allem, wenn die Milchprodukte zusammen mit anderen Nahrungsmitteln konsumiert werden. 5 g Laktose entspricht der Menge in etwa 100 ml Milch. Hartkäse und Butter werden meist gut vertragen, da sie keine oder wenig Laktose enthalten. Sauermilch und Joghurt enthalten etwas weniger Laktose und werden besser als süße Milch vertragen. Molkenkäse und Molkenbutter sollten hingegen vermieden werden.

Es kann zudem schwierig sein, den Laktosegehalt verschiedener Nahrungsmittel nur durch das Lesen des Verzeichnisses der Zutaten zu bewerten. Zudem kann Laktose natürlich auch in Produkten vorkommen, bei deren Herstellung Milch verwendet wurde (Brot, Würstchen etc.) Grundsätzlich enthalten Lebensmittel, die Milch enthalten, auch Laktose. Folgende Angaben unter den Zutaten lassen auf einen Laktosegehalt schließen:

  • Butter, Buttermilchpulver, Crème fraîche, Joghurt, Joghurtpulver, Kondensmilch, Laktose, Magermilchpulver, Margarine, Milch, Milchpulver, Milchzucker, Molke, Molkepulver, Sahne, Sahneeis, Sauerrahm, Trockenmilch
  • Wenn Laktose, Milchzucker, Milch, Trockenmilch, Magermilchpulver oder Sahne am Anfang der Zutatenliste steht, kann das Produkt viel Laktose enthalten. Wenn einer der Begriffe am Ende des Verzeichnisses vorkommt, ist der Laktosegehalt niedriger.

Laktosereduzierte Lebensmittel

Heutzutage sind im Handel zunehmend speziell gekennzeichnete, laktosereduzierte Produkte, wie z. B. laktosefreie Milch erhältlich. Hierbei handelt es sich um Kuhmilch, die entsprechend behandelt worden ist, um den Milchzucker aufzuspalten. Diese Produkte können eine Alternative oder Ergänzung darstellen, wenn eine Ernährungsumstellung schwerfällt. Ein weiterer Vorteil ist, dass die Kalziumzufuhr durch Milchprodukte erhalten bleibt. Als Ersatz für normale Milch kann auf andere Milcharten wie Sojamilch, Reismilch oder Hafermilch zurückgegriffen werden. Einigen dieser Milcharten wird Kalzium zugesetzt und sie können damit als Alternative zu Milchprodukten verwendet werden.

Auswärts essen

Es kann eine Herausforderung sein, auswärts zu essen, weil Milch in sehr vielen Produkten und Gerichten enthalten ist. Insbesondere bei schwerer Laktoseintoleranz reichen schon kleine Mengen aus, um Beschwerden zu verursachen. Hier kann Rücksprache über den Laktosegehalt und die Zubereitung gehalten werden. Eine andere Möglichkeit ist die Einnahme von Laktase in Tablettenform mit der Mahlzeit.

Nahrungsergänzungsmittel

Wenn sich der Verzehr von Laktose schwer vermeiden lässt oder eine Ernährungsumstellung schwerfällt, kann das Enzym Laktase mit dem Essen eingenommen werden. Dieses Nahrungsergänzungsmittel ist in Tablettenform als rezeptfreies Präparat in der Apotheke erhältlich. Die lindernde Wirkung des Enzyms kann unterschiedlich ausgeprägt sein und es erfolgt in der Regel keine Erstattung durch die Krankenkassen.

Probleme einer laktosereduzierten Ernährung

Menschen mit Laktoseintoleranz sollten sich wie andere an eine allgemein empfohlene, ausgewogene Ernährung halten. Milchprodukte sind für diese zwar nicht zwingend notwendig, jedoch liefern sie einen großen Anteil des benötigten Kalziums. Kalzium ist ein wichtiger Mineralstoff für den Aufbau der Knochen und Zähne. Wenn also komplett auf Milchprodukte verzichtet wird, sollte man andere Kalziumlieferanten wie Spinat oder mit Kalzium angereicherte Sojamilch in die Ernährung mit aufnehmen. Vor allem bei Kindern, Jugendlichen und Schwangeren besteht ein erhöhter Kalziumbedarf.

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  • Jonas Klaus, Arzt, Freiburg i. Br.

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Literatur

Dieser Artikel basiert auf dem Fachartikel Laktoseintoleranz. Nachfolgend finden Sie die Literaturliste aus diesem Dokument.

  1. BMJ BestPractice. Lactase deficiency. Stand Juni 2022. Letzter Zugriff am 20.07.2022. bestpractice.bmj.com
  2. Misselwitz B, Butter M, Verbeke K, Fox MR. Update on lactose malabsorption and intolerance: pathogenesis, diagnosis and clinical management. Gut. 2019 Nov;68(11):2080-2091. doi: 10.1136/gutjnl-2019-318404. Epub 2019 Aug 19. PMID: 31427404; PMCID: PMC6839734. pubmed.ncbi.nlm.nih.gov
  3. Raithel M, Weidenhiller M, Hagel AFK, Hetterich U, Neurath MF, Konturek PC. Kohlenhydratmalassimilation häufig vorkommender Mono- und Disaccharide - Abgestuftes diagnostisches Vorgehen und Differenzialdiagnosen. Dtsch Ärztebl Int 2013; 110: 775-82. www.aerzteblatt.de